BAD STAFFELSTEIN

Theater in Bad Staffelstein: Mit dicken Jacken um die Welt

Theater in Bad Staffelstein: Mit dicken Jacken um die Welt
Voller Hingabe spielen Bogdan Lewandowski und Beate Roux auf der kleinen Bühne im Brückentheater Foto: Monika Schütz

Es war die letzte Vorstellung des Fränkischen Theatersommers für diese Saison in Bad Staffelstein. Ein wieder genesener Intendant Jan Burdinski moderierte das Musiktheater „Reisesehnsüchte“ mit fröhlichen Worten an. „Es ist gut, dass Sie relativ gut verpackt sind“, begrüßte er den kleinen Kreis der Zuhörer im heimeligen Brückentheater. Und schickte die Gäste mit dem Programm um die Welt.

Theater in Bad Staffelstein: Mit dicken Jacken um die Welt
Die Zuschauer wollten eine Zugabe - und sie bekamen eine: von Geiger Bogdan Lewandowski, Pianistin Beate Roux und Intend... Foto: Monika Schütz

Dicke Jacken, das eine oder andere Sitzkissen und warme Schuhe gehörten an diesem Abend zur Grundausstattung der Besucher. Einige Gäste im Publikum ahnten oder wussten bereits, welch fulminante Musiker sie an diesem Abend erleben würden. Jan Burdinksi hatte die „Reisesehnsüchte“ in diesem Jahr neu ins Programm aufgenommen. Reisen.

Warum gehen Menschen eigentlich auf Reisen?

Es ging um die Sehnsucht nach der Ferne. Oder war es das Hoffen, dort etwas Vertrautes zu finden? Oder die Neugier, wie in fremden Ländern, in fremden Orten gelebt wird? Und welche Gründe für Reisen gibt es eigentlich? – Burdinski las Passagen aus den Aufzeichnungen einiger berühmter Dichter, Schriftsteller und Komponisten. So bereiste ein großen Dichter der frühen italienischen Renaissance, Francesco Petrarca, im Jahr 1333 das „Barbarenland am Rhein“. Er meinte damit Köln. Petrarca stellte überraschend fest, wie schön es doch da sei.

Theater in Bad Staffelstein: Mit dicken Jacken um die Welt
warm eingepackt lauschte ein kleines erlesenes Publikum den "Reisesehnsüchten" von Geiger Lewandowski, Pianistin Beate R... Foto: Monika Schütz

Damit befand sich Petrarca in guter Gesellschaft: Auch Mozarts Erzählungen glichen eher einer Schwärmerei, einer Verzückung ob des Gesehenen und Erlebten. „Doch was gibt es noch für Gründe, zu vereisen?“, stellte Jan Burdinski eine eher rhetorische Frage. „Reist man, um zu reisen?“ Wegen einer Sehnsucht nach Besserem? Oder, weil alle, die Muße und Geld haben, reisen? Oder fliehen wir gar?

Als Temperament auf Melancholie traf

Während die Zuhörer den Ausflügen in die Historie aufmerksam folgten und über den einen oder anderen Grund nachdachten, der auch für die heutige Zeit zu passen schien, ließen zwei musikalische Ausnahmekünstler das kleine Theater zur großen Bühne werden. Die Pianistin Beate Roux und der Geiger Bogdan Lewandowski holten mit ihren Instrumenten die „Ferne“ direkt ins Theater: Ungarn, Amerika, den Harz, die Nordsee oder eine kleine Mittelmeerinsel – Temperament und Melancholie, Glück und Gedanken eines Reisenden wurden plötzlich ganz greifbar.

Vom berühmten italienischen Geigenbauer Carlo Antonio Testore

Bogdan „Boguslaw“ Lewandowski, ein begnadeter Geiger spielte an diesem Abend auf einem kostbaren Instrument des berühmten italienischen Geigenbauers Carlo Antonio Testore aus Mailand. Lewandowski studierte an der Musikakademie Warschau in Polen und absolvierte mit Auszeichnung. Der mittlerweile 67-Jährige begann im Alter von sieben Jahren, Geige zu spielen. Von 1981 bis 2021 war er Mitglied der Bamberger Symphoniker.

Bogdans große Liebe gilt der Salonmusik. Ein weiterer Schwerpunkt ist die temperamentvolle, virtuose Musik der ungarischen „Cigány“, wie er eindrucksvoll und unter dem herzlichen Applaus der Gäste bewies.

Von Frédéric Chopin über Richard Wagner bis Bart Howard

Die gebürtige Bambergerin Beate Roux studierte an der Hochschule für Musik in Weimar Opernkorrepetition und absolvierte anschließend in Leipzig an der Hochschule für Musik das Konzertexamen im Bereich Klavierkammermusik und Liedgestaltung. Sie arbeitete an Opernhäusern in Dessau, Leipzig, Erfurt, Weimar, Dresden und war zuletzt stellvertretende Studienleiterin am Nationaltheater in Weimar. Neben ihrer Tätigkeit an Opernhäusern hatte Beate Roux einen Lehrauftrag an der Hochschule für Musik in Weimar in der Abteilung Gesang/Musiktheater.

Theater in Bad Staffelstein: Mit dicken Jacken um die Welt
Warm eingepackt lauschte ein kleines erlesenes Publikum den "Reisesehnsüchten" von Geiger Lewandowski, Pianistin Beate R... Foto: Monika Schütz

Sie spielt unter anderem noch aktiv bei den Bamberger Symphonikern, an der Städtischen Musikschule und der Kreismusikschule in Bamberg,

Zwei Fragen blieben offen

Bogdan Lewandowski und Beate Roux hatten sich für diesen Abend der „Reisesehnsüchte“ Werke berühmter Komponisten wie Frédéric Chopin, Richard Wagner, Bart Howard, Wolfgang Amadeus Mozart, Felix Mendelsson-Bartholdy und auch Robert Schumann herausgesucht und meisterhaft interpretiert. Doch nach den beiden gerne gewährten Zugaben blieben zwei Fragen offen: Welche Eindrücke hinterlassen wir beim Reisen? Und : Wo geht wohl die letzte Reise hin?

 

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