
Dieter Könnes kämpft für Verbraucher. Im WDR ist er das Gesicht, wenn es darum geht: Stimmt das, was die Industrie verspricht? Für die Sendung „Könnes kämpft“ war er in Lichtenfels und hat sich mit dem Architekten Konrad Fischer getroffen.
Im vergangenen Dezember hat Könnes das erste Mal das Thema „Wärmedämmung“ in seiner Sendung von Verbraucherseite beleuchtet. „Wir wollten einfach nur wissen, ob das, was versprochen wird, auch eintritt. Wird da ehrlich informiert? Unser Fazit: Eher nicht.“
Dabei, betont Könnes, ist er oder der WDR nicht für oder gegen eine Dämmung. Er ist dafür, den Verbraucher transparent zu informieren. Bei seiner Folge „Wärmedämmung - die große Energiesparlüge“ bekam er soviel Post wie bei keiner anderen Sendung vorher. „Das Echo der Zuschauer war durchweg positiv“, sagt Könnes. Nur die interviewten Industrievertreter gingen auf die Barrikaden, drohten mit Rechtsmitteln.
Das ist Anlass für eine weitere Folge zu diesem Thema. Dafür schaut Könnes auf und hinter Styroporfassaden, spricht mit Bewohnern und Experten. Zum Beispiel mit Konrad Fischer aus Hochstadt. Er sagt: „Ich bin für energetisches Bauen. Aber es muss sich lohnen.“ Aus seiner Sicht lohnt sich eine Fassadendämmung nicht. „Viele Menschen dämmen ihre Häuser in der Hoffnung, Geld zu sparen. Dabei dauert es oft 30, 40, 50 Jahre, bis die Investition wieder eingespart ist.“ Für Fischer ist rentabel, was sich schneller als in zehn Jahren refinanziert. „Das ist auch die Rechtsprechung des Bundesgerichtshof“, sagt Fischer.
Roland Morgenroth aus Mistelfeld, Landesinnungsmeister des bayerischen Maler- und Lackiererhandwerks, rechnet seinen Kunden vor, dass sich eine Fassadendämmung nach zehn bis 15 Jahren rechnet. „Natürlich ist das eine Investition in die Zukunft. Sie lohnt sich nicht für Jeden. Wer vielleicht schon 60 oder 70 Jahre alt ist und keine Nachkommen hat, die das Haus übernehmen, für den ist es nichts“, sagt Morgenroth.
Styropor, oder korrekt Polystyrol, als Material wird bei mehr als 80 Prozent der Fassadendämmungen verwendet. Das Material ist günstiger als Mineralwolle oder Holzfasern. Könnes und Fischer stehen vor einem Doppelhaus in der Kronacher Straße. Eine Hälfte ist außen gedämmt, die andere nicht. Fischer zeigt mit einer Wärmebildkamera, wo die Fassade warm, und wo kalt ist. Während die Oberfläche der Dämmung 23 Grad hat, liegt die Steinoberfläche bei 13 Grad. „Die Kamera zeigt die Temperaturen, nicht aber, woher die Wärme kommt“, sagt Fischer. Er möchte zeigen, welche Kraft die Sonne hat. Weil die Wärmedämmung die Sonne reflektiert und nicht bis an das Mauerwerk lässt, steigt die Oberflächentemperatur schnell an. Bei der massiven Steinwand, wärmt die Sonne langsam die Mauer auf. „Der Energieberater kommt mit seiner Wärmebildkamera nachts“, sagt Fischer. „Dann ist die Dämmung kalt und die massive Mauer gibt die Wärme, die sie tagsüber getankt hat, wieder ab.“
Für Fischer sind die extremen Temperaturunterschiede an der Wärmedämmung nur der Anfang. Dadurch dehne sie sich stärker aus und ziehe sich wieder zusammen. Risse entstünden, Wasser dringt in das Material ein – die Folgen sind Algen oder Schimmel. „Dafür kann kein Handwerker etwas. Die arbeiten sauber. Die Bauphysik ist die Schwachstelle. Es liegt am Material“, sagt Fischer.
Das lässt Landesinnungsmeister Morgenroth nicht gelten: „Wenn es feucht wird oder schimmelt, wurde das Material nicht richtig verarbeitet. Wenn eine Fachfirma die Fassade dämmt, dann achtet die auch beispielsweise auf Brandriegel.“ Morgenroth betont, dass es wichtig sei, abgelagerte Styroporplatten zu verwenden, die nicht mehr schwinden, ausreichend Dübel anzubringen, um die Windlast zu tragen. „Auch auf die Wärmebrücken muss man achten und zum Beispiel keinen Kleber zwischen die Platten bringen“, sagt Morgenroth.
„Wer das Lüftungsprotokoll beachtet, hat auch keine Probleme mit Schimmel. Besonderes Augenmerk muss man auf das Schlafzimmer legen. Da ist das Risiko am Höchsten. Notfalls muss man dagegen heizen. Wenn die Außenwand innen mehr als 15 Grad warm ist, gibt es keine Probleme. Erst wenn die Temperatur drunter fällt, kann sich Kondenswasser bilden“, erklärt Morgenroth.
„Je mehr Häuser energetisch saniert werden, desto wahrscheinlicher wird es, dass auch mal solch eine Fassade bei uns im Landkreis brennt“, sagt Kreisbrandmeister Timm Vogler. Er sieht die Dinge realistisch. „Wenn es dann doch einmal brennt, dann geht es schneller und gibt mehr Qualm.“ Beides ist Gift. Zwischen Alarmierung und Eintreffen der Feuerwehr liegen – wenn das Haus an der Straße liegt – maximal zehn Minuten. „Der Brandverlauf ändert sich, wenn mehr Kunststoffe verbaut werden. In hochgedämmten Wohneinheiten ist weniger Luftzirkulation. Im Falle eines Brandes kann es innerhalb weniger Minuten lebensgefährlich werden“, sagt Vogler.
Morgenroth sagt: „Jedes Zimmer brennt schneller, als eine gedämmte Fassade. Außerdem brennt Polystyrol nicht, sondern schmilzt nur.“
Könnes hat es in seiner ersten Sendung selbst ausprobiert und ein Stück Polystyrol vor laufender Kamera angezündet. Die flüssige Masse tropfte ihm auf die Hand. „Deshalb bauen Fachbetriebe über Fenstern Brandriegel aus Mineralwolle ein. Die schützen dann auch Feuerwehrleute vor herabtropfenden geschmolzenem Material, damit sie helfen können“, sagt Morgenroth.
Die Zeit für die Feuerwehr zu retten, wird allerdings immer knapper. Die Zehn-Minuten-Hilfsfrist zu verkürzen, wäre nur mit einem riesigen Aufwand möglich. „Das ist nicht realistisch“, sagt Vogler. Die einzige Chance sieht der Kreisbrandmeister in technischem Brandschutz. „Da helfen nur Rauchmelder in den Schlafzimmern, die die Bewohner im Brandfall rechtzeitig aus dem Schlaf wecken, damit sie sich in Sicherheit bringen können.“ Er selbst hat sein Haus schon im Jahr 2000 damit ausgestattet.
Die Überzeugung steht auch für Morgenroth im Mittelpunkt: „Ich empfehle nur Sachen, von denen ich auch hundertprozentig überzeugt bin. Ich würde das doch nie machen, wenn es nicht funktioniert. Meine Kunden sind zufrieden.“
WDR-Reporter Könnes macht die Probe aufs Exempel. Er klingelt an der Haustür des gedämmten Hauses in der Kronacher Straße. Der Eigentümer ist total zufrieden mit seiner Dämmung. Er spare Jahr für Jahr Heizkosten. Allerdings müssen rund 40 Jahre vergehen, bis er die Summe eingespart hat, die er investiert hat in Fassade, Fenster, Heizung. Und das ohne Zinsen. „Was machen Sie, wenn die Fassade keine 40 Jahre hält?“, will Fischer von ihm wissen. Er investiere dann einfach wieder neu, es sei ja für die Zukunft, sagt der Eigentümer.
Der erste Film von Könnes vom vergangenen Dezember ist im Internet anzusehen. Die nächste Folge ist am 2. Juni um 20.15 Uhr im WDR zu sehen.
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