
Zum dritten Mal in Folge hat Manuel Stark den Coburger Medienpreis erhalten. Für seine Reportage über Altersarmut, die 2018 in der Zeitung „Die Zeit“ erschien ist, wurde er in der Kategorie „Wellenschläger“ regional ausgezeichnet. Der 8. Coburger Medienpreis, der alle zwei Jahre außergewöhnliche Arbeiten von Journalisten und Kreativen auszeichnet, wurde bei einer Online-Veranstaltung verliehen.
Für den Preis 2020 erreichten den veranstaltenden Medienclub Coburg über 100 Einsendungen aus ganz Deutschland. Daraus nominierte die Jury, bestehend aus Professor Olaf Hoffjann, Dr. André Haller und Thomas Nagel, die Besten und kürte die Sieger im Rahmen einer Online-Preisverleihung, die am Donnerstagabend in der Digitalen Manufaktur in Rödental aufgezeichnet wurde.
Mit der Geschichte „Meine Oma ist eine ganz normale Rentnerin – warum geht sie putzen?“ lieferte Manuel Stark einen Beleg für seine Passion des Erzähljournalismus. In ihrer Laudatio betonte Melanie Huml, warum diese Geschichte einen „Wellenschläger“ ausmache: „Mehrere hundert Leserbriefe erreichten die Redaktion. Dreihunderttausend Menschen lasen die Geschichte allein online.“ Die Laudatorin verwies auch darauf, dass im Anschluss bundesweit weitere Medien die Reportage aufgriffen, von Lokalzeitungen über Fernsehsender, wie zum Beispiel der SWR in einer Talkshow.
In einem Video-Einspieler strahlte Manuel Stark in die Kamera und bedankte sich für diese Auszeichnung: „Dieses Stück ist mir persönlich total wichtig, denn es war mein erstes Stück Erzähljournalismus.“ Aus voller Überzeug ergänzte er, dass Menschen nichts besser erreiche, als eine gute Geschichte. Er verwies gleichzeitig auf die Autorengemeinschaft „Hermes Baby“, die er mitbegründete, um Journalismus in diese Richtung weiterzudenken.

Die Mission dieser Autoren lässt sich wie folgt beschreiben: „Wir glauben, dass die Mittel der Dramaturgie und des Erzählens wertvolle Instrumente sind, um die Zukunft des Journalismus zu sichern. Wir wehren uns gegen den Vorwurf, das Erzählen sei seit Relotius in Verdacht oder gar tot. Im Gegenteil, erst der Fall des Spiegel-Fälschers schafft den Raum, mit einer alten Vorstellung des Erzählens aufzuräumen, in der Reporterinnen und Reporter die Welt auf Schablonen reduzieren wollten. Das neue Erzählen, für das wir stehen, macht Zweifel transparent und versteht sie als zentrale Aspekte jeder gelungenen Erzählung. Wahre Geschichten sollten die Wirklichkeit destillieren, statt Belege für Bürothesen zu konstruieren. Nur so werden sie dem Menschen zugewandt.“
Fragen stellen, um Schicksale kennenzulernen
Manuel Stark geht es in seinen Reportagen darum, Fragen zu stellen, um so Schicksale kennenzulernen und Details zu erfahren. Alle Facetten eines solchen Portraits möchte er so präzise wie möglich beleuchten und dem Leser wertungsfrei wiedergeben. Stark ist überzeugt davon, mit solchen Geschichten nicht nur das Offensichtliche skizzieren, sondern auch das Scheinwerferlicht auf das tiefliegend Emotionale lenken zu können.

Mit seiner Reportage über die eigene Oma erfüllte der Journalist die Anforderungen eines „Wellenschlägers“, da er das Thema Altersarmut als ein Problem unserer Zeit authentisch und persönlich aufzeigte, um einen Perspektivwechsel in der Gesellschaft zu fördern und grundlegend wichtige Diskussionen anzustoßen, so die Jury. „Altersarmut ist ein wichtiges Thema. Und eben mehr als Pfandflaschen sammelnde Menschen in Lumpen. Auch das, aber eben nicht nur“, sagte Manuel Stark. „Indem wir wahre Geschichten erzählen, die sich auf tiefe und gründliche Recherchen stützen, können wir Journalisten Themen und Debatten erfahrbar machen. Eben nicht nur auf Ebene der kalten Zahlen und Statistiken, sondern darüber hinaus auch emotional.“
Ausgezeichnet wurde Stark für die Geschichte aus der Sicht eines Enkels, der davon erfuhr, dass die Rente seiner Oma nicht zum Leben ausreiche. Er beschrieb dabei chronologisch und facettenreich, wie das Bild, das er von seiner Großmutter hatte, auf den Kopf gestellt wurde. Es waren Starks innere Monologe und äußere Momente, die die Geschichte vorantrieben, während er seine Großmutter zu diesen Umständen befragte. Es war weder das Verhör eines Enkels, der sich desillusioniert von diesen Umständen zeigte, noch war es die Rechtfertigung einer Großmutter für ihre Situation. Was Manuel Stark dabei erschuf, war die Unterhaltung zweier Menschen, die sich begleiten, öffnen und gegenseitig verstehen, im Reden und im Schweigen. Eine Geschichte, die nachwirkte und zurecht mehrfach geteilt und kommentiert wurde. Durch die Auszeichnung hat sie die Chance, erneut erzählt zu werden.
Manuel Stark durfte sich in diesem Jahr noch über eine weitere Nominierung freuen. Gemeinsam mit seinem Kollegen – dem Fotografen Rafael Heygster – realisierte er ein multimediales Ausstellungsprojekt zur Deutschen Psychiatriereform, für das er in der Kategorie „Schöpfung“ nominiert wurde. 2018 erhielt Stark den Coburger Medienpreis Oberfranken in der Kategorie „Nachwuchs Oberfranken“ für seine Langzeitreportage „Geteiltes Leid“ im Magazin der Süddeutschen Zeitung. 2016 gewann er in der Kategorie „Nachwuchs Oberfranken“ für seine Beiträge „Schicksal Flucht“ in den Anzeigenmagazinen der Mediengruppe Oberfranken.
Till Mayer weiterer Sieger mit Ausstellungsprojekt „Erschüttert“
Till Mayer, Redakteur beim Obermain-Tagblatt, gehörte zu den großen Siegern dieses Abends, wie bereits berichtet. Für sein Ausstellungsprojekt „Erschüttert“ erhielt er in der Kategorie „Schöpfung“ den Coburger Medienpreis aufgrund der hohen Punktzahl sowohl auf regionaler als auch auf nationaler Ebene.
Weitere Infos unter: manuelstark.de
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