LICHTENFELS

Neues „Herzteam“ für das Klinikum

Vertrag für neues Herzteam unterzeichnet: Klinik-Geschäftsführer Michael Jung, Chefarzt Dr. Erich Dünninger, Fachoberarz... Foto: Roger Martin

Unsere Bevölkerung wird immer älter, die medizinische Versorgung und die Entwicklung der Medizin tragen daran einen gewichtigen Anteil. In Forschungsabteilungen wird ständig an Verbesserungen für die Behandlung von Krankheiten oder an Erleichterungen für medizinische Eingriffen gearbeitet. Ganz besonders gilt das für alles, was das menschliche Herz betrifft. Schließlich gehören Herzkrankheiten zu den häufigsten Gründen für die Verschlechterung von Lebensqualität. Herzversagen zählt zu den häufigsten Todesursachen.

Für eine optimale Versorgung schwerkranker und vor allem älterer Herzpatienten hat das Helmut-G.-Walther-Klinikum in Lichtenfels jetzt einen „großen Schritt“ nach vorne gemacht, wie der Chefarzt der Kardiologie, Dr. Erich Dünninger bei einer Pressekonferenz am Mittwoch betonte. Bei dem Treffen im Klinikum wurde ein neues „Herzteam“ in Zusammenarbeit mit der deutschlandweit bekannten Herzchirurgie der Herz- und Gefäßklinik Bad Neustadt ins Leben gerufen. Dazu unterzeichnete Dünninger gemeinsam mit dem Chefarzt der Herzchirurgie, Prof. Dr. Anno Diegeler und dem Geschäftsführer des heimischen Klinikums, Michael Jung den entsprechenden Vertrag. Es gebe eine langjährige Verbundenheit mit der Neustadter Herzklinik, sagte Erich Dünninger. Nun werde die Zusammenarbeit auf eine neue Stufe gehoben, so Klinikum-Geschäftsführer Michael Jung.

Das neue „Herzteam“ werde es möglich machen, dass Entscheidungen über die jeweils optimale Behandlungsmethode schwerkranker Herzpatienten in Lichtenfels – sei es Operation oder Eingriff im Herzkatheterlabor – in enger Absprache mit Neustadt getroffen werden. Professor Anno Diegeler übernehme dabei den „kardiologischen Part“.

Schonendere Alternative

Durch die intensivere Zusammenarbeit mit Bad Neustadt verbessern sich auch die Behandlungsmöglichkeiten am Klinikum in Lichtenfels. So wird es nach Auskunft von Michael Jung ab etwa April dieses Jahres möglich sein, Patienten mit einer schweren Undichtigkeit der Herzklappen (Mitralklappeninsuffizienz) vor Ort mit einer speziellen und noch verhältnismäßig jungen Herzkathetertechnik zu operieren, bei der über Katheter ein so genannter Mitra-Clip ins Herz eingesetzt wird. Dieses Verfahren sei gerade für zumeist ältere, schwer herzkranke Patienten die schonendere Alternative zu den herkömmlichen Operationen am offenen Herzen, bei denen für eine Reparatur oder einen Ersatz von Herzklappen das Herz stillstehen und eine Herz-Lungen-Maschine die Kreislauffunktion übernehmen muss. Die Einpflanzung des Mitra-Clips, hat – vereinfacht gesagt – die Funktion einer „Wäscheklammer“, so Erich Dünninger. Der Clip ist etwa 2,5 Zentimeter groß, besteht aus Metall, Silikon und Kunstgewebe. Er wird so eingesetzt, dass er die beiden auseinandertriftenden Segel der Mitralklappe im Herz miteinander verbindet. Dadurch verbessert sich die Schließfunktion der Herzklappen wieder, was den Blutfluss durch das Herz normalisiert.

„Im Bereich Kardiologie des Klinikums ist die Zuwachsrate bei den Patienten am größten.“
Michael Jung Geschäftsführer des Klinikums

Ob und wann die Implantation eines Clips ratsam ist, ist eine der wesentlichen Aufgaben des neuen „Herzteams“ Bad Neustadt-Lichtenfels. Professor Diegeler betonte, dass dafür ohnehin nur Patienten in Frage kommen, für die eine Operation am offenen Herzen zu gefährlich sei. „Es ist ein relativ sicherer Eingriff ohne große Komplikationen“, sagte der Chefarzt aus Bad Neustadt weiter.

Erich Dünninger und Michael Jung betonten, dass die Zahl der Herzpatienten am Klinikum in den vergangenen Jahren gestiegen sei. „Im Bereich Kardiologie ist der Patientenzuwachs am größten“, so Jung. Die Herzpatienten kämen landkreisübergreifend nach Lichtenfels, so Jung weiter.

Jung und Dünninger unterstrichen auch, dass die neue Behandlungsmethode die Leistungsfähigkeit der Kardiologie im Klinikum in Lichtenfels nochmals deutlich erweitere. Moderne technische Mittel wie Videokonferenzen sollen die jetzt besiegelte Zusammenarbeit mit Bad Neustadt bald schon weiter optimieren. Dies könnte soweit gehen, dass auch Patienten in die Konferenzen einbezogen werden.

Professor Diegeler verdeutlichte die Wirksamkeit von Eingriffen mit Mitral Clips bei Patienten mit starker Herzleistungsschwäche. Die Leistungsfähigkeit werde deutlich verbessert. Die Lebensqualität steige wieder. So könnten Patienten doppelt so lange Strecken gehen, ohne sich ausruhen zu müssen. „Da ist Einkaufen oder Wohnen im 1. Stock wieder möglich“, sagte der Chefarzt. Der so genannte minimal-invasive Eingriff für die Mitra-Clips dauere etwa 2 bis 3 Stunden, so Diegeler weiter. Er werde unter Vollnarkose und mit Ultraschall ausgeführt. Das Klinikum Lichtenfels wird nach Coburg die zweite oberfränkische Klinik sein, die die spezielle Herzkathetertechnik anbiete, so kardiologische Fachoberarzt Dr. Jiangtao Yu. „Wir sind ein kleines Haus mit einem großen Spektrum in der Kardiologie“, sagte Jung. Vor rund zwei Jahren hatte die Klinik bei der Behandlung von Patienten mit Herzflimmern durch das neue Verfahren des Vorhofohrverschlusses bereist für Aufsehen gesorgt. Die Behandlung gilt als sehr effizient zur Vorbeugung von Schlaganfällen. Am Lichtenfelser Klinikum widmet sich Fachoberarzt Dr. Yu besonders dieser Methode. Er berichtete, dass 2014 am hiesigen Klinikum 155 Patienten mit diesem Verfahren behandelt werden konnten.

MitraClip-Verfahren

Das MitraClip Verfahren ermöglicht eine Rekonstruktion der Mitralklappe, ohne dass es dafür eines invasiven, chirurgischen Eingriffes bedarf. Die Segel der Mitralklappe werden dabei mit einem Clip geschlossen. Davon profitieren vor allem Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Undichtigkeit der Herzklappen (Mitralklappeninsuffizienz), die nicht für eine OP in Frage kommen. Der Eingriff erfolgt minimal-invasiv und katheterbasiert: Über eine Vene in der Leiste wird der MitraClip zum Herzen geführt. Der Eingriff erfolgt unter Vollnarkose am schlagenden Herzen: Der Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine ist nicht erforderlich. Sobald der Clip eingesetzt ist, kann das Herz wieder effizienter Blut pumpen. Die Symptome der Undichtigkeit der Herzklappen werden verringert, wodurch es dem Herzen ermöglicht wird, sich von der Überlastung zu erholen.

(huGO-ID: 27627766) Dr. Jiangtao Yu FOTO Roger Martin
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