
Es ist einer der heuer recht seltenen echten Sommertage, die Sonne scheint warm vom weißblauen Himmel auf das Kathi-Baur-Pflegeheim in Burgkunstadt. Im Innenhof sind Tische und Stühle aufgebaut. Bratwurstduft weht heran, das eine oder andere Krüglein Bier steht auf dem Tisch,
Kaffee und Kuchen gibt es auch. Die Heimbewohnerinnen und Heimbewohner haben sich im Hof versammelt, alle sind glücklich und zufrieden, selbst die Pflegerinnen wiegen sich im Takt der Musik, die aus einer Ecke des Hofes kommt.
Willi Lutter hat – heute zusammen mit seinem Freund Bino Napolitano aus Michelau – sein Equipment aufgebaut, Gitarre, Verstärker, Boxen, Mikrofon. Aus vollem Herzen singen die beiden wunderbare Oldies, Lieder und Schlager aus den 1950ern und 1960ern. „Die rote Sonne von Barbados“, „Junge, komm bald wieder“, aber auch volkstümliche Weisen. Und der eine oder andere Zuhörer summt die bekannten Lieder aus der eigenen Jugendzeit mit. Jeder Vortrag wird mit kräftigem Applaus belohnt, ja sogar Zugaben gefordert.
Der große Wunsch: eine eigene Gitarre
Willi Lutter aus Horb, Jahrgang 1948 ist ein Musiker mit Leib und Seele. Als Fan von Freddy Quinn wünschte er sich bereits als Neunjähriger nichts sehnlicher als eine Gitarre. Sein Wunsch wurde eines Tages zu Weihnachten erfüllt und in Lettenreuth und Weidnitz bekam er Unterricht in Theorie und Praxis.
Als Naturtalent lernte er schnell. Bereits mit 16 spielte er mit der ersten Formation zum Tanz auf. Im nächsten Jahr kann er sein 60-jähriges Bühnenjubiläum feiern. Drei Jahre später gründete er mit 19 Jahren und Freunden die Tanzkapelle „Nightstars“, nach dem Wehrdienst ging die musikalische Karriere von Willi Lutter zügig weiter. Mit der Band „Swingstars“ gingen die Auftritte bis nach Südtirol. Weitere Formationen folgten, heute spielt er entweder Solo oder mit seinem Freund Bino Napolitano.
Beruflich war Willi Lutter in vielerlei Bereichen unterwegs, von der Schuhfabrik, Bauhandwerk, Holzmontage bis zur Schichtarbeit im Kunststoffwerk. Seit gut zehn Jahren ist er jetzt im Ruhestand, legt er aber keineswegs die Hände in den Schoß. Neben der Musik hat er noch zwei Chöre gegründet: Einmal den „MGH-Chor“ in Michelau, der sich aus Ruheständlern zusammensetzt und im „Mehrgenerationenhaus“ beheimatet ist. Dann die „AWO-Lerchen“, dabei handelt es sich um sangesfreudige Bewohner der Redwitzer Pflegeeinrichtung. Momentan durch Corona etwas gebremst, hofft er bald wieder mit den Sängerscharen auftreten zu können.
Ehrenamtlich aus Überzeugung
Über Hans Dietrich und Josef Breunlein kam 2011 der Kontakt zu den „Aktiven Bürgern“, einem Marktplatz fürs Ehrenamt im Landkreis Lichtenfels. Dies ist ein Bestandteil der Bürgerstiftung für Jugend und Familie. Soziale und Bildungseinrichtungen, Initiativen und Verbände aus dem Landkreis, die ehrenamtliche Arbeit anbieten, erhalten hier die Möglichkeit, sich und ihr Angebot zu präsentieren.

Rund 400 Bürgerinnen und Bürger engagieren sich mit viel Erfolg ehrenamtlich in den verschiedensten Einsatzbereichen, unter anderem in der Seniorenbetreuung. Zu dieser Zeit lebte Willi Lutters Mutter im Altenheim in Burgkunstadt und somit keimte in ihm der Gedanke, mit Musik etwas Freude in den Alltag der Seniorinnen und Senioren zu bringen. Bald schon wurden die ersten Auftritte vereinbart und gespielt.
Warum er das ehrenamtlich macht? „Der Applaus und die strahlenden Gesichter der Menschen sind für mich Lohn genug“, antwortet der Musiker spontan. Nicht nur in Burgkunstadt gibt er seine Konzerte, auch im Mehrgenerationenhaus Michelau, im AWO-Sozialzentrum Redwitz und in Lichtenfels im Pflegeheim „Weidengarten“
Der Musiker ist auch Krippenbauer
Langeweile kennt der „Willi“ nicht, wenn er gerade mal nicht auftritt oder neue Stücke in seinem kleinen, aber bestens eingerichteten „Studio“ in Horb einstudiert, dann geht er seinem zweiten Hobby, dem Krippenbau nach. Wunderschöne Exemplare hat er gebaut, teilweise lebensgroß und zum Beispiel in Michelau zu bestaunen. Menschen wie Willi Lutter kann man nicht genug danken und hoffen, dass sich immer wieder Bürgerinnen und Bürger für die vielfältigen ehrenamtlichen Tätigkeiten finden und begeistern können.
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