WOFFENDORF

„Heiners Traumelf“: unverdorbene Spielfreude und ganz viel Herzblut

Hier regiert der Fussball: Am Spielfeldrand werden Sammelbildchen eingeklebt. Foto: Till Mayer

Der Ball sitzt. Peng, das Leder ist im Netz. „Riiiberrrrrrryyyyyy“, ruft Tillmann. Strahlt übers ganze Gesicht. Läuft quer übers Feld und jubelt, als hätte er gerade die deutsche Mannschaft zum Weltmeister-Titel geschossen.

„Schön ist das“, sagt der 20-Jährige und freut sich so richtig, wenn es auch bei anderen klappt. Leon zum Beispiel schnappt sich den Ball und spurtet los. Der zehnjährige Jugendspieler ist gerne bei „Heiners Traumelf“ dabei. Er sorgt dafür, dass es eine echte Inklusionsmannschaft ist. Denn leider sind die Spieler mit Handicap allzu deutlich in der Überzahl. Der Großteil arbeitet in den Werkstätten St. Joseph.

„Vergangenes Weihnachten hat sich Kapitän André bei mir gemeldet. Weil ihm gerade das Training so gefehlt hat. Das war ein unbezahlbares Geschenk für mich.“
Reinhard Tropschug, Trainer von „Heiners Traumelf“

„Lauf, kleiner Löwe, lauf“, ruft Tillmann dem Jungen zu. So viel grundehrliche Herzlichkeit weiß Leon zu schätzen. Genau in diesem Punkt ist „Heiners Traumelf“ unschlagbar. Bei den rund 25 Teammitgliedern muss Fußball exakt eines machen: jede Menge Spaß. Darum gibt es hier keine überdrehten Spielereltern, die hinter der weißen Linie hereinkrakeelen. Keinen beißenden Ehrgeiz, der jede gute Laune ruiniert.

Obwohl, natürlich geht es ganz ohne Ehrgeiz auch wieder nicht. André Schmidt ist der Kapitän der bunten Truppe. Das schon seit 2012, als das Team gegründet wurde. Darauf ist er mächtig stolz. Und, dass er der Mann im „Kasten“ ist. Der Torwart, auf den es dann am Ende immer ankommt. Ein Mann mit Nerven, der Kapitän eben.

Der 24-Jährige erzählt von spannenden Spielen gegen den Reundorfer Bayern-Fanclub, Damen- und Jugendmannschaften oder gegen das Team der Kreis-Grünen. Besonders über ein Spiel gegen eine Schule in Altötting gerät er ins Schwärmen.

„Beim Gaudi-Turnier in der Kordigasthalle haben wir sogar mal einen Pokal vom Sieger geschenkt bekommen. Aber ich will, dass wir uns den wirklich verdienen“, sagt der junge Mann. Dann hat er einen ganz großen Traum: „Einmal mit unserer Elf gegen die Profis vom Club spielen. Das wäre so schön. Aber das wird wohl nie passieren“, erklärt er.

Der Mann, der hinter der „Traumelf“ steht, heißt Reinhard Tropschug. Der 45-Jährige trainiert die Jugend des FC Baiersdorf und hat „Heiners Traumelf“ gegründet. „Der Zusammenhalt ist riesig“, freut sich der Trainer. Nachhaken gibt es nicht. „Hier wird richtig fair gespielt“, sagt Tropschug. Deswegen zieht der zwölfjährige Nico einfach schnell die Schuhe aus und spielt spontan barfuß mit. Normalerweise kickt er in der Baiersdorfer Jugendmannschaft. „So etwas freut mich zu sehen“, meint der 45-Jährige.

Fußball kann so relaxt sein. „Heiners Traumelf“ tritt bei ihrem Training alle zwei Wochen auf dem Baiersdorfer und ab und an auf dem Woffendorfer Fußballplatz den Beweis an. Tropschug genießt dann die unverdorbene Spielfreude. Lächelt, als er zusieht, wenn am Spielfeldrand die Sammelbilder mit den Fußballheroen eingeklebt werden. Sich viele im Team beim Training ganz stolz ihr Deutschland-Trikot überstreifen, manchmal sogar ein selbstbemaltes. Und Kicker-Weisheiten wie „Hauptsache, das Runde geht ins Eckige“ für anerkennendes Kopfnicken sorgen.

„Vergangenes Weihnachten hat sich Kapitän André bei mir gemeldet. Weil ihm gerade das Training so gefehlt hat. Das war ein unbezahlbares Geschenk für mich“, sagt der Fußball-Trainer. Und blinzelt entspannt in die sommerliche Abendsonne. Tillmann hat gerade wieder einen Ball im Netz versenkt und jubelt natürlich wie Ribery. Von der anderen Mannschaft sagt einer: „Tolles Tor!“ So schön kann Fußball sein.

Ein Team, das zusammenhält: Heiners Traumelf. Foto: Till Mayer
Andre Schmidt (re.) hält den Kasten von „Heiners Traumelf“ sauber. Foto: Till Mayer

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