
Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig den Haushalt für das Jahr 2022 verabschiedet. Der Etat für die Marktgemeinde hat eine Gesamtvolumen von knapp 3,5 Millionen Euro und liegt damit um rund 100.000 Euro höher als im Vorjahr. Kämmerer Tobias Grünbeck freute sich, dass für die Aufstellung des Haushalts keine neuen Schulden aufgenommen werden müssten. Lediglich der Kassenkreditrahmen werde auf maximal 400.000 Euro festgelegt, um die Liquidität zu gewährleisten.
Der Haushalt selbst teilt sich in den Verwaltungs- und den Vermögenshaushalt auf. Der Verwaltungshaushalt beläuft sich auf 2.128.700 Euro (2021: 2.096.500 Euro), der Vermögenhaushalt auf 1.365.200 Euro (2021: 1.291.800 Euro). Vom Verwaltungs- an den Vermögenshaushalt werden rund 115.600 Euro zugeführt. Den Schuldenstand zum Ende des Haushaltsjahres bezifferte der Kämmerer auf 455.395 Euro, was einer Pro-Kopf-Verschuldung von 398 Euro entspricht. Kommunen vergleichbarer Größe haben im Landesdurchschnitt eine Pro-Kopf-Verschuldung von 631 Euro.
Als wichtigste Investitionen des Vermögenshaushalts nannte Grünbeck den Kauf eines Traktors für 185.000 Euro und die Sanierung mit Neugestaltung des Marktplatzes für 45.000 Euro. Für den Dorfladen sind 50.000 Euro geplant, die Sanierung der Marienglocke auf dem Bergla kostet 19.000 Euro, für die Erneuerung der Schieberkappen muss die Gemeinde 33.000 Euro ausgeben und für die Beleuchtung des Marktplatzes 30.000 Euro. Für die Tilgung von Krediten sind 116.500 Euro vorgesehen, in die Allgemeine Rücklage fließen 650.400 Euro.

„Marktgraitz ist faktisch schuldenfrei“
Der Kämmerer freute sich, dass die Auswirkungen der Corona-Pandemie im Bereich der Einkommensteuer „erfreulicher Weise milde verlaufen“ seien. Grünbeck: „Zur Finanzierung der Ausgaben im Vermögenshaushalt kann auf die vorhandene Rücklage in Höhe von 878.700 Euro zurück gegriffen werden.“ Wenn alle geplanten Maßnahmen verwirklicht würden, werde am Jahresende dennoch eine Rücklage von 650.400 Euro verbleiben. „Stellt man rechnerisch die vorhandenen Rücklagen dem Schuldenstand gegenüber, ist Marktgraitz faktisch schuldenfrei“, so Tobias Grünbeck.
Zu einer Strategieberatung zum Glasfaserausbau in Marktgraitz war Siegbert Reuther von der Reuther NetConsolting in der Sitzung erschienen. Er stellte die beiden Förderverfahren vor, das Wirtschaftlichkeitslücken- und das Betreibermodell.
Beim Betreibermodell verlegen Kommunen Glasfaserleitungen oder Leerrohre selbst und verpachten diese an einen Netzbetreiber. Dies sei aber mit einer Mehrarbeit der Verwaltung verbunden. Außerdem entstehe das Risiko steigender Kosten, welches die Kommune trage. Beim Wirtschaftslückenmodell übernehmen private Unternehmen den Ausbau und Betrieb der Netze. Betroffene könnten aber auch selbst ein Angebot vom Betreiber einholen, und die jeweilige Kommune würde es dem Ministerium vorlegen. Ein Anschluss werde mit maximal 6000 Euro gefördert. Die Verwaltungen hätten eine deutlich niedrigere Belastung.
Für Marktgraitz stelle sich bei 23 ausbaufähigen Adressen dennoch keine große Wirtschaftlichkeit dar. Die Kosten beim Betreibermodell würden sich auf zirka 172.000 Euro belaufen, von denen 138.000 Euro förderfähig wären. Die Kosten für das Wirtschafslückenmodell lägen bei etwa 149.000 Euro, hier würden auf die Gemeinde 11.960 Euro Kosten zukommen. Nach kurzer Diskussion entschied sich der Gemeinderat mit sieben zu fünf Stimmen für das Wirtschafslückenmodell.
Der Gemeinderat fasste auch einen endgültigen Beschluss über die Errichtung eines Dorfladens in Marktgraitz. Dieser soll zur Sicherung der Nahversorgung im Gebäude der ehemaligen Bäckerei Hornung entstehen, hauptsächlich regionale Produkte anbieten und sich zum Dorftreffpunkt mit einem kleinen Café entwickeln. Er selbst werde von einer haftungsbeschränkten Unternehmergesellschaft (UG) betrieben, die am 27. September 2021 gegründet worden ist und inzwischen 121 Gesellschafter mit einer Einlagesumme von 46.100 Euro zählt. Es sei übrigens immer noch möglich, einen Anteil von 300 Euro zu zeichnen.
Die Kosten für Umbau und Ausstattung liegen laut Schätzung im Jahr 2020 bei 410.000 Euro. Als Zuschüsse seien 300.000 Euro zu erwarten, das Eigenkapital werde auf 71.000 Euro beziffert. Notwendig sei ferner ein Kredit von 40.000 Euro. Darüber hinaus müsse auch die Gemeinde Zuschüsse gewähren, deren Höhe noch nicht beziffert werden könne. Das Gremium gab grünes Licht für den Bau des Dorfladens. Lediglich Georg Bülling (CSU) votierte dagegen, da er sowohl das Konzept als auch die hohen Kosten nicht mittragen könne.

Zustimmung gab es für die Einrichtung einer Notgruppe im Kindergarten. Der Grund: Die Kindertagesstätte verfügt über 52 Plätze, im Jahr 2022/2023 würden aber 60 Jungen und Mädchen erwartet. Um die Notgruppe adäquat auszustatten, nimmt die Gemeinde noch 3000 Euro in die Hand.
Ebenfalls befürwortet wurde der Kauf neuer Schutzanzüge für die sechs Feuerwehren in der Verwaltungsgemeinschaft. Die Gemeinderäte lobten außerdem Kommandant Thomas Müller von der Feuerwehr Marktgraitz für das Jubiläum der heimischen Wehr. Es wurde ferner bekanntgegeben, dass die Gemeinde den Förderbescheid über 130.000 Euro zur Errichtung und Sanierung des Kirchweihplatzes mit Buswendplatz erhalten hat.
Folgende Vergaben wurden bekanntgegeben:
• Ingenieur-Büro Kittner&Weber, Sonnefeld, für die Erstellung von wasserrechtlichen Antragsunterlagen für 5400 Euro..
• Firma Eberlein, Altenkunstadt, Arbeiten im Lehrschwimmbad für 6.900 Euro.
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