BAD STAFFELSTEIN

Selbstfahrende Busse: „Arbeiten mit Hochdruck an MILAS“

Selbstfahrende Busse: „Wir arbeiten mit Hochdruck an MILAS“
Wie und wann geht es mit dem MILAS-Forschungsprojekt in Bad Staffelstein weiter? Der Zeitplan ist zumindest ins Stocken geraten. Fotomontage: M. Drossel

Stop-and-Go statt freier Fahrt: Eigentlich sollten die selbstfahrenden Busse im Rahmen des Forschungsprojekts MILAS schon seit Ende Mai zwischen dem Bahnhofsbereich/der Obermain-Therme und der Innenstadt verkehren. In der jüngsten Stadtratssitzung aber musste Bürgermeister Mario Schönwald eine zeitliche Verzögerung verkünden und wollte keinen neuen Starttermin nennen. Doch woran liegt das? Ein Gespräch mit Quartiersmanager Michael Böhm, dem MILAS-Beauftragten der Stadt Bad Staffelstein.

Herr Böhm, seit wann war klar, dass der Termin Ende Mai nicht eingehalten werden kann?

Michael Böhm. Foto: M. Drossel

Michael Böhm: Seitdem wir in engem Zusammenspiel mit unseren Partnern an einem Forschungsprojekt des Bundes arbeiten, haben wir uns bewusst gemacht, dass Herausforderungen und Hürden Teil dieses Prozesses sind. Die Forschung erfordert das Entdecken neuer Verfahren und Techniken, die auf dem Markt noch nicht als Standardlösungen vorhanden sind. Dabei müssen wir stets flexibel auf auftretende Probleme reagieren und innovative Lösungsansätze entwickeln.

Was ist Grund für die Verzögerung?

Böhm: Derzeit arbeiten wir daran, den Forschungsauftrag nahtlos in den Fahrbetrieb zu integrieren. Theoretisch könnten die Busse, wie in Kronach, bereits im Einsatz sein, jedoch müssen wir sie mit dem Forschungsauftrag verknüpfen. Dies ist auch auf die entstehenden Projektkosten zurückzuführen, die aus Bundesmitteln finanziert werden.

Ist die Verzögerung nicht Wasser auf die Mühlen derjenigen, die das Projekt von Anfang an skeptisch sahen?

Böhm: Allen beteiligten Parteien wurden die Rahmenbedingungen und der Projektauftrag ausführlich erläutert. Es ist auch allen bewusst, dass wir hier an einem Forschungsprojekt arbeiten und als Testumgebung im öffentlichen Raum mit zwei Universitäten zusammenarbeiten.

Ursprünglich war eine Sperrung der Bahnhofstraße im Bereich zwischen Kirchgasse und Marktplatz angedacht, die aufgrund des Protests von Geschäftsleuten und Anwohnern letztlich gekippt wurde. Inwieweit spielte das für den Zeitplan und die Verzögerung eine Rolle?

Böhm: Nein, das spielt keine Rolle. Solche potenziellen Verzögerungen sowie andere Risiken im Projektverlauf wurden bereits bei der Planung und Antragsstellung sorgfältig berücksichtigt. Der Zeitplan wurde entsprechend angepasst, um alternative Lösungsansätze einzubeziehen.

Wie können Sie als Beauftragter der Stadt Bad Staffelstein bei der schnellstmöglichen Umsetzung helfen?

Böhm: Ich arbeite eng mit dem Konsortium und dem Projektträger zusammen, um kontinuierlich verschiedene Lösungsansätze zu diskutieren und zu überprüfen. Durch diesen fortlaufenden Austausch trage ich dazu bei, dass die Umsetzung des Projekts so schnell wie möglich voranschreitet.

Aktuell ist Hochsaison in Bad Staffelstein. Wie ärgerlich ist es, dass das Prestigeprojekt nun noch nicht umgesetzt ist?

Böhm: Es ist wichtig zu beachten, dass die Informationen über dieses Projekt derzeit wahrscheinlich nur unseren Einwohnerinnen und Einwohnern bekannt sind. Für unsere Gäste im Jahr 2023 dürfte diese Verzögerung keine Auswirkungen haben und somit keine negative Rolle spielen.

„Die finanzielle Unterstützung ist ausreichend und gesichert, um das Projekt erfolgreich umzusetzen.“

Michael Böhm,

MILAS-Beauftragter

Gerade im Sommer „brummt“ die Stadt, die Beherbergungsbetriebe sind voll, die Gastronomie ist gut gebucht. Wird es da nicht besonders schwierig, die Eingriffe in den Straßenverkehr – für MILAS – vorzunehmen und auch, eventuelle „Kinderkrankheiten“ auszumerzen?

Böhm: Die geplanten Maßnahmen zur Umsetzung des MILAS-Projekts konzentrieren sich hauptsächlich auf den Busparkplatz der Obermain-Therme, in der Nähe des Stadtmuseums und möglicherweise auf Teile der Ringstraße. Dadurch werden die Auswirkungen auf den fließenden Verkehr minimal bis gar nicht spürbar sein.

Selbstfahrende Busse: „Wir arbeiten mit Hochdruck an MILAS“
Die autonomen Busse des MILAS-Projekts sollen am Museum in Kirchgasse halten. Foto: Markus Drossel

Der Betrieb der Busse wird reibungslos mit den Fachleuten von DB Regio ausgeführt. Somit werden potenzielle Beeinträchtigungen in Bezug auf den Verkehr und eventuelle Anlaufschwierigkeiten effektiv minimiert.

Was denken Sie, wann die Busse spätestens fahren werden?

Böhm: Wir arbeiten mit Hochdruck daran, den Betrieb der Busse so schnell wie möglich zu starten. Wir sind zuversichtlich, dass wir in naher Zukunft konkrete Informationen zum Starttermin geben können.

Die selbstfahrenden Busse werden induktiv mit regenerativer Energie versorgt. Wieso wurden die Ladepunkte nicht schon installiert? Wo sind sie geplant?

Böhm: Da es sich um ein innovatives Forschungsprojekt handelt, befinden wir uns noch in der Entwicklungsphase, in der wir an der Erforschung der induktiven Ladetechnologie arbeiten. Die Installation der Ladepunkte erfordert daher zusätzliche Forschungs- und Entwicklungsarbeit, um die bestmögliche Lösung zu finden.

Die geplanten Standorte für die Ladepunkte sind der Busparkplatz der Obermain-Therme, in der Nähe des Stadtmuseums und möglicherweise als Teil einer dynamischen Fahrstrecke in der Ringstraße.

Zum Modellprojekt gehört auch eine Solaranlage, deren Bestandteile längst geliefert wurden. Wieso wurden die Module noch nicht installiert? Und wo soll sie platziert werden?

Selbstfahrende Busse: „Wir arbeiten mit Hochdruck an MILAS“
Vorbereitungen im vergangenen Winter: Professor Dr.-Ing. Benedikt Schmülling von der Bergischen Universität Wuppertal im... Foto: Markus Drossel

Böhm: Die Installation der Module steht noch aus, da wir aktuell die besten Fachkräfte und Solarteure mobilisieren, um diese Aufgabe zu übernehmen. Trotz der hohen Nachfrage in der Branche sind wir zuversichtlich, dass wir zeitnah die Installation der Solaranlage realisieren können. Der genaue Standort wird sorgfältig geplant, um die optimale Nutzung regenerativer Energie zu gewährleisten.

Wo stehen denn derzeit die beiden Busse, die dafür angeschafft wurden?

Böhm: Ein Shuttle-Bus wird derzeit auf der Teststrecke in Kronach eingesetzt, während sich der zweite Bus in Norddeutschland befindet, wo er für den Umbau zur Integration einer induktiven Ladespule vorbereitet wird.

Das Forschungsprojekt ist zeitlich befristet. Wird es nun verlängert?

Böhm: Es ist noch früh, um über eine mögliche Verlängerung zu sprechen. Das Konsortium hält den Projektträger jedoch stets über die aktuellen Entwicklungen im Projekt auf dem Laufenden. Aktuell finden Abstimmungen und Gespräche statt, um alle Optionen sorgfältig zu prüfen.

Stichwort Fördergelder: Ist die Finanzierung weiterhin im Rahmen – und gesichert?

Böhm: Ja, die Finanzierung des Projekts liegt weiterhin im kalkulatorischen Rahmen und wird durch die zugesagten Fördergelder gewährleistet. Somit ist die finanzielle Unterstützung ausreichend und gesichert, um das Projekt erfolgreich umzusetzen.

Zwei Universitäten dabei

MILAS, das steht für Modulare Intelligente induktive Ladesysteme für Autonome Shuttles, also ein Forschungsprojekt, bei dem das kontaktlose Laden von elektrisch betriebenen Fahrzeugflotten im öffentlichen Raum erprobt und erforscht wird. Gefördert – zu 100 Prozent – wird es vom Bundesministerium für Wirtschaft, wissenschaftlich betreut von der Bergischen Universität Wuppertal und der Technischen Universität München.
 

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