
Da ist die schiere Angst vor dem, was noch kommt und was wird, mit bangem Gemüt verfolgt sie immer wieder die neuesten Nachrichten. Die 57-jährige Bad Staffelsteinerin Tatjana Langbein stammt aus dem ukrainischen Winnyzja, lebt wie ihre Tochter seit rund 20 Jahren in Deutschland. Seit jenem für ihr Heimatland so schicksalhaftem erneuten Angriffs Russlands am 24. Februar, ist für sie der Begriff „Normalität“ aus ihrem Wortschatz verschwunden. Über Verwandte und Freunde, die in der Ukraine leben, bekommt sie die fatalen Auswirkungen des Krieges mit.
Natürlich wünscht sie sich sehnlich, dass der Krieg in der Ukraine endet, die Invasoren aus dem Land vertrieben werden. „Aber dass das bald geschieht, daran glaube ich nicht“, gibt sie sich keinen Illusionen hin. Tatjanas Bruder und ihr Vater leben in Winnyzja, regelmäßigen Kontakt hat Tatjana zu ihrer langjährigen Freundin Emilia. Wie es ihnen geht, die Frage treibt Tatjana täglich um.
Dass die Menschen in und um Bad Staffelstein sich schon in den vergangenen Monaten solidarisch zeigten und viele gute Sachen spendeten vom Kinderwagen über Kleidung bis zu Essenskonserven, berührt Tatjana Langbein sehr: „Die Leute haben geholfen ohne Ende, das war großartig“. Feuerwehren, Helfer beim Be- und Entladen der Hilfskonvois, als Fahrer Tätige – „jeder hilft, wie er kann“, sagt sie voller Dankbarkeit.
Auch der Ukraine-Stand beim Bad Staffelsteiner Altstadtfest stieß auf sehr gute Resonanz. Es wurden selbstgehäkelte Puppen und hübsche Kleidungsaccessoires verkauft, Kinder konnte sich Arm oder Gesicht bunt bemalen lassen und sogar eine renommierte Geigenspielerin trat auf: Die aus Kiew stammende Oksana Suba ist Mitglied des Nationalen Akademischen Orchesters Kiew und hat eine Bleibe in Bad Staffelstein gefunden. Gerne nahm sie sich beim Altstadtfest die Zeit, um mit famosem Geigenspiel die gute Sache zu unterstützen.
Und zugleich rufen Aktionen wie diese in Erinnerung, dass die Ukraine ein schönes Land mit kulturellem Reichtum. „Wenn ich höre, dass Kinder Saft oder selbst gemalte Bilder verkaufen, um der Ukraine zu helfen, dann finde ich dafür kaum Worte“, meint Tatjana. Ihre Stimme stockt, sie muss unterbrechen, wischt sich die Tränen aus den Augen.
Ans Resignieren denkt sie keine Sekunde. Beim Treffen mit ihr kommt zwischen den Zeilen auch ein ganz wichtiger Aspekt zur Sprache: Wenn jetzt infolge des Krieges zwischen der Ukraine und Russland Energiepreise ansteigen, dürfen sich die Menschen in Europa nicht auseinanderdividieren lassen. „Wir müssen gerade jetzt zusammenhalten“, so Tatjanas von Herzen kommender Appell.
Sprit für Rückfahrt noch nicht finanziert
Die Hilfsbereitschaft der Menschen am Obermain stimmt sie da zuversichtlich. Sie zeigt bewegt ein Foto ihres beinahe neunzigjährigen Vaters, wie er in Winnyzja von Soldaten eine an die Bad Staffelsteiner Bürger und Bürgermeister Mario Schönwald gerichtete Dankesurkunde entgegennahm. Anfang dieser Woche wird ein medizinischer Hilfstransport von Bad Staffelstein aus auf die Reise geschickt, lässt sie wissen. Die Fracht des Fahrzeugs besteht aus Medikamenten, Verbandsmaterial, einem Krankenbett, Gehhilfen und Rollstühlen für ein Spital in Winnyzja. „Das dortige Gesundheitssystem ist mit dem Deutschen nicht zu vergleichen“, gibt sie zu bedenken.
Das war schon vor dem Krieg so. Nun hat sich die Situation verschärft. In den Krankenhäusern müssen nun auch die verwundeten Soldaten von der Front und verletzte Zivilisten behandelt werden.

Als wenn die 1500 Kilometer Entfernung nach Winnyzja nicht schon herausfordernd genug wären, gitb es viel Schriftkram zu organisieren. Den Zollbehörden gilt es eine Dokumentation der Hilfsgüter vorzulegen. Auflagen des Hygienerechts erfordern es, die Hilfsgüter im Bereich Gesundheitswesen in einem gesonderten Fahrzeug zu transportieren.
Auch so ein Hilfstransport fährt nicht mit Wasser. Der Sprit für die Rückfahrt ist noch nicht finanziert. Überhaupt ist finanzielle Unterstützung vonnöten und von daher willkommen. „Auch wenn jemand nur fünf Euro gibt, sind wir dankbar“, betont sie. Ein großer Wunsch von Tatjana Langbein wäre die Anschaffung eines – natürlich gerne auch gebrauchten Krankenwagens.
„Das können wir natürlich nicht alleine bewerkstelligen“, ist sie sich im klaren, möchte diesen Wunschtraum aber weiter verfolgen. Die Worte eines Immanuel Kant lassen einen nachdenklich werden, wenn man bedenkt, was die Menschen in der Ukraine derzeit mitmachen: „Drei Dinge helfen, die Mühseligkeiten des Lebens zu tragen: Die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen“.
Hoffnung auf Frieden für eine freie Ukraine
Auch Tatjana Langbein ist wie allen Ukrainern viel Lebensfreude abhanden gekommen. Aber die Hoffnung, dass ihr Heimatland nicht mehr bombardiert wird, die Truppen einer brutalen Diktatur wieder abziehen müssen, die gibt sie nicht auf.
Wer Tatjana Langbein und die Ukraine-Aktion unterstützen will: Tel. 0173-8534458 oder Tel. (09573) 235726.
Benötigte Hilfsgüter
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