NEUENSEE

150 Jahre FFW Neuensee

150 Jahre FFW Neuensee
Haben die Jahrzehnte überlebt: Günther Hofmann und sein Alarmhorn. Foto: Heinz Fischer

Neuensee Sie sitzen zusammen im Aufenthaltsraum der Freiwilligen Feuerwehr Neuensee und schwelgen in Erinnerungen. Günther Hofmann (79), Franz Förtsch (67) und Adelbert Unrein (67).

Wie der Günther 1960 zur Feuerwehr kam? Dazu muss man wissen, dass es damals weder eine Sirene geschweige denn eine Funkalarmierung in Neuensee gab. Und man muss wissen, dass der Günther als Trompeter bei der 1957 gegründeten Blaskapelle Schwürbitz mitspielte. Also, sagte der Kommandant Johann Unrein: „Wenn du Trompete spielst, kannst du auch das Signalhorn blasen“. Dieses alterwürdige Instrument wurde dazu verwendet, bei Einsatz oder Übung die Feuerwehrleute zusammenzurufen. Günther konnte und wurde somit per Handschlag in die Feuerwehr aufgenommen.

Getier in der Jacke?

Sehr zum Unwillen seiner Mutter, die in der mitgebrachten Feuerwehrjacke Ungeziefer vermutete. Fürderhin war es seine Aufgabe, die Wehrmänner bei drohender Gefahr vermittels des Signalhorns im Dorfe zu alarmieren. Dies geschah per Fahrrad. Ein mühseliges Unterfangen, und nichts wünschte man sich mehr, als eine Sirene auf dem Feuerwehrhaus. Doch die ließ auf sich warten. Als man Günther Hofmann einige Jahre später zur Bundeswehr einzog, übernahm der Heiner Hofmann den Dienst, schon mit einem schalmeiartigen Horn ausgestattet, mit dem man schon das allseits bekannte Quart-Signal spielen konnte, welches heute noch bei den Martinhörnern der Einsatzfahrzeuge ertönt.

150 Jahre FFW Neuensee
Passte nicht ins Feuerwehrhaus und machte einen Umbau notwendig: LF8 von 1987. Foto: Heinz Fischer

Um den Wunsch nach einer Sirene Nachdruck zu verleihen, wurde eines Tages eine Übung angesetzt. Zu dieser hatte man bei der Schreinerei Scheumann einen ganzen Stapel Altreifen in Brand gesetzt und schwarzer Rauch stieg alsbald in den Neuenseer Himmel. Allein, der Heiner war eben grad mit seinem Traktor und einer Fuhre Mist unterwegs. Also musste er erst mal den Anhänger abkoppeln, mit dem Traktor nach Hause fahren, das Horn holen und mit dem Auto dann tutend durch den Ort karriolen. Das dies eine für einen Feuerwehreinsatz unbotmäßige Zeit benötigte, war jedem klar, und so wurde dann 1972 endlich eine Sirene installiert.

Dynamisches Trio

Dies war die Zeit, als auch der Adelbert und der Franz als Jungspunde in die Feuerwehr eintraten. Und so wurden die drei ein bis heute unschlagbares Team. Vorteilhaft war dabei, dass alle drei damals in der Firma Hofmann-Metallbau beschäftigt waren, früher bekannt als „Dä Houfe“. So konnte man im Falle einer Alarmierung immer gemeinsam losfahren. Aber nicht nur bei Brand- und Katastropheneinsätzen waren die drei aktiv.

Auch im Feuerwehrverein ging nichts ohne das Trio. So machte man sich vor gut 20 Jahren daran, einen ausgebrannten Wohnwagen in gemeinsamer Handarbeit zum rollenden Bratwurststand umzubauen. Der ist heute noch in Verwendung. Nicht weniger als dreimal wurde unter ihrer Mithilfe das Feuerwehrhaus umgebaut und diverse Jubiläen organisiert.

Die Garage war zu klein

Wie viele Arbeitsstunden da zusammenkamen? Adelbert Unrein meint lakonisch „Viele bis unzählige“. Der letzte Umbau 1987 war notwendig, weil das bereits bestellte Feuerwehrauto Mercedes 814 LF8 gar nicht in die Garage passte. Ob man das nicht vorher wusste? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Unvergesslich war auch die Feier zur Fahnenweihe 1988. Ochs am Spieß sollte es geben und so wurde bei einem Bauern der Umgebung ein solcher erworben und zum Schlachten nach Coburg expediert. Da mussten die drei natürlich dabei sein, es sollte ja alles mit rechten Dingen zugehen und man wollte verhindern, dass ein Stück von dem edlen Tier abhandenkommt.

Dann ging es ans Braten. Bereits früh um zwei Uhr des Festtages wurde der immerhin 13 Zentner schwere Ochse mit vereinten Kräften auf den riesigen Spieß gespannt und harrte rotierend seiner Garung. Alle Hände voll zu tun hatten die drei Freunde als nach dem Gottesdienst gegen elf Uhr der Verkauf der leckeren Spezialität begann. Und wie freuten sie sich auf ihre Portion Ochsenbraten. Doch allein, als sie endlich Zeit zum Essen fanden, war von der ganzen Pracht nur noch das Knochengerüst übrig. „Den Gutschein fürs Essen hab ich heut noch daheim“, meint Franz Förtsch schmunzelnd. In der Folge wurden dann alljährlich Schlachtfeste – dann vom Schwein – abgehalten, bei denen die Kameraden auch immer maßgeblich als Helfer fungierten.

150 Jahre FFW Neuensee
Urgestein der Neuenseer Feuerwehr: (v. li.) Adelbert Unrein, Franz Förtsch und Günther Hofmann. Foto: Heinz Fischer

Aber nicht immer war alles eitel Sonnenschein. Schwierige Einsätze gab es zu bestehen, am Schlimmsten waren jene, wenn es galt, bei einem Brand oder Unfall einen Toten zu bergen. Aber auch diese Situationen meisterten die Freunde zusammen mit den anderen Kameraden. Natürlich legte man in dieser langen Zeit auch sämtliche Leistungsabzeichen erfolgreich ab. Sich in allen Lagen verstehen, zusammenzuhalten, das war das Wichtigste, meint Günther Hofmann zurückblickend. Und dies habe immer funktioniert. „Ein Feuerwehrmann hilft auch ohne Uniform“, das war stets ihr Leitsatz. Adelbert Unrein erinnert sich an einen Spruch, den sein Vater Johann, damals Kommandant, stets bei einem Einsatz auf den Lippen hatte: „Männer macht langsam, es pressiert“. Hört sich lustig an, gibt aber einen wichtigen Grundsatz wieder. Immer in Gefahrensituation ruhig und gelassen bleiben und zügig arbeiten. Eine Prämisse, die bis heute bei den Wehrleuten Gültigkeit hat.

Viele Jahre sind vergangen, die drei haben sich längst aus dem aktiven Dienst verabschiedet. Doch für ihre Neuenseer Wehr sind sie immer noch da, wenn sie gebraucht werden und die Erinnerungen bleiben. Und davon wird immer wieder mal bei einem Bierchen im Feuerwehrhaus erzählt und die Jungen lauschen gespannt. Auch heute noch.

 

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