
Es war ein charmantes Stück Arbeit, das am Donnerstagabend von Jan Burdinski und Stefanie Rüdell im Brückentheater des Kurparks abgeliefert wurde. Und es hätte mehr als 42 Zuschauer verdient gehabt. Das vom Fränkischen Theatersommer gebotene Stück „Zwei waagerecht“ war ein Gleichnis auf das Rätsel der Liebe, auf die Irrungen und Wirrungen menschlicher Existenz, und vergnüglich war es außerdem. Doch warum?
Dem noch lebenden amerikanischen Autor Jerry Mayer gelang einst ein Zwei-Personen-Stück mit unverbrauchtem Wortwitz auf doppelter Strecke: in einem Bahnabteil zwischen San Francisco und Bay Point spielend sowie in einer Zeit von ungefähr einer Stunde und 23 Minuten. Der Clou: So lange dauert die Fahrt mit der Bahn, und während dieser Fahrt begegnen sich in einem Abteil Janet und Josh, gespielt von Stefanie Rüdell und Jan Burdinski. Zwei Menschen, die sich nie vorher begegneten und die etwas miteinander verbindet: die Liebe zum Kreuzworträtsel in der Samstagsausgabe ihrer geschätzten New York Times.
Lustvolle Analyse
So sitzt man sich gegenüber, mit unterschiedlichen Charakteren und Temperamenten. Josh will reden, Janet will ihre Ruhe, Josh hat Gottvertrauen, Janet hat Pläne, Josh hat keinen Ehrgeiz, Janet hat Struktur.
Was folgt, ist ein von Rüdell und Burdinski gleichermaßen glaubwürdig dargestellter Seelenstriptease zweier Menschen, die sich spätestens ab Höhe des zweiten passierten Bahnhofs gegenseitig zu analysieren beginnen – erst beiläufig und mit der Zeit lustvoll.
Immer wieder liefert das Kreuzworträtsel ihnen Stichworte für ihre Leben und für das, was in ihnen schiefgelaufen ist.
Schauspieler überzeugen
Was bei dem von Burdinski inszenierten Stück auffiel, war die schauspielerische Leistung der beiden Akteure. Rüdell stellte die Entwicklung von der zunächst Bedenken tragenden, pikierten Frau hin zu einer sich den Wagnissen des Lebens stellenden Frau jederzeit glaubwürdig dar. Besonders einnehmend war die darstellerische Leistung Burdinskis. Ihm gelang es, die Figur Josh nicht nur darzustellen, sondern zu verkörpern – in aller Natürlichkeit und Unaufgeregtheit, so, als müsse er gar nicht spielen.
Und das Ende vom Lied? Das kommt fintenreich. Janet und Josh warten mit Überraschungen auf und machen Geständnisse. Sie, die sich verheiratet gegeben hatte, ist schon seit sechs Jahren geschieden, und er, der immer von einer Frau gesprochen hatte, gesteht, dass diese nie seine Frau war. Zudem ist er nicht mittellos. Sein Vater ist Besitzer einer Knopffabrik, und diesem will er die Pistole auf die Brust setzen und mehr vom Kuchen verlangen. Ein lohnendes Stück und schön, dass es im Programm des Fränkischen Theatersommers war.
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