
Einmal mehr hatte der VdK-Ortsverband Lettenreuth zu einem gemütlichen Kaffeenachmittag eingeladen. Da die rührige Vorsitzende Barbara Schlottke gerne Themen aus der Geschichte für diese Nachmittage nimmt, lautete das Motto „Ein Koffer voller Erinnerungen.“ Dabei erinnerten sich viele Besucher an so manches, was vor nicht allzu langer Zeit alltäglich war, jetzt aber schon Geschichte ist.
Das Thema hatte viele neugierig gemacht, da auch eine Ausstellung mit vielen Stücken aus der guten alten Zeit zu sehen war. Es gab Haushaltsgegenstände, alte Bücher, darunter ein religiöses Hausbuch von 1874, Puppenwagen mit Puppen um die Jahrhundertwende, Spielsachen, Hüte und vieles mehr.
Harte Arbeit, aber mehr Muse
„Wann fängt früher an?“, fragte sich so mancher Besucher. Diese Frage kann nur jeder für sich selbst beantworten. „Unsere Eltern und Großeltern sprachen ja auch schon von früher“, sagte Barbara Schlottke. „Von der Vergangenheit können wir berichten, über die Zukunft nur spekulieren.“ Wer über 60 Jahre alt ist, denke gerne an die Kinder- und Jugendzeit, das Leben auf dem Dorf, den Geruch der Misthaufen vor den kleinen Bauernhöfen, mit Hühnern, Gänsen, Enten, Puten, die frei über die Straße gelaufen sind. Vor vielen Häusern stand eine Bank, auf der man sich abends zu einem Plausch traf, wobei die Männer ein Bierchen tranken.

Ein Idyll erstand angesichts dieser Erinnerungen vor dem geistigen Auge. „Man glaubt es kaum, wir hatten früher schon freilaufende glückliche Hühnern und so bestimmt auch Bio-Eier“, meinte die Vorsitzende. Doch eine heile Weile habe es damals auch nicht gegeben. Die Menschen mussten mehr harte körperliche Arbeiten verrichten. Dennoch hatten sie Zeit für einen Plausch miteinander. Und kaum eine der Hausfrauen hatte einen Führerschein. Der Treffpunkt für Jung und Alt im Dorf war die alte Dorflinde. Dort wurden Neuigkeiten und Sorgen ausgetauscht. Die Frauen waren tagsüber meist zu Hause und man traf sich zu einem Kaffeeplausch, wobei auch Probleme und Nöte mit der Familie und den Kindern besprochen werden konnten, erinnerte sich Barbara Schlottke. Das unterstrich sie mit einem Song von Bernd Stelter: „Im Internet waren wir nie, wir waren draußen und hatten aufgeschlagene Knie. Wir hatten Pinnwände aus Kork, da hingen Bilder dran, das war unser Instagram. Ebay gab es noch nicht, dafür Sperrmüll monatlich. Amazon war analog und hieß Quelle-Katalog“.
Wie klingt eine Kaffeemühle?
„Leider ist heutzutage der Blick auf die Gegenwart und in die Zukunft für uns alle nicht rosig“, stellte Barbara Schlottke fest. „Unsägliche politische Themen, Unruhen, Kriege, Naturkatastrophen, Umweltprobleme – das alles belastet uns und stimmt uns traurig.“ Statt im Café einzukehren, gebe es Kaffee To Go: In der einen Hand den Kaffeebecher, in der anderen Hand das Handy.
Dann mussten die Anwesenden die Augen schließen und Geräusche von Alltagsgegenständen wie Wählscheiben-Telefon, Kaffeemühle, Waschbrett, Tastentelefon, Schneebesen oder Teppichklopfer erraten. Dabei ging es recht lustig zu. Einige Besucher hatten alte Sammelstücke mitgebracht und erklärten sie. Bei der anschließenden Kaffeerunde wurden Kärtchen mit alten Hausnamen oder Spitznamen von Personen aus Lettenreuth verteilt, die es zu erraten galt. Da wurde so manche Anekdoten aus der guten alten Zeit erzählt. Mit einem Imbiss ging ein kurzweiliger Nachmittag zu Ende. Die Vorsitzende dankte allen, die dazu beigetragen hatten.
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