ZAPFENDORF

Zapfendorf: Gellende Trillerpfeifen übertönen Nazipropaganda

Im Gellen der Trillerpfeifen ging manch rechtsextreme Aussage unter. Foto: Drossel

Irgendwie wirkte er müde. Ausgelaugt. Angegriffen. Wenig engagiert. Statt strammen Schrittes zu marschieren, trotteten Roger Kuchenreuther und seien verbliebenen drei Getreuen nebst Holzwägelchen Marke Eigenbau augenscheinlich unmotiviert durch die Straßen. Die Thesen: die gleichen wie die Wochen zuvor. Schema F.

Wehende Fahnen, Banner, laminierte Schilder, Buttons: Etliche Bürgerinnen und Bürger bewiesen am Freitagabend in Zapfend... Foto: Markus Drossel

Das Mitleid der geschätzt an die 50 Gegendemonstrantinnen und Gegendemonstranten, die den Rechtsextremen und sein Häufchen am Hofmann-Gelände empfingen, hielt sich dennoch in Grenzen. Kuchenreuther, die einstige Triebfeder des „III. Wegs“ Oberfranken, einer militanten Kleinstpartei, war weit weniger bissig, weit weniger laut.

Schützenhilfe: Auch das Aktionsbündnis „Lichtenfels ist bunt“ unterstützte die Demonstration. Foto: M. Drossel

Seine altbekannten, zigfach gehörten, enttäuschend lustlos präsentierten Thesen aus Hass und Hetze gingen großteils im gellenden Lärm der Trillerpfeifen unter, wurden zwischendurch von hämischen Gesängen und Versen durchkreuzt. Der Tenor: Nazi-Propaganda sei unerwünscht, und da er eh keine Mitläufer habe, könne er getrost einpacken und nach Hause gehen. Doch Kuchenreuther und Konsorten zogen weiter, noch einige Meter. Dann redeten sie unerlässlich in einen dunklen Vorgarten hinein, in dem keine Personen erkennbar waren. Erst danach machten sie kehrt.

Trillerpfeifen zum Abschied: gellende Pfiffe begleiteten die Rechtsextremen-Demo zurück zum Ausgangspunkt. Foto: M. Drossel

Sehr wohl etwas Neues zu erzählen hatte Raimund Oswald, der Initiator der Gegendemo. Tags zuvor hatte nämlich der Gemeinderat getagt und sich mit einem Bürgerbegehren beschäftigt. Die Forderung: Die Gemeinde solle das Grundstück für die Wohncontainersiedlung für Geflüchtete nicht zur Verfügung stellen. Anders, als es der im Januar Gemeinderat beschlossen hatte.

Das Aktionsbündnis „Zapfendorf ist bunt“ tritt couragiert ein für eine offene Gesellschaft, für Toleranz und Mitmenschli... Foto: M. Drossel

Eine Bürgerin berichtete von beklemmender Enge und einer latent aggressiven Stimmung in der Schulturnhalle, dem Ort der jüngsten Sitzung. Zapfendorfs Geschäftsleiter Markus Müller-Hoehne habe die juristische Situation zum Bürgerbegehren geprüft, so Oswald. Der Mietvertrag mit dem Landkreis sei schon geschlossen gewesen, als das der Antrag auf Bürgerentscheid eingereicht wurde, sei nicht einseitig kündbar. Entsprechend wurde das Bürgerbegehren negativ beschieden, bei drei Gegenstimmen.

 

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