MARKTZEULN

Salon „Figaro Linz“ in Marktzeuln schließt

Salon „Figaro Linz“ in Marktzeuln schließt
Der letzte Schnitt: Bürgermeister Gregor Friedlein-Zech und „Figaro“ Michael Linz. Foto: Heinz Fischer

Fast 75 Jahre gab es den Salon „Figaro Linz“ in Marktzeuln – gegründet von Heinrich und Elisabeth Linz, weitergeführt von ihrem Sohn Michael. An Silvester hat der bekannte und beliebte Friseur seinen letzten Kunden frisiert, ab jetzt darf er seinen Ruhestand genießen.

Kennengelernt hatte er Elisabeth Kuhlmann 1937. Sie war damals Lehrling bei Friseur Kaim in Lichtenfels. Da war Heinrich Linz, nach seiner Lehrzeit bei Friseur Rupprecht in Marktgraitz, als Geselle angestellt. Erst schwor die junge Dame: „Den heirate ich nie!“ Dann entstand doch die große Liebe.

Salon „Figaro Linz“ in Marktzeuln schließt
Die Anfänge: Das Ehepaar Elisabeth und Heinrich Linz 1948 vor dem ersten Salon. Foto: Heinz Fischer

Dann aber kam der Zweite Weltkrieg und Heinrich musste zur Kriegsmarine. In einem Urlaub von der Front verlobten sich die beiden am 30. Januar 1944. Im selben Jahr kam er in englische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1947 heimkehrte und seine Elisabeth alsbald zum Altar führte.

Der ganze Stolz der Eltern und designierte Nachfolger

Direkt nach der Eheschließung am 12. Juli 1948 eröffnete das Paar Anfang August einen Friseursalon in einem Kellerraum am Flecken 19. Die Meisterprüfung legte Heinrich Linz mit seinem Freund Georg Reuder (der radelnde Friseur) in Bayreuth mit Erfolg ab.

Am 18. September 1954 kam der Sohn Michael zur Welt, der ganze Stolz der Eltern und designierter Nachfolger. Im Jahre 1961 entschlossen sich die beiden, in der Marktstraße 19 ein eigenes Haus mit Ladengeschäft zu bauen. Das Friseurehepaar war auch in der Innung Lichtenfels tätig. Heinrich als Schriftführer, Elisabeth im Ausschuss für Lehrlingsstreitigkeiten.

Salon „Figaro Linz“ in Marktzeuln schließt
Wenig professionell: Der Figaro wird vom Stammkunden Heinz eingeseift und abgeschabt. Foto: Heinz Fischer

Leider verstarb Heinrich viel zu früh am 15. November 1967 im Jahr vor der Konfirmation seines Sohnes. Danach war es seiner Ehefrau Elisabeth zu verdanken, dass das Geschäft laut Innungsbeschluss weitergeführt werden durfte. Solange, bis Sohn Michael, der seine Lehrzeit im Staffelsteiner Salon Gagel und in Lichtenfels beim Obermeister Weberpals absolvierte, nach der mit Erfolg bestandenen Gesellenprüfung zuhause mitwirken konnte.

Drei Jahre 2. Obermeister, zehn Jahre 1. Obermeister

Dann lernte der später nur noch „Figaro“ genannte Sohn seine spätere Ehefrau Elfriede kennen und lieben. Im Jahr 1973 wurde geheiratet und am 31. Januar 1974 kam der erste Sohn Thomas zur Welt. Die Meisterprüfung in Forchheim wurde von Michael Linz bei Meininghaus in der Fachschule für Friseure am 14. April 1975 mit Erfolg abgelegt. Wegen der Lehrzeit beim Obermeister wurde Michael bald in die Innungsarbeit integriert. Erst als Prüfungsausschussmitglied, dann als Gesellenausschuss-Vorsitzender, Modefachbeirat und Ausbilder für Lehrlinge. Später drei Jahre 2. Obermeister und zehn Jahre 1. Obermeister.

Bis Ende 2022 führte das Ehepaar Linz erfolgreich den „Salon Figaro Linz“ in der Marktstraße in Marktzeuln. Nun schloss zum 31. Dezember 2022 dieser Zeulner Traditions-Handwerksbetrieb, und die Inhaber gehen in den wohlverdienten Ruhestand. So sehr er sich auf sein Rentnerdasein freue, es geschehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Der Abschied von den lieben Kunden und der gewohnten Arbeit fällt schon schwer“, meint der Meister, „aber Zeuln bietet genug Abwechslung im Ruhestand“.

Wirklich ohne Gefahr für Leib und Leben?

Dass dieser Abschied beim nicht nur in Zeuln allseits bekannten und beliebten „Figaro“ nicht sang- und klanglos vonstatten ging, dafür sorgten die Freunde und Stammkunden. So wurde, Ehre wem Ehre gebührt, Bürgermeister Gregor Friedlein-Zech als allerletzter Kunde an Silvester vom Meister frisiert. Danach bat man den Figaro selbst auf den Frisierstuhl, um am Ende mal die Rollen tauschen.

Zu den Klängen von Brahms „Ungarischem Tanz Nr. 5“ (eine Reminiszenz an die Szene aus dem Film „Der Große Diktator“ mit Charlie Chaplin) wurde Michael Linz von seinem langjährigen Stammkunden Heinz Fischer tüchtig eingeseift und mehr oder weniger fachmännisch rasiert. Natürlich mit einem stumpfen Messer, ohne Gefahr für Leib und Leben des Meisters. Nach der Prozedur präsentierte der Hobby-Friseur den erschrockenen Meister ein abgeschnittenes Ohr. Gott sei Dank aus Pappe. Chefin Elfriede wurde in der Zwischenzeit von Kundin Petra ordentlich der Kopf gewaschen. Mit einem kleinen Umtrunk schlossen sich dann die Türen vom „Figaro“ endgültig.

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