PRÄCHTING

Die sagenumwobene Hankirche bei Prächting

Beim Wandern ist die etwas abseits gelegene und sagenumwobene Hankirche zu sehen. Foto: Martin Drossel

Beim Wandern in den Sommermonaten erblicken wir in der Marktgemeinde Ebensfeld die etwas abseits gelegene Hankirche oberhalb von Prächting. In einem Hain steht dieses seit 1338 nachgewiesene Gotteshaus. Der Name „Han“ weist auf den Hain, einen von Bäumen umgebenen Kultplatz einer vorchristlichen Kultstätte.

Viele wissen nicht, dass es sich dabei um einen Sagenort handelt. Das Buch „Sagen und Legenden des Lichtenfelser Landes“ von E. u. K. Radunz erzählt die Geschichte einer merkwürdigen Entstehung: Als „Capellen zu dem Heyn“ wird die weithin sichtbare Hankirche vorgestellt.

Der Sage nach sollte diese Kirche nicht auf einem Wiesenhain, sondern mitten im Dorf Prächting stehen. Beim Kirchenbau haben sich jedoch merkwürdige Dinge zugetragen. Am nächsten Tag standen die behauenen Steine an einem anderen Ort.

Die Maurer richteten das Mauerwerk auf, in der Nacht verschwanden die Steine, nichts war mehr zu sehen. Was die Arbeiter tags zuvor erstellt hatten, war fort. Drei Tage hintereinander fühlten sich die Bauleute genarrt. Dann wurden sie ängstlich.

Zum Bauplatz trauten sie sich nicht mehr. Als sie zu ihrem Erstaunen gar feststellten, dass die behauenen Steine in derselben Anordnung, wie sie von ihnen errichtet worden waren, auf der benachbarten Anhöhe standen, wendeten sie sich an ihren Pfarrer in Ebensfeld. Dieser wusste die Ursache dieses geheimnisvollen Geschehens zu klären. Er sagte, dass der Allmächtige selbst den Ort des Gotteshause bestimmen möchte.

Nicht drunten im Tale, sondern hier auf diesem Berge solle die Kirche entstehen. Die Bauern folgten dem Rat. Der Kirchenbau wurde ohne jeden Zwischenfall zu Ende geführt; von der grünen Höhe grüßt die ehrwürdige Hankirche Prächtings seitdem die Wandergruppen.

Weitere „Wanderkirche“

Es ist nicht das einzige Gotteshaus im Landkreis Lichtenfels, dem beim Bau wundersame Ereignisse nachgesagt werden. Der kleine Juraort Neudorf hat ebenfalls eine „Wanderkirche.“

Die sagenumwobene Hankirche bei Prächting
Repro aus dem Buch „Sagen und Legenden des Lichtenfelser Landes“. Diese Tafel können wir an der Hankirche bestaunen. Foto: Andreas Motschmann

Der Sage nach sollte das Gotteshaus ursprünglich an einem anderen Platz im Ort gebaut werden. Doch jedes Mal, wenn man frühmorgens die Bausteine aufmauern wollte, waren sie wie durch Zauberhand verschwunden und außerhalb des Dorfes angehäuft. Man entschloss sich, das Neudorfer Gotteshaus am Ortsrand zu bauen. Eine weitere Erzählung berichtet vom Bau der Adelgundiskapelle auf dem Staffelberg von wundersamen Ereignissen.

Vor und nach der Reformation gab es Wallfahrten „zu unserer lieben Frawen zum Haan“ und es wird von wunderbaren Gebetserhörungen berichtet. Als man wegen eines Umbaus der Kirche das Gnadenbild nach Ebensfeld gebracht hatte, kehrte es der Legende nach dreimal auf wunderbare Weise auf den Berg zurück. 1634 brannten die Schweden Prächting völlig nieder. Die Kirche auf dem Berg blieb verschont.

Gnadenbild genießt Verehrung

Die Kirche überrascht innen durch eine reichhaltige barocke Ausstattung. Das Gnadenbild, eine circa 50 Zentimeter große spätgotische Figur der Muttergottes, genießt große Verehrung von den Bewohnerinnen und Bewohnern des Ortes und der Umgebung. Die Hankirche wird als katholische Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Immaculata bezeichnet. Die jetzige Kirche wurde ab 1713 errichtet. Es ist eine barocke Saalkirche mit eingezogenem Chor.

Die Ausführung des Langhauses besorgten die Maurermeister Christoph Leidner und Andreas Reinthaler. Letzterer stammte aus Ellingen, er errichtete auch die Veitskapelle. Johann Thomas Nißler, Maurermeister und Ratsherr in Staffelstein, leitete den Chor und Turmbau. Ihm war auch die Ausführung der Basilika in Vierzehnheiligen anvertraut. Von 1765 bis 1767 wurden Turm und Chor errichtet und 1782 der Hochaltar.

Oberfränkische Marientour

Vor zwei Jahren wurde an der Hankirche der erste Radpilgerweg Oberfrankens eröffnet (das OT berichtete). Der Fränkische Marienwanderweg und die „Oberfränkische Marientour“ sind miteinander verzahnt. Der Pilgerradweg „Oberfränkische Marientour“ weist eine Länge von 580 Kilometern auf. Der hierzu herausgegebene Flyer schlägt zehn Etappen vor, Start und Endpunkt ist Bamberg.

Entlang der Route liegen 52 Heiligtümer, die Zeugnis ablegen von der fränkischen Marienverehrung, davon 40 Marienwallfahrtsorte. Die Hankirche, die Veitsbergkapelle und die Basilika Vierzehnheiligen sind drei der insgesamt zwölf Fotos auf dem Flyer. Interessierte finden das Infoportal des oberfränkischen Marienradwegs auf www.oberfranken.de.

Des Weiteren führen unweit dieses sagenhaften Ortes der Jakobsweg und der 13 Kilometer lange Keltenweg E vorbei. Ein etwa 150 Meter westnordwestlich von der Kirche liegender Turmhügel stammt aus dem Mittelalter. Anfahrt von Prächting oder auch von Kutzenberg möglich. Parkplätze sind hinter der Kirche.

Die „Wanderkirche“ wird auch im Alltag genutzt. So empfingen im Mai ein Mädchen und drei Jungen aus Prächting und Dittersbrunn in der Hankirche die heilige Erstkommunion.

 

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