ORURO/BOLIVIEN

20.000 Tänzer und Tänzerinnen beim Karneval in Bolivien

Aufwändige Kostüme sind auch mit hohen Kosten verbunden. Foto: Andreas Motschmann

Bei den Faschingsumzügen am Obermain haben die Veranstalter oft mit Regen, Schnee oder Kälte zu kämpfen. Da erblicken wir mit Neid im Fernsehen die sommerlich-heißen Bilder vom Karneval in Rio.

Karneval auf der Südhalbkugel verbinden wir mit Brasilien, doch es gibt mehr Karnevals-Hochburgen in Südamerika. In der bolivianischen Andenstadt Oruro auf 3700 Metern Höhe finden wir die „höchst gelegene“ Karnevalsfeier der Welt.

Rosenmontag und Faschingsdienstag sind offizielle Feiertage

Tänzerinnen in der Tracht der bolivianischen Amazonasgebiete. Foto: Andreas Motschmann

Der jährliche Karneval in Bolivien ist auf dem Land und in den Städten ein riesiges Fest; von den Einheimischen wird er mit Freude gefeiert. Der Rosenmontag und der Faschingsdienstag sind zwei offizielle Feiertage. Bereits am Samstag werden viele Geschäfte geschlossen; Alkohol fließt reichlich. Wenn es Straßenblockaden gibt, werden sie mit Sicherheit in dieser Zeit ausgesetzt. Karnevalszüge gibt es in allen großen Städten, die Feierlichkeiten in Oruro sind die bedeutendsten und ein Tourismusmagnet.

Oruro, eine Karnevalshochburg in Südamerika

Der Karneval von Oruro wurde im Jahre 2001 von der UNESCO zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt. Er spiegelt sowohl alte Aymara-Traditionen als auch christliche Überzeugungen wider. Die Andenstadt, drei „Busstunden“ südlich von La Paz gelegen, ist mit über 265.000 Einwohnern die fünftgrößte Stadt Boliviens. Dieses Fest lockt jedes Jahr Tausende Touristen aus aller Welt an. Sie bewundern zirka 20.000 Tänzerinnen und Tänzer, die auf den Straßen bunte Trachten und beeindruckende Masken tragen.

Der Ursprung des Karnevals von Oruro ist eine heidnische-religiöse Feier, die im Laufe ihrer Geschichte ihre kulturellen Wurzeln behalten hat.

Es gibt unterschiedliche Mythen und Legenden, deren Anfänge um 1783 zu suchen sind.

Riesige Musikkapellen sorgen für Stimmung. Foto: Andreas Motschmann

In der Bergarbeiter-Stadt Oruro erinnert eine Geschichte an einen verstorbenen Räuber am Eingang eines Stollens. Bei ihm wurde ein Bild der Jungfrau Maria (Virgen de la Candelaria) gefunden. Beim Anblick dieses Bildes blieb den Bergarbeitern das Herz stehen.

Sie tauften den Stollen auf den Namen der Jungfrau Maria und veranstalteten von da an jedes Jahr ein Fest. Um die Patronin der Bergleute zu ehren, verkleideten die Bergleute sich als Teufel; so entstanden die ersten Kostüme. Mit der Zeit wurde dieses Fest in die Zeit des Karnevals verlegt.

Ab November beginnen die Vorbereitungen

Weit über 50 folkloristische Tanzgruppen treten heute bei dem Fest auf. Sie nehmen an allen Vorbereitungsaktivitäten für den Karneval teil. Ab November sind auf den Straßen Oruros Tanzproben zu sehen. Die Musik und die unterschiedlichen Rhythmen erfreuen die Fußgänger.

Farbenfrohe Kostüme, ein Augenschmaus. Foto: Andreas Motschmann

Nicht nur die Tänzerinnen und Tänzer sind in Bewegung, sondern hunderte Handwerkerinnen und Handwerker, die jedes Jahr das Publikum mit ihren originellen und wunderschönen Masken und Stickereien überraschen.

Tanzen für die Jungfrau Maria

Der Karneval von Oruro beginnt am Faschingssamstag, er dauert drei Tage. Die Tanzgruppen starten früh am Morgen in der Nähe des Busbahnhofes und beenden spät in der Nacht ihren Umzug in der Kirche „Iglesia del Socavón“. Der Umzug hat eine Länge von zirka zwölf Kilomtern; er dauert bis zu neun Stunden.

Nur Mitglieder einer Tanzgruppe dürfen am Umzug teilnehmen.

Am Samstag wird speziell für die Virgen (Jungfrau der Bergwerksstollen) getanzt. Für viele Einheimische ist der Umzug eine Wallfahrt. Viele Teilnehmer schwören, mindestens drei Jahre am Karneval teilzunehmen, um im Gegenzug etwas von ihr zu erbitten. Manche nehmen schon ihr ganzes Leben jedes Jahr am Karneval teil.

Bei diesen Gestalten bekommt so mancher Zuschauer Angst. Foto: Andreas Motschmann

Am Sonntag tanzt man für den Dios Momo, den Gott des Spaßes. An diesem Tag ist alles lockerer. So ist der Konsum von Alkohol gestattet, was am Samstag eigentlich verboten ist.

Am Rosenmontag treffen sich die Tanzgruppen vor dem Platz an der Kirche. Tanzend betreten sie die Kirche und verabschieden sich von der Jungfrau. Hier bitten sie um Kraft und Erfolg für das kommende Jahr und bedanken sich für ihre Unterstützung. Abends feiert jede Gruppe für sich ein Fest. Während dieser Tage vermischen sich religiöse mit kulturellen Traditionen. Viele Einheimische sehen die religiösen Bräuche im Vordergrund; mit ihren Tänzen und Riten verehren sie ihre Schutzheiligen und Vorfahren.

Wasserbomben und Wasserspritzpistolen

Der Karnevalsumzug in Oruro ist riesig; die Kostüme sind in ihrer Schönheit und Vielfalt kaum zu übertreffen. Die Tänzer, angespornt von den Zuschauermassen, scheinen nie müde zu werden. Die Feierstimmung im Publikum ermüdet nicht: voller Energie und Lebenslust springt und singt man drei Tage lang zu den traditionellen bolivianischen Klängen.

Die Landesfarben Rot, Gelb und Grün sind oft zu sehen; links die Zuschauer schützen sich mit Regencape vor den Wasserans... Foto: Andreas Motschmann

Die Mehrheit der Zuschauer schützt sich mit einer Art Regencape vor den Wasser- und Schaumanschlägen in den Straßen. Vor allem die Kinder haben Spaß dabei, mit Wasserbomben, Wasserspritzpistolen und Schaum Leute zu bewerfen und zu bespritzen. Diese neue Tradition hat sich im ganzen Land verbreitet. Überall wird fleißig mit Wasser und Schaum gescherzt.

Dies bekam der Autor dieser Zeilen des Öfteren zu spüren. Bei einem offenen Fenster im Minibus oder Auto bekam er das Nass ab. Im Vergleich zu Deutschland kann man das im bolivianischen Sommer bei angenehmen Temperaturen gut verkraften.

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