LICHTENFELS

Wohnungen und Reihenhäuser geplant

Das frühere Baywa-Gelände ist Teil des Wohnbauprojekts nahe des ehemaligen Güterbahnhofs. Beim Abriss des dortigen Gebäudes mussten eventuell auftauchende Altlasten entsorgt werden. Foto: Markus Drossel

Auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs nahe der Bamberger Straße sollen auf rund 32 000 Quadratmeter Sozialwohnungen, Eigentumswohnungen und Reihenhäuser gebaut werden. Grünflächen und Kinderspielplätze sind ebenfalls geplant. Bauherr ist der neue Eigentümer des Geländes, das Immobilienunternehmen Wohnen&Leben GmbH im hessischen Bad Soden.

„Die Stadt ist sehr interessiert an unserem Projekt und möchte, dass wir zügig vorankommen.“
Christoph Straube, Investor

Indessen liegt ein neues Bodengutachten der Bahn zur Schadstoffbelastung im zentrumsnahen Gelände vor. Auf dessen Grundlage fordert das Wasserwirtschaftsamt weitere Messstellen und Bodenproben zur Sicherung des Grundwassers sowie eine gutachterliche Begleitung bei einer Bebauung in diesem Bereich.

W&G-Geschäftsführer Christoph Straube traf sich kürzlich in Lichtenfels mit Bürgermeister Andreas Hügerich sowie weiteren Vertretern der städtischen Bauverwaltung und der Landkreisverwaltung zu weiteren Gesprächen. „Die Stadt ist sehr interessiert an unserem Projekt und möchte, dass wir zügig vorankommen“, sagte Straube auf Nachfrage dieser Redaktion. Der Unternehmer spricht von einer bislang außergewöhnlich guten Zusammenarbeit der Verantwortlichen in Lichtenfels mit dem Unternehmen. „Das bin ich von anderen Projekten nicht gewohnt“, sagte er weiter.

Schrebergärten wechselten Besitzer

Das Immobilien-Unternehmen hat – wie bereits berichtet – mit der Bebauung ehemaliger und still gelegter Bahnhofsgelände bereits Erfahrung, so im hessischen Bischofsheim. Dort baut die Wohnen&Leben GmbH laut eines im vergangenen Jahr genehmigten Nutzungsplans in der Nähe eines Wasserturms Reihenhäuser sowie ein Mehrfamilienhaus. Dort wie in Lichtenfels gehörte das Gelände früher der Bahn.

Straube will nach eigenen Angaben seinen Bauantrag für Lichtenfels rasch ausarbeiten lassen und im hiesigen Rathaus einreichen. Er schließt nicht aus, dass es bereits im September/Oktober dieses Jahres den Spatenstich für die neuen Wohneinheiten geben könnte. Das Unternehmen ist im Übrigen auch neuer Eigentümer der Schrebergartenflächen im Anschluss an das geplante Baugelände. „Dort ändert sich aber nichts“, sagte der Unternehmer. Die Pächter der Gärten zahlten ihre Mieten weiterhin an die Bahnlandwirtschaft.

Vor der sich jetzt immer konkreter abzeichnenden Bebauung des früheren Güterbahnhofgeländes müssen allerdings noch Vorgaben erfüllt werden, die aufgrund des jüngsten Gutachtens der Deutschen Bahn zum Untergrund dort gemacht worden sind. Die Expertise ist inzwischen von Fachbehörden wie dem Wasserwirtschaftsamt ausgewertet worden, wie Pressesprecher Andreas Grosch vom Landratsamt mitteilt. Das Wasserwirtschaftsamt fordere angesichts der „Überschreitung“ von Grenzwerten weitere Grundwassermessstellen, Wasserproben sowie zusätzliche Bodenuntersuchungen zur Absicherung der neuen Erkenntnisse. Eine künftige Nutzung des Geländes als Baugebiet müsse darüber hinaus gutachterlich abgesichert werden. Dies gelte auch für alle Planungen, bei denen Menschen mit dem Boden in Berührung kommen, zum Beispiel bei Kinderspielflächen, Park- und Freizeitanlagen, Gewerbegrundstücken oder Kleingärten. Sollten bei der Beplanung Altlasten auftauchen, müssten sie entsorgt werden.

Auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs haben in den vergangenen Jahrzehnten verschiedene Nutzungen stattgefunden. Dort waren unter anderem schon ein Tanklager, ein Waschplatz und Arbeitsbereiche der Bahn in der Nähe von Verladegleisen angesiedelt. „Dies hat zu unterschiedlichen Bodenverunreinigungen geführt“, so das Wasserwirtschaftsamt im September 2016 gegenüber dieser Redaktion.

„Das sind aus unserer Sicht keine gravierenden Belastungen des Bodens.“
Christoph Straube, zu den Ergebnissen des neuen Bodengutachtens

Frühere Untersuchungen an Stellen, wo Altlasten vermutet werden, hätten „Kontaminationen des Bodens“ nachgewiesen, so das Wasserwirtschaftsamt weiter. Die zuständigen Behörden wissen davon. Beweise für eine Gefährdung des Grundwassers gibt es bislang nicht. „Analysen des Grundwassers haben hier bisher keine Grenzwertüberschreitungen bei Schadstoffen gezeigt“, so das Amt 2016 weiter. Bislang gebe es dort zwei Grundwassermessstellen. Die hydrogeologischen Verhältnisse seien in diesem Bereich allgemein „günstig“. Das Gelände liege auf einer Auenlehmschicht, die sehr undurchlässig sei. „Das darunterliegende Grundwasser ist recht gut geschützt“, betonte das Amt damals.

W&G-Geschäftsführer Christoph Straube weiß seit dem Kauf des Grundstücks in Lichtenfels aus den Händen der Bahn-Tochter aurelis von den dortigen Altlasten. Der neue Besitzer sei für deren Beseitigung zuständig, so aurelis-Sprecherin Lena Terzic auf Nachfrage dieser Redaktion.

Altlastensanierung „üblicher Vorgang“

Straube kennt inzwischen auch die Ergebnisse des neuen Gutachtens. „Das sind aus unserer Sicht keine gravierenden Belastungen des Bodens“, sagte er dieser Redaktion gegenüber. Behördliche Vorgaben im Zusammenhang mit der Beseitigung von Altlasten werde sein Unternehmen selbstverständlich erfüllen. Altlastenbeseitigung sei im Zusammenhang mit derartigen Bauprojekten ein „normaler Vorgang“.

Ob und in welchem Umfang schädliche Reste aus früheren Unternehmungen auf dem ehemaligen Güterbahnhofsgelände tatsächlich entsorgt und die Flächen saniert werden müssen, steht derzeit noch nicht fest. Bei dem seit einigen Tagen laufenden Abbruch des alten Baywa-Gebäudes in unmittelbarer Nachbarschaft zum Güterbahnhofgelände werden Altlastenflächen saniert, soweit sie zum Vorschein kommen, so Pressesprecher Andreas Grosch auf Nachfrage dieser Redaktion. Das dortige Gelände ist Teil des geplanten Wohnbauprojekts.

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