LICHTENFELS

FiftyFifty-Taxi: halber Preis nun auch per App

Die Landräte Christian Meißner (li.) und Peter Söllner brachten die Kooperation auf den Weg. Foto: Andreas Welz

Mit der Einführung der neuen FiftyFifty-Taxi-App ab dem 1. Juli beschreitet das Landratsamt Lichtenfels neue Wege in seiner Digitalisierungsoffensive. Mit im Boot ist erstmals der Landkreis Kulmbach. „Ich bin stolz, dass wir mit dieser App-Lösung und dem Einsatz von Smartphones ein zukunftsweisendes Projekt mit bundesweitem Pilotcharakter geschaffen haben“, sagte gestern Landrat Christian Meißner bei einem Pressegespräch im Kleinen Sitzungssaal des Landratsamtes.

Der erste Baustein der Neuausrichtung des Angebots im öffentlichen Personennahverkehr, wie im Nahverkehrsplan 2016 festgelegt, werde damit Realität. „Insbesondere steigern wir die Attraktivität des Wohnstandortes Landkreis Lichtenfels für unserer Jugendlichen und jungen Erwachsenen“, stellte der Landrat fest. Profitieren werden, wie bisher, alle 16- bis 27-Jährigen, die bereits hier wohnen und alle, die künftig in den Landkreis kommen. „Ziel bleibt es weiterhin, Alkoholfahrten zu vermeiden, um sicher zum halben Preis anzukommen“, machte Meißner deutlich.

Die Regierung von Oberfranken, vertreten durch den Leitenden Regierungsdirektor Armin Helbig, unterstütze die Einführung der Kooperation mit dem Landkreis Kulmbach mit 75 000 Euro, 85 Prozent der förderfähigen Gesamtkosten. Meißners Dank galt auch den Bürgermeistern im Landkreis für die Übernahme der Kosten zur Freischaltung der Personalausweise für die elek-tronische Datenfunktion. Der Kreistag stelle die Mittel für das Jugendschutzprojekt zur Verfügung. Federführend für das „FiftyFifty-Taxi-Projekt“ waren Markus Simon und Helmut Kurz vom Landratsamt Lichtenfels.

Kooperation mit Landkreis Kulmbach

„Der Landkreis Kulmbach erstellt derzeit seinen Nahverkehrsplan neu und werde mit der FiftyFifty-Taxi-App den Jugendlichen, nach der Einstellung der Discobusse, ein neues, modernes und sicheres Angebot als Ersatz für den Freizeitlinienverkehr machen“, betonte der Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner. Auch im Hinblick auf den Hochschulstandort und Campus Kulmbach mit zusätzlich geplanten 1000 Studenten ab 2020 sei die Einführung des FiftyFifty-Taxis von großer Bedeutung.

Insgesamt sei das FiftyFifty-Projekt Neuland für den Landkreis Kulmbach. „Dank der interkommunalen Kooperation mit den Kollegen aus Lichtenfels werden wir uns aber in diesem Bereich digital völlig neu aufstellen und zukunftssicher machen“, unterstrich Söllner. Die Stichworte „Verwaltung, Industrie und Mobilität 4.0“ würden hier mal wirklich auch umgesetzt. Im Vergleich zu Lichtenfels könnten die Unternehmen im Landkreis Kulmbach nicht auf eine 15-jährige Erfahrung mit dem FiftyFifty-Taxi zurückgreifen. „Daher werden wir vor der Freischaltung für die Öffentlichkeit mit den Taxiunternehmen eine dreimonatige interne Einführungs- und Testphase vom 1. Juli bis zum 30. September 2018 vorschalten“, kündigte Söllner an. Dies habe man mit den Unternehmen im Landkreis Kulmbach so vereinbart.

Mit der neuen App können Jugendliche und junge Erwachsene am Wochenende und an Feiertagen in der Zeit von 21 bis 5 Uhr früh zum halben Preis mit dem Taxi fahren. Die übrigen 50 Prozent übernehmen die jeweiligen Landkreise. Markus Simon erläuterte das Procedere. Zunächst müsse die kostenlose App auf das Smartphon heruntergeladen werden. Um das E-Ticket erstellen zu können, gebe es zwei Möglichkeiten. Bei NFC-fähigen Smartphones kann die Aktivierung bequem von zu Hause oder unterwegs erfolgen. Keine NFC-fähige Smartphones könnten in den Rathäusern oder im Landratsamt aktiviert werden. Sobald die Registrierung erfolgt sei, werde das e-Ticket auf dem Smartphone erstellt.

Völlig papierlos

Dies ist ein einmaliger Vorgang. Ab jetzt könne man das Taxi seiner Wahl bestellen. Ist das Taxi vor Ort, erfasst der Fahrer in seinem Smartphone bei Fahrtbeginn die sechsstellige TAN oder fotografiert den QR-Code. Danach kann die Fahrt starten. Nach der Fahrt beendet der Fahrer die Verbindung und kassiert den halben Fahrpreis. Das passiert alles online und papierlos. Das funktioniere auch bei der Abfahrt oder Ankunft in so genannten Funklöchern.

Dr. Detlef Hühnlein von der Firma ecsec aus Michelau erläuterte die Nutzung der neuen Apps, die höchsten Sicherheitsstandards entsprächen. Erforderlich sei der Personalausweis mit Online-Ausweisfunktion, der aktiviert werden müsse. Manipulationen und Missbrauch seien ausgeschlossen.

Hintergrund

Von 2002 bis 2017 wurden mehr als 160 000 Fahrten vorgenommen und rund 490 000 Personen befördert. Damit waren durchschnittlich drei Fahrgäste je Fahrt gemeinsam unterwegs. Der Preis pro Taxifahrt lag durchschnittlich bei 16,66 Euro. Insgesamt bezuschusste der Landkreis das Fifty-Fifty-Taxi-Projekt in diesen 16 Jahren mit mehr als 1,33 Millionen Euro. Das Projekt brachte beim heimischen Taxigewerbe einen zusätzlichen Umsatz von rund 2,67 Millionen Euro. Der Landkreis selbst bezuschusste jede Fahrt pro beförderte Person somit mit 2,73 Euro.

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