
„Wir haben gewonnen, aber wir fangen jetzt erst an“: Jörg Ebel, der Präsident des Bundesverbandes Solarwirtschaft strotzte nur so vor Selbstvertrauen, als er bei der Feier zum Jubiläum 40 Jahre IBC Solar in der Adam-Riese-Halle über seine Branche redete. Er signalisierte den endgültigen Durchbruch für die umweltfreundliche Energietechnologie, sprach von stark gestiegener Nachfrage nach Solartechnik und prophezeite einen auf Dauer „sehr stabilen Solarmarkt“, der dynamisch wachsen werde.
Ebel brauchte nicht großartig zu erwähnen, dass jüngste globale Entwicklungen wie der Klimawandel, die durch den russischen Überfall auf die Ukraine ausgelöste Energiekrise in Verbindung mit dem Fortschritt der Solartechnologei und der stets wachsenden Zuversicht in alternative Energiequellen Gründe dafür sind, dass das eigene Lager die Abkehr von Energielösungen als allgemein erachtet, die weiter auf fossile Stoffe setzen und Kohlendioxid nicht verbannen können.
IBC-Solar ist ein „echtes Familienunternehmen“ geblieben
Ebel gratulierte dem Gründer des Bad Staffelsteiner Unternehmens, Udo Möhrstedt, zu dessen Lebensleistung . Er bedankte sich ausdrücklich dafür, dass die Pionierleistung des heimischen Unternehmers von Anfang bewusst der gesamten Branche zugute gekommen sei. Bei allem Erfolg sei IBC ein „echtes Familienunternehmen“ geblieben, was ebenfalls nicht selbstverständlich sei.
Udo Möhrstedt durfte an diesem Tag persönliche und virtuelle Glückwünsche aus dem gesamten deutschen Solartechnik-Unternehmertum entgegennehmen. Sein Sohn verlieh ihm unter großem Beifall der Gäste, darunter viele Mitarbeitende, eine Platin-Nadel und meinte, es werde nur einen geben, der irgendwann in Gold ausgezeichnet werde.
Trotz aller Jubelstimmung ließ der Vorstandsvorsitzende von IBC Solar etwas Wasser in den Wein laufen. Er bemängelte massiv die bislang allzu schleppende breite politische Umsetzung der Solartechnik in Wirtschaft und Gesellschaft. „Wir haben genug geforscht und Milliarden dafür ausgegeben,“ sagte Möhrstedt. „Nun müssen wir die Technik auf die Straße und die Dächer bringen.“

Die Kritik Möhrstedts richtete sich erneut gegen jene Politik, die – ganz offensichtlich mit Rücksicht auf die in Konkurrenz stehenden konventionellen Energieerzeuger wie die Stromunternehmen – „zu lange“ zögerlich und überbürokratisch mit den Möglichkeiten der Solartechnik umgegangen sei. Dabei sei längst bekannt, dass Solarstrom deutlich preiswerter hergestellt und verkauft werden könne, als im Stromgeschäft derzeit üblich.
Möhrstedt lobte bei einer Talkrunde mit dem Thema „CO2-freier leben und auch genießen“ andererseits aber auch die Fortschritte, die die Umwelttechnik trotz aller Hindernisse in Deutschland in der Breite vorzuweisen habe. Deutschland habe pro Kopf mehr Watt bei Solaranlagen installiert als China. „Ich bin der Überzeugung, dass der Wille zur Erneuerung der Energieversorgung in der Bevölkerung endgültig angekommen ist“. Vielen Menschen gehe es sogar nicht schnell genug, meinte der Unternehmer weiter.
Der prominente Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx wagte beim Jubiläum einen Blick in das Jahr 2050, in dem das Karbon-Zeitalter in Deutschland zuende gehen und der Ausstoß des umweltschädlichen Kohlendioxids beendet sein soll. Er zeigte sich unter anderem davon überzeugt, dass bereits innerhalb der kommenden fünf Jahre eine „gigantische Kapitalumschichtung“ von fossilen Investitionen hin zu Transformationstechnologien wie Solar-, Windkraft- oder Wellenttechnik geschehen werde.
Auch Gezeitenkraftwerke würden an Bedeutung gewinnen. Horx nannte weiter die Solarisierung von Bahnschwellen oder die Überdeckung von Autobahnen für die Installation von Solarpanelen. Weiterhin nannte er den Einbau von Induktionsschienen in Straßen.
„Gigaboom im Bereich der erneuerbaren Energien
In China werde 2028 der Scheitelpunkt des CO2-Ausstoßes erreicht werden. Ab da beginnen die Emissionen weltweit zu sinken. Parallel zu dieser Entwicklung werde der weltweite Bau von riesigen Solarkraftwerken, zum großen Teil in Wüstengegenden, voranschreiten. „Wir werden einen Gigaboom im Bereich der erneuerbaren Energien erleben“, meinte der Zukunftsforscher.
Die Transformation der Energieerzeugung werde auch im täglichen Leben und in der Wirtschaft einschneidende Veränderungen mit sich bringen. So könne der Hausbau mit Dachziegeln als Panelen oder energieerzeugenden Fenstern revolutioniert werden. Schon jetzt werde an „solaren Architekturen“ mit so genannten „Zero-Carbon-Buildings“ gearbeitet.
Das häufig vorgebrachte Argument, die Sonne scheine nicht dauernd und sei unzuverlässig als Energielieferant, könne durch die inzwischen weit fortgeschrittene Speichertechnologie entkräftet werden. „Damit lassen sich die Stromtäler ausgleichen“, so Horx.
Nun gelte es mit aller Kraft, die Bevölkerung von der Energiewende voll zu überzeugen. Umfragen sagten, 70 Prozent der Menschen in Deutschland seien immer noch skeptisch, dass das Leben ganz ohne fossile Brennstoffe funktioniert.
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