
Die Nachricht am Ende der Gemeinderatssitzung in Marktgraitz brachte eine gewisse Ernüchterung. Es war der Begriff „leer stehende Gebäude in Marktgraitz“ gefallen. Dabei wurde bekannt, dass in der ehemaligen Gaststätte „Zum Schulhannes“ eine dezentrale Einrichtung für demnächst 30 Asylbewerber untergebracht werden soll. Bürgermeister Jochen Partheymüller zeigte sich richtig verärgert.
Er habe damit und auch mit den möglichen Auswirkungen keinerlei Probleme, erklärte er. Dass dies aber in der Öffentlichkeit anscheinend schon bekannt sei, aber das Landratsamt die Gemeinde noch nicht informiert habe, könne er nicht verstehen. „Hier wird etwas von langer Hand geplant, von dem wir wohl nichts wissen dürfen“, machte er seinen Unmut Luft.
Eine heikle Situation, mit der sehr sorgsam umgegangen werden muss
Auch die meisten Gemeinderäte waren erschrocken. Vermutet wurde, dass mehr Kommunen betroffen sein werden. Uwe Bornschlegel (CSU,) meinte, dass dies eine Nutzungsänderung des Gebäudes darstelle und deshalb eine Anfrage bei der Gemeinde von Nöten sei. Es sei eine heikle Situation, mit der sehr sorgsam umgegangen werden muss, mahnte Anton Hügerich (FW).
Alle waren sich einig darin, dass es in Marktgraitz sicherlich nicht nur Befürworter dieses Vorhabens geben wird. Die Gründe seien sicherlich vielschichtig. Dies habe sich im Kleinen in Gärtenroth und im Großen im Ankerzentrum Bamberg gezeigt. Dieses ist eigentlich für maximal 1500 Asylbewerber ausgelegt.
Die Gemeinderäte fordern mehr Informationen vom Landratsamt
Nun seien aber schon 2500 dort untergebracht. Deshalb müssen weitere Unterkünfte in den oberfränkischen Landkreisen gefunden werden. Möglicher Wohnraum könne auch von privat angeboten werden. Die Gemeinderäte ärgerte, dass es keine Informationen darüber gab, dass aus dem „Schulhannes“ eine Unterkunft für Asylbewerber werden soll. Keine Einkaufsmöglichkeit, kein Arzt, keine Außenanlage des Gebäudes an der Straße – wie solle das mit 30 Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind, denn funktionieren?, sorgen sich die Kommunalpolitiker. Informationen und Auskünfte seitens des Landratsamtes in den nächsten Tagen seien dringend nötig.
Aus dem Gemeinderat
• Bei der Regionalplanung Oberfranken-West läuft das Beteiligungsverfahren zur Fortschreibung des Kapitels „Natur und Landschaft“ und zur Streichung des Kapitels „Erholung“. Trenngrün soll gestrichen werden, um das Zusammenwachsen von bandartigen Siedlungsstrukturen zu vermeiden. Stattdessen soll ein zusammenhängendes Netz von Biotopen geschaffen werden, um die Sicherung und Entwicklung von Lebensräumen für wild lebende Pflanzen und Tiere sicherzustellen. Die höhere Naturschutzbehörde der Regierung von Oberfranken wird die landschaftlichen Vorbehaltsgebiete aktualisieren. Auch wenn sich westlich von Marktgraitz Vorbehaltsgebiete befinden, ist die Marktgemeinde nicht betroffen. Der Gemeinderat nahm diese Information positiv auf.
• Zufrieden sind die Gemeinderäte mit dem Förderbescheid für den Glasfaseranschluss des Rathauses. Das Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung hat dafür 20.000 Euro bewilligt. Dies entspricht einer Förderung von 77,4 Prozent. Der Eigenanteil für die Marktgemeinde beläuft sich auf 5.852,38 Euro. Allerdings muss bis zum Ende des Bewilligungszeitraumes am 9. August 2024 der Glasfaseranschluss vollständig hergestellt sein.
• Der Verein Allianz B303+ ist ein interkommunaler Zusammenschluss von zehn Gemeinden, die entlang der Bundesstraße 303 gelegen sind. Aus dem Landkreis Coburg sind die Gemeinden Ebersdorf bei Coburg, Weidhausen bei Coburg, Grub am Forst, Niederfüllbach, Untersiemau, Großheirath und Sonnefeld Mitglied. Dazu kommen der Markt Marktgraitz aus dem Landkreis Lichtenfels sowie der Markt Mitwitz und die Gemeinde Schneckenlohe aus dem Landkreis Kronach. Nathalie Grammon berichtete von einem Seminartreffen dieser Gemeinschaft, an dem sie vor Kurzem teilgenommen hat. Dabei seien Probleme wie Nahversorgung, ärztliche Versorgung, Elektromobilität auf dem Land erörtert worden. Es wurde festgestellt, dass die Kommunen zusammen auf Dauer mehr erreichen können.
• Der „Graatzer Sommerabend“ wird in diesem Jahr vom 15. Juli auf Samstag, 10. Juni, verschoben.
Die Gemeinde Marktgraitz lädt ein zur Bürgerversammlung am 10. März um 19 Uhr im Sportheim des FC Marktgraitz.
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