
Im 11. Jahrhundert entfalteten die Benediktiner Klöster ihre Pracht. Einigen Mönchen war das Klosterleben nicht mehr streng genug, der Grundsatz „Ora et labora - Bete und arbeite“ kam ihnen zu kurz. Sie taten sich zusammen und gründeten den Reformorden der Zisterzienser. Der Name stammt vom Mutterkloster Cîteaux in Frankreich. „Die Zisterzienser waren sozusagen die religiösen Fundamentalisten des Mittelalters, der Mitbegründer Bernhard von Clairvaux forderte in flammenden Reden zu Kreuzzügen auf“, erzählt Bernhard Christoph, Ortsansässiger mit umfassenden Kenntnissen der Klostergeschichte. Kloster Langheim wurde im Jahr 1132 gegründet, der Ort Klosterlangheim ist aus dem ehemaligem Kloster erwachsen.
Da sich die Zisterzienser nicht über Gott erheben wollten, bauten sie ihre Klöster ins Tal, nicht wie die Benediktiner auf Berge. Die Lage in der Talspinne brachte Nachteile mit sich. Dort läuft nämlich das Wasser zusammen, bei starken Regenfällen gibt es Hochwasser. Doch die Langheimer Mönche wussten damit umzugehen. Sie errichteten Regenrückhaltebecken, die gleichzeitig als Fischweiher dienten und kanalisierten die Bachläufe.
„Wo andernorts das Abwasser noch über die Straßen lief, gab es in der Klosteranlage bereits ein ausgeklügeltes Kanalsystem“, sagt Christoph. Doch die fortschrittlichen Rückhaltebecken hielten nur bis zu 50-jährigen Hochwassern Stand. Daher kam es trotzdem zu Überschwemmungen. Ausgerechnet der Ökonomiehof lag an der tiefsten Stelle des Langheimer Klosters. „Mehr als einmal ist das Vieh im Stall ersoffen“, sagt Christoph.
Wertvolle Bücher verbrannt
Nicht nur mit Wasser hatten die Langheimer Mönche zu kämpfen, sondern auch mit Feuer. Im Konventgebäude war eine umfassende Bibliothek untergebracht mit wertvollen, handgeschriebenen Büchern. Diese Bibliothek ist vom 5. auf den 6. Mai 1802 abgebrannt.
Wirtschaftlich waren die Langheimer Mönche autark. Sie lebten von ihren eigenen landwirtschaftlichen Produkten, verkauften Holz aus dem Klosterwald und hatten ein Brauhaus mit Bierkellern. „Seit den 1790-er Jahren hatten sie sogar eine eigene Ochsenmühle“, so Christoph. Nicht nur handwerklich, sondern auch geistig seien die Langheimer Mönche fleißig gewesen. Abt Mauritius Knauer beispielsweise beschäftigte sich mit der Wettervorhersage. Er ging davon aus, dass es sieben Planeten gebe und jeder das Wetter ein Jahr lang beeinflusse. Nach einem festen Turnus würde sich so das Wetter alle sieben Jahre wiederholen. Knauers Aufzeichnungen waren die Grundlage für den Hundertjährigen Kalender, der bis heute seine Anhänger hat, obwohl das Konzept längst wissenschaftlich wiederlegt ist.
Zum Kloster Langheim gehörten mehrere Ökonomiehöfe im Umland. Einer davon, war der Hof Frankental im heutigen Vierzehnheiligen. Dort stand eine Kapelle, Wallfahrten dorthin gab es bereits seit 1445. Im 18. Jahrhundert stieg die Zahl der Besucher erheblich an, die alte Kirche war zu klein geworden. Deshalb beauftragten die Zisterzienser den Architekten Balthasar Neumann mit dem Bau der Wallfahrtsbasilika und finanzierten das Projekt über 30 Jahre hinweg.
Bezirksheimatpfleger Prof. Günter Dippold kommentiert: „Es ist fraglich, ob Vierzehnheiligen für die Langheimer Mönche wirtschaftlich ein Gewinn war. Bis ins 18. Jahrhundert hinein war Frömmigkeit eine starke Triebkraft für finanzielle Ausgaben.“ Das habe sich später geändert. Der vorletzte Abt, Johann Nepomuk Pitius, wurde sogar wegen seiner Neigung zum Prunk abgesetzt. Seit dem Jahr 1680 ist die gesamte Klosteranlage im Barockstil erneuert worden.
Die Säkularisation
Der letzte große Schicksalsschlag für Kloster Langheim war die Säkularisation. Im Konvent lebten etwa 50 Mönche, dazu kamen noch ungeweihte Laienbrüder sowie viele weltliche Angestellte, die nicht im Kloster wohnten, sondern in den umgebenden Dörfern, zum Beispiel in Mistelfeld. Als der klösterliche Besitz im Jahr 1803 an den Staat überging, verloren viele ihren Arbeitsplatz. Die bayerische Regierung verkaufte das Kloster, viele Gebäude wurden zwischen 1825 und 1860 abgerissen.
Jedes Ende ist ein neuer Anfang. Beispielsweise steht auf dem Klosterplatz eine Friedenslinde, die zum Ende des deutsch-französischen Krieges 1871 gepflanzt wurde. Die Katharinenkapelle ist das älteste Gebäude im Landkreis Lichtenfels. Sie diente als Pfortenkapelle am Klostereingang und stammt aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Ihr romanisches Portal wurde 1907 an einen Antiquitätenhändler verkauft und steht nun im Berliner Bode-Museum.
Kalkarmes Wasser
Bis heute kommt aus dem Brunnen auf dem Klosterplatz kalkarmes Trinkwasser, das die Menschen in der Umgebung nutzen, etwa zum Teekochen oder für die Fische im Aquarium. „Das weiche Quellwasser stammt aus der geologischen Keuperschicht“, erklärt Christoph. Die Mönche hätten es zum Bierbrauen genutzt. Im Ökonomiehof sind nun Ferienwohnungen untergebracht, im ehemaligen Stallgebäude floriert ein Antiquitätenhandel.
Im Heimatmuseum in Klosterlangheim ist ein zwölf Quadratmeter großes Modell ausgestellt, das die gesamte Anlage zeigt, bevor sie zerstört wurde. Die Miniaturhäuser tragen Nummern, die auch an den echten Bauten angebracht sind.
Info: Führungen durch Klosterlangheim sind über das Stadtmuseum in Lichtenfels, Bamberger Straße 3a, Tel. (09571) 739422, oder über die Lichtenfelser Tourist-Information, Marktplatz 10, Tel. (09571) 795101, buchbar.
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