
Heute wird Fasten immer häufiger in Zusammenhang mit Zeit für positive Veränderungen erlebt. Neue Erfahrungen aus dieser Zeit motivieren zu anderen Verhaltensweisen. Wie notwendig Veränderungen sind, macht auch der Klimawandel deutlich. Deshalb laden die Tagungs- und Bildungshäuser Vierzehnheiligen in Kooperation mit der Kur- und Urlauberseelsorge Bad Staffelstein noch bis 22. März immer mittwochs um 19 Uhr zum Klimafasten ins evangelische Gemeindehaus in Bad Staffelstein ein.
„Die Fastenzeit ist eine Zeit, in der wir uns ganz bewusst erinnern können, was es heißt, aus dem Glauben heraus diese Welt mitzugestalten. Es ist eine Zeit, in der man Dinge etwas anders anfassen und gestalten kann. Diese Aktion lädt dazu ein, sich mit Fragen des Klimaschutzes und der Klimagerechtigkeit in der Fastenzeit auseinanderzusetzen“, erläutert Bildungsreferent Johannes Löhlein, der mit Pastoralreferentin Susanne Lindner und der evangelischen Pfarrerin Anja Bautz diese Fastenaktion begleitet.
Sie laden dazu ein, sich über die Herausforderungen, Chancen und Hindernisse für mehr Klimaschutz und Klimagerechtigkeit zu informieren, zu diskutieren und schließlich selbst ins Handeln zu kommen. Am vergangenen Mittwoch setzten sich die Teilnehmenden mit dem Thema „Flächenverbrauch“ auseinander. Hierzu wurden verschiedene Filmbeiträge gezeigt.

In Deutschland gehen im Durchschnitt täglich über 60 Hektar Fläche „verloren“, hieß es in einem der Filme. Ursachen dafür seien das steigende Verkehrsaufkommen und das Wachstum der Städte. Das habe Folgen für die Umwelt: Freie, unversiegelte Flächen fehlten zur Bildung von Grundwasser. Wertvolle Böden gingen verloren, die dann Tieren und Pflanzen, aber auch der Landwirtschaft nicht mehr zur Verfügung stehen. Die Landschaft werde zerschnitten, Klein-Klimata veränderten sich und Schadstoff- sowie CO2-Emissionen stiegen an.
Städte behutsam verdichten statt neue Baugebiete auszuweisen
Es gibt viele Ansatzpunkte, um den Flächenverbrauch in Deutschland zu reduzieren. Im Beitrag wurde angeregt, Städte behutsam zu verdichten. Das bedeutet, bevorzugt Brachen und Grundstücke in der Stadt zu bebauen, die für die Bebauung ausgewiesen, dafür aber noch nicht genutzt wurden. Dafür könnten Flächen am Stadtrand, deren Böden oft wertvoll sind, geschont werden. Als Grünflächen genutzte Grundstücke in der Stadt sollten naturnah weiterentwickelt werden.
Weitere Filmbeiträge verdeutlichten den Flächenverbrauch im Zusammenhang mit der Lebensmittelproduktion. Würde die weltweite Ackerfläche durch die Zahl der Menschen auf der Erde geteilt, so erhielte jeder Mensch 2000 Quadratmeter. Dieser Anteil am Ackerland stünde jedem rechnerisch zu. Darauf müsste alles wachsen, was den einzelnen ernährt und versorgt: Weizen für Brot, Kartoffeln, Reis, Kohl, Karotten, dazu Mais und Soja als Futterpflanzen für Tiere, aber auch Zuckerrüben für den Zucker im Tee oder Kaffee, Baumwolle für T-Shirts, Sonnenblumen für Speiseöl sowie Raps für Biodiesel.
„Landgrabbing“, um den Hunger der eigenen Nation zu stillen
Die zukünftige Fruchtbarkeit und die biologische Vielfalt des Bodens hinten davon ab, wie die Menschen damit umgehen, also wie sie den Boden bearbeiten, die Pflanzen behandeln und die Ernte verarbeiten. Würde die global verfügbare Ackerfläche gerecht aufgeteilt, wäre genug für alle da, hieß es im Film.
Jüngst hätten China, Indien, Saudi-Arabien, Südkorea oder Kuwait damit begonnen, fruchtbares Land etwa in Kambodscha, Kenia, Tansania oder Äthiopien aufzukaufen, um den Hunger ihrer eigenen Nationen zu stillen. Diese Aufkäufe von Land bezeichnen Beobachter als „Landgrabbing“.
Denn durch den Anstieg der Preise für Agrarrohstoffe seien Investitionen in Ackerland ein lohnendes Anlageobjekt geworden. Hinzu kämen Faktoren wie Wassermangel (etwa in Saudi-Arabien), veränderte Ernährungsgewohnheiten (China) oder die Biospritpolitik (EU). Zudem sähen viele Regierungen des globalen Südens in den Investitionen in ihre Landwirtschaft eine Chance, die Erträge und die Ernährung der Bevölkerung zu verbessern.
Wie viel Fläche verbraucht eine Mahlzeit mit Fleisch und Kartoffeln?
Wenn Ackerflächen knapp werden, müssen die Länder zuerst die Ernährung der lokalen Bevölkerung sichern. Da Deutschland zu viel Fläche in Entwicklungsländern für den Anbau von Energiepflanzen und Futtermitteln belege, müssten Kraftstoffverbrauch und Fleischkonsum im Deutschland reduziert werden.
Anhand eines Flächenrechners konnten die Teilnehmenden am Klimafasten ausrechnen, wie hoch der Flächenverbrauch zum Beispiel für einzelne Mahlzeiten ist. So liegt etwa der Flächenverbrauch für Hackfleisch mit Kartoffeln für vier Personen bei 43,6 Quadratmetern, für Ratatouille (Gemüseeintopf) mit Kartoffeln für ebenfalls vier Personen bei 6,92 Quadratmetern.
Im Anschluss wurde in der Runde die Frage diskutiert: „Was kann ich dagegen tun, und was hindert mich daran?“ Die Teilnehmenden zeigten sich von der Veranstaltung angetan. Sie freuen sich auf die nächste Veranstaltung der Reihe „So viel du brauchst …“. Die Themen der weiteren Termine im Rahmen der Aktion sind am 15. März „Mobilität“ und am 22. März „Beleuchtung“, jeweils von 19 bis 20.30 Uhr im evangelischen Gemeindehaus. Eine Teilnahme an den noch ausstehenden Terminen ist jederzeit möglich. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.
Informationen dazu gibt es bei Pastoralreferentin Susanne Lindner unter Tel. (09573) 340836 oder unter www.kurseelsorge-bad-staffelstein.de.
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