
Menschen steigen ein, aus, aber keiner steuert oder lenkt das Fahrzeug. „Das erste Mal habe ich das 2010 erlebt“, sagt Prof. Dr. Mathias Wilde. „Das war in der Schwebebahn am Campus in Dortmund. Ich habe mich vorne hingestellt und geschaut, wie die Gebäude an uns vorbeiglitten – ein aufregendes Gefühl!“
Zehn Jahre später fuhr er zum ersten Mal in einem autonomen Kleinbus durch Kronach. Dort, in Rehau und in Hof sind die autonomen Fahrzeuge der Shuttle Modellregion Oberfranken (SMO) unterwegs. Städte und Kommunen, Industrie und Wissenschaft arbeiten in dem Projekt zusammen, um in der Region etwas Außergewöhnliches entstehen zu lassen. Die besondere Zusammenarbeit in diesem vom Bundesverkehrsministerium geförderten Projekt wurde jetzt mit dem Creapolis-Award 2021 ausgezeichnet.
„Die Menschen sind stolz darauf, dass ihre Kommune bei so etwas Neuartigem ganz vorne dabei ist“, sagt Wilde. Der Professor für Vernetzte Mobilität und sein Team erforschen an der Hochschule Coburg die Integration autonomer Shuttles in Verkehrsplanung und Verkehrssystemen und die Akzeptanz bei Bürgerinnen und Bürgern. Das Sicherheits- und Störfallmanagement erforscht Prof. Dr. Ralf Reißing, der an der Hochschule als Professor für Automobilinformatik lehrt.
Innovativer Ansatz für die Zukunft des Nahverkehrs
Komponenten für autonome Fahrzeuge entwickelt Valeo Schalter und Sensoren. Das Unternehmen aus Kronach ist Weltmarktführer für Sensorik im Bereich der Fahrzeugassistenz und führt das Konsortium des SMO-Projektes. Es steht damit stellvertretend für die anderen beteiligten Partner.
Einmal im Jahr würdigt die Hochschule mit dem Creapolis-Award herausragenden Transfer von Forschung und Wissen. „Deshalb wird dieser Preis immer als Tandempreis vergeben“, erklärt Hochschulpräsidentin Prof. Dr. Christiane Fritze. Überzeugt hat die Jury in diesem Jahr der innovative Ansatz für die Zukunft des Nahverkehrs im ländlichen Raum, die Einbeziehung aller Beteiligten und die „beeindruckende Strahlkraft“ des Projektes, wie Fritze hervorhob.
Jurymitglieder waren außer der Präsidentin der Geschäftsführer von Oberfranken Offensiv, Frank Ebert, der Intendant des Landestheaters Coburg, Dr. Bernhard Loges, und der Hautgeschäftsführer der IHK zu Coburg, Siegmar Schnabel.
Den Tandempreis innerhalb der Hochschule erhielten in diesem Jahr die Professoren Wilde und Reißing aus der Fakultät für Maschinenbau und Automobiltechnik und ihr Team: Katharina Bohnen, Lea-Madlen Lief, Lukas Riedelbauch und Dominik Wank. Der andere Teil des Tandempreises ging an Valeo Schalter und Sensoren, vertreten durch Jörg Schrepfer und Dr. Georg Pelzer.
Unter den „anspruchsvollsten Strecken weltweit“
Schrepfer freute sich über die Anerkennung der „hervorragenden Zusammenarbeit“. Gemeinsames Anliegen sei es, autonome Shuttles in den öffentlichen Straßenverkehr der Heimat zu integrieren. „Die Strecken gehören zu den anspruchsvollsten weltweit. Denken Sie beispielsweise an die engen Altstadtgassen hoch zur Kronacher Festung, die Fußgängerzone in Hof oder den schnell befahrenen Autobahnzubringer und die Tests am Rehauer Bahnübergang.“
Möglichst hohe Mobilität, möglichst niedriger Ressourceneinsatz
In Kronach bietet die Hochschule Coburg auch den Masterstudiengang „Autonomes Fahren“ an. Ob die Shuttles wie hier touristisches Erlebnis sind, wie in Rehau im Werksverkehr eingesetzt werden oder wie in Hof zwischen Innenstadt und Bahnhof: Ziel ist möglichst hohe Mobilität mit geringstmöglichem Ressourceneinsatz. Sicherheit und Datenschutz gehören zum Standard. „Es geht darum, dass die Menschen einen attraktiven öffentlichen Nahverkehr erhalten. Auch auf dem Land.“ Wilde sieht die Shuttles als Teil des gesamten Verkehrssystems. „Sie können in vielen Orten Alltag werden. Aber“, sagt er und verweist auf ein Ergebnis der Befragungen: „Die Erwartungen der Bevölkerung sind schon sehr hoch.“ Perfekte autonome Fahrzeuge gibt es schließlich schon mindestens seit 30 Jahren – in Film und Fernsehen. Das präge die Vorstellung, auch wenn die Menschen in Oberfranken im Grunde nur ein besseres Verkehrsangebot erwarten. Zum Beispiel durch Shuttles, die sich per App rufen lassen.
Das autonome Fahren braucht noch Zeit, Rahmenbedingungen, Forschung
Der Professor lächelt, schüttelt aber energisch den Kopf. „Wir haben uns gerade erst auf den Weg begeben. Die Evolution von Technik braucht Zeit, Rahmenbedingungen, Forschung.“ Das Automobil gibt es seit 1886. Das autonome Fahren hingegen sei erst seit zehn Jahren wirklich Thema. Seit Wilde in der autonomen Schwebebahn stand, hat es sich rasant entwickelt. (red)
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