WOLFSLOCH

SoLaWi läuft gut in Wolfsloch

Der Folientunnel, ein Geschenk von Otto Semmelroch aus Hochstadt, ermöglicht der „SoLaWi Obermain“ auch bei ungünstigen Witterungsverhältnissen eine gute Ernte. Foto: Bund Naturschutz

Trotz der lang anhaltenden Trockenheit findet man am Ortsende von Wolfsloch einen 11.000 Quadratmeter großen Acker, auf dem Buschbohnen, Grünkohl, Rettiche, Lauch, mehrere Salatsorten, Kartoffeln und anderes Gemüse gut gedeihen. Wie ist das möglich?

Die „SoLaWi Obermain“ macht´s möglich, ein Verein, der die solidarische Landwirtschaft praktiziert, und Ende des Jahres 2020 gegründet wurde. Im Rahmen einer Exkursion des Bund Naturschutz ging man den zahlreichen Fragen auf den Grund. Michael Stromer, Kreisfachberater für Gartenbau, ist Vorsitzender des Vereins und informierte: „Die „SoLaWi Obermain“ folgt dem Konzept einer gemeinschaftlich organisierten Landwirtschaft, in der sich eine Gruppe von Haushaltungen und Einzelverbrauchern zusammenschlossen hat und die Erzeugung und Verteilung von Lebensmitteln selbst organisiert. Zur Zeit sind es 77 Ernteteiler, die durch ihren monatlichen Beitrag von je 50 Euro den landwirtschaftlichen Betrieb und das Gehalt der Gärtnerin finanzieren und dafür wöchentlich einen gerechten Anteil der erzeugten Lebensmittel erhalten.“

Damit das erfolgversprechend gelinge, bedarf es selbstverständlich fachlicher Unterstützung und ehrenamtlicher Mithilfe. Michael Stromer hob hervor: „Mit Eva-Maria Fitzeck haben wir eine erfahrene Gärtnerin eingestellt, die mit verschiedenen Anbaumethoden vertraut ist, um die vorhandenen Anbauflächen sowohl nachhaltig und ökologisch zu bewirtschaften als auch hochwertige, biologische und gesunde Lebensmittel verhältnismäßig kostengünstig zu produzieren.“

Hilfe, wenn Not am Mann ist

Zu solidarischem Handeln gehöre natürlich auch uneigennützige Hilfe, wenn Not am Mann ist. Michael Stromer dankte dem Landwirt Bernd Kraus, der seinen Acker als Bewirtschaftungsfläche zur Verfügung stellte, reichlich Regenwasser an seinem Anwesen sammelte, in Behältern auf dem Gelände bereitstellte und auch sonst mit Rat und Tat half. Jetzt konnten sich die Exkursionsteilnehmer auch gut vorstellen, warum das Gemüse im Freiland trotz Dürrezeiten dank regelmäßigen Gießens zufriedenstellend wuchs.

Auch Bürgermeister Max Zeulner aus Hochstadt war von Anfang an ein wohlwollender Unterstützer der „SoLaWi Obermain“ und half unbürokratisch, wo er konnte. Gärtnerin Eva-Maria Fitzeck freute sich, dass es einen gewissen Stamm von Helfern gebe, die bei der Bodenbearbeitung, Aussaat, beim Einbringen von Jungpflanzen, Vorbereiten, Jäten und Hacken der Gemüsebeete und schließlich auch bei der Ernte und deren gerechter Verteilung tatkräftig anpacken. Sie meinte: „Der Ackerboden hier auf diesem Areal ist gar nicht so schlecht, wie manche Unerfahrene denken. Da er etliche Jahre zuvor noch mit Schafen beweidet wurde, hat er eine lockere, fruchtbare Oberschicht, weiter unten liegende Schichten sind zum Teil lehmig und dadurch wasserhaltend – ein im Klimawandel nicht zu unterschätzender Vorteil für den Gemüseanbau. Natürlich haben wir es auch hier mit Unkraut und Schädlingsbefall zu tun. Spritzmittel sind aber tabu. Die ökologische, achtsame Bodenbearbeitung ist zeitaufwendiger, aber eben nachhaltig und zukunftsfähig. Gegen Wildverbiss mussten wir einen Wildschutzzaun errichten.“

Bei der Besichtigung des 264 Quadratmeter großen Folientunnels informierte Michael Stromer, Kreisfachberater für Gartenbau, über die Hintergründe der Beschaffung: „Vor etwa eineinhalb Jahren schenkte uns der Hochstadter Gärtner Otto Semmelroch den kompletten Folientunnel, der es ermöglicht, für unsere „SoLaWi Obermain“ das Anbauspektrum zu erweitern und besser jahreszeitliche Schwankungen im Freiland auszugleichen. Hier können wir uns heuer über eine gute Tomaten-, Paprika-, Wirsing- und Stangenbohnenernte freuen. Für die spätere Herbsternte wurden bereits jetzt Ansaaten Jungpflanzen ausgebracht.“ Einmal pro Woche werden die landwirtschaftlichen Produkte in Lichtenfels und Wolfsloch an die Ernteteiler zur Ausgabe gebracht und das Leergut zur Wiederverwendung zurückgeschafft. Das Prinzip des solidarischen Handelns zieht sich wie ein „Grüner Faden“ durch die gesamte Vorgehensweise des Vereins. Michael Stromer meinte: „Durch die regelmäßigen Beiträge, teilweise auch Spenden, können die finanziellen Ausgaben abgedeckt werden. Das unternehmerische Risiko kann durch die solidarische Aufteilung minimiert werden. Es gibt auch bei der „SoLaWi Obermain“ keinen Zwang, ständig Höchsterträge produzieren zu müssen. Das Gehalt der Gärtnerin ist auf jeden Fall gesichert.

Lokale Produktion und Direktvermarktung

Der eigene „ökologische Fußabdruck“ der Ernteteiler wird kleiner, da durch die lokale Produktion und die Direktvermarktung lange Transportwege sowie aufwendige Verpackungen entfallen, heißt es in einem Pressetext vom Bund Naturschutz. Zudem enthält der eigene Speiseplan mehr saisonales Gemüse. So müssen weniger importierte Lebensmittel zugekauft werden. Außerdem werden regionale Strukturen aufgebaut und die kleinbäuerliche Landwirtschaft unterstützt.“ BN-Kreisvorsitzender Anton Reinhardt bedankte sich bei Michael Stromer und Eva-Maria Fitzeck für die Informationen: „Die SoLaWi Obermain ist ein wertvoller Mosaikstein zum Prädikat Öko-Modellregion Obermain-Jura des Landkreises“. (red)

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