
Die Marktgemeinde Ebensfeld ist seit dem Jahr 2018 Heimat einer kulturellen Attraktion: Da schenkte der Bezirk Oberfranken den ehemaligen Ökonomie-Hof des „Gutes Kutzenberg“ dem Fränkischen Theatersommer. Dieses hatte viele Jahre das angrenzende Klinikum mit landwirtschaftlichen Produkten versorgt. Danach standen die Gebäude und Stallungen lange Zeit leer, teils dem Verfall preisgegeben, teils in recht sanierungsbedürftigem Zustand.
Und noch während daran gearbeitet wird, die Bauten wieder herzurichten, wird in der Anlage auch Theater gespielt. Künstlerische Leiterin Jutta Rauter stellt vor, was heuer geplant ist – in Bezug auf die Bauarbeiten und auf der Bühne.
Mit wenig Geld, aber mit Idealismus und Engagement
Schon in seiner Anfangszeit 1993 hatte der Fränkische Theatersommer nur eine dünne finanzielle Decke. Vieles wurde improvisiert, Stücke wurden selbst geschrieben, die Musik war „hausgemacht“. Bühnentechniker gab es noch nicht, und die beiden Theatergründer Jan Burdinski und Wolfgang Pietschmann versuchten, mit Idealismus und Engagement das Beste daraus zu machen.
Sponsoren und Unterstützer wurden gesucht und gefunden. Gelder von der Oberfrankenstiftung, den Sparkassen, kommunalen und regionalen Förderern ließen so manchen Wunsch wahr werden.
30 Jahre später: Auch für die neue Heimat, das Theaterzentrum, wird eifrig geplant und kalkuliert. Stück für Stück wurden bereits Teile der großflächigen Anlage restauriert oder neu angelegt. Ein Gartentheater mit mächtigen Sandsteinstufen ist entstanden, umrahmt von alten, Schatten spendenden Bäumen, eine der schönsten Spielstätten der Region. Seit Juni 2020 können hier rund 250 Zuschauer mit dabei sein, wenn die Darsteller auf der Bühne und auf kleinen Pfaden zwischen Bäumen und Sträuchern ihre Geschichten interpretieren. Bei Regen konnte man wenig später schon in den ersten Stock der großen Scheune des Gutshofes ausweichen.
Seit Juni 2020 ein eigenes Gartentheater
Nun gibt es erneut große Pläne: Eine Remise wird gebaut. „Das Gut wird wieder dreischenklig“, zeigt Jutta Rauter auf einen provisorischen Plan. Archäologische Gutachten seien schon durch, Knochen seien keine gefunden worden, grinst sie. Dann wird Jutta Rauter ernst: „Die Remise müssen wir selber finanzieren, die ist vom Förderprogramm ausgeschlossen, das ist ja das Schlimme.“
Doch wozu braucht der Theatersommer so einen Bau? „Das Haus 131 wird abgerissen, die Bewohner kommen anderweitig unter, das ist schon geregelt“, erklärt sie. In der Remise, die auf der ursprünglich mit Ställen bebauten Fläche errichtet werden soll, möchten die Theaterleute vor allem ihre beiden Thespis-Karren unterbringen. Das seien ausklappbare Bühnen, mobile Theaterwagen, die sich innerhalb einer halben Stunde in ein komplett ausgestattetes „Theater unter freiem Himmel“ verwandeln ließen.

„Auf ihnen rollen die großen Produktionen, die großen Sommertheater Ensemble-Stücke, durch die Lande“, sagt Jutta Rauter nicht ohne Stolz. Sie schüfen eine ganz besondere Atmosphäre. Auftritte damit seien sowohl in Ebensfeld/Gut Kutzenberg, als auch an zwei Spielstätten in Bad Staffelstein geplant. Zwei der elf diesjährigen Aufführungen sollen direkt auf dem „Thespis-Karren“ im Kurpark von Bad Staffelstein stattfinden, neun Stücke wurden für das Brückentheater ausgewählt, dem wohl weltweit ersten Freilichttheater auf einer Brücke, das der Fränkische Theatersommer schon seit 2010 bespielt.
„Auch der Fundus, Bühnenbilder, Mobiliar und solche Sachen sollen mit in die Remise“, sagt Rauter. Momentan seien diese in einem alten leeren Pferdestall auf dem Gelände eingestellt. Sogar eine Werkstatt soll in dem Bau unterkommen. „Rund 200.000 Euro haben wir dafür eingeplant, eher mehr, und wir haben da schon sehr sparsam geplant“, rollt sie mit den Augen. Heizung brauche man keine, „Hauptsache trocken!“ Der „Fränkische Theatersommer Landesbühne Oberfranken“ begeht heuer sein 30-jähriges Bestehen mit einer großen „Jubiläumsfeier“ und der Premiere des Stückes Amphitryon. Ob wohl alles bis zum Geburtstag, dem 17. Juni, fertig sein wird?
Premiere von „Amphitryon“ zum 30-jährigen Bestehen

Jutta Rauter ist zuversichtlich. Sie ist seit sechs Jahren die Künstlerische und Betriebsbüro-Leitung und hat eben das neue Programmheft fertig gestellt. Auch die Engagements der 24 Schauspieler und der sechs Komponisten und Sängerinnen sind unter Dach und Fach. Spielpläne stehen, der Vorverkauf habe begonnen, und man habe sogar einen oft geäußerten Wunsch aus dem Publikums erfüllen können und einige Stücke heuer wieder aufgenommen.
Neu dabei sind für 2023 die beiden Musiktheater „Mann und Frau“ und „Gärten der Liebe“, das Lustspiel Amphitryon, die Komödien „Zwei Waagrecht“ und „Rohrmuffen und Nagellack“, die Satire „Verliebt, verlobt, verschwunden“ und das komische Solo „Der Professor“. Was das Motto dieses Jahres ist? Jutta Rauter lacht herzhaft: „Die Liebe. Es ist die Liebe!“
Weitere Informationen (Programm und Karten) erhält man beim Tourismus Service Bad Staffelstein, Bahnhofstraße 1, Tel. (09573) 33120. Der Kartenvorverkauf läuft auch über die Geschäftsstelle des Theatersommers in Hollfeld, Tel. (09274) 947440, im Best Western Kurhotel an der Obermain Therme oder zum Selbstausdrucken unter www.theatersommer.de. (red)
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