
Ob er der einzige Gin-Brenner weit und breit ist, weiß Florian Leicht nicht - allerdings sicherlich der einzige mit genau diesem „Rezept“. Gin (vom französischen „Genévrier“ für „Wacholder“) ist eine farblose Spirituose mit Wacholder (im Volksmund: Wacholderschnaps) und Hauptbestandteil vieler Cocktails, wie des Martini (ein Aperitif aus Gin und Wermut). Gin erhält seinen charakteristischen Geschmack allein aus der Aromatisierung mit Gewürzen, darunter vor allem Wacholderbeeren. Die weiteren Zutaten, Kräuter oder Gewürze wird ein Gin-Brenner allerdings nicht verraten. Sie sind sein persönliches Geheimrezept.

Schnapsbrennerei in 5. Generation, seit 2017 sitzt Florian an der „Spindel“
Das ist auch bei Florian Leicht so. In der fünften Generation schon brennt die Familie in ihrer Edelbrennerei in Unterzettlitz Schnaps. Im Dezember 2016 wurde die Brennanlage erneuert, seit 2017 sitzt Florian Leicht an der „Spindel“. Er lacht. Die Spindel heißt eigentlich Alkoholmeter für Volumenkonzentration. Schwieriges Wort, da geht einem Spindel schon leichter über die Lippen. Florian braucht dieses Messgerät beim Brennvorgang.
In neutralem Alkohol gebrannte frische Früchte werden als „Geist“ bezeichnet. Eigentlich gibt es das Wort „Schnaps“ nur in der Umgangssprache. Richtigerweise bezeichnet man Gebranntes als „Brand“, wenn man mit vergorenen Früchten arbeitet, oder eben als „Geist“, wenn reiner Alkohol als Basis verwendet wird.
Florian Leicht bezieht seinen Agraralkohol „Primasprit“ - „ja, sagt er lachender, der heißt wirklich so“ - vom Fachhandel. Schon vor vier Jahren hatte er bemerkt, dass sich die Vorliebe der Schnapskonsumenten leicht veränderthat. Gin wurde mehr nachgefragt. Ob das an James Bond liegt? Vielleicht. Jedenfalls war plötzlich Nachfrage da.
Florian kaufte verschiedene Sorten des hochprozentigen Getränkes und testete mit der Familie die feinen Geschmacksunterschiede. Nach langem Überlegen und Tüfteln hat er dann seinen eigenen Geschmack kreiert: „Wacholder ist die Grundzutat. Dazu nehm' ich noch Zitronenschale und weitere Zutaten“, berichtet er bei einer Führung in der Brennerei. Welche Zutaten das sind, verrät er nicht. Wohl aber, dass dieser Ansatz rund vier Wochen ziehen muss, bevor er gebrannt werden kann.
„Wacholder ist die
Grundzutat. Dazu
nehm' ich noch
Zitronenschale und
weitere Zutaten.“
In dieser Zeit sind dann auch die Zollformalitäten erledigt; sie füllen mittlerweile ganze Aktenordner. Nun kann gebrannt werden. Von eine Anfangsmenge von 140 Liter mit der Stärke 85 Volumen-Prozent erhält der 39-Jährige rund 300 Liter fertigen Gin mit der Stärke von 40 Volumen-Prozent. Das Destillat muss nun für ein bis zwei Monate in Edelstahlfässern lagern. Dann kann es in Flaschen abgefüllt werden.
Bis zu fünf Jahre hält sich der Gin-Geist. Dann sollte er verbraucht sein, da die Aromastoffe nicht mehr zur Geltung kommen. Das wissen seine Kunden. Privatleute und Urlaubsgäste sind die Hauptabnehmer, von Gaststätten kamen bisher noch keine Anfragen.
Tipp, wie man das Trendgetränk am besten genießt
Bei den Schnapsproben, die Florian Leicht und die Familie anbieten, stehen normalerweise sechs Klare und sechs Liköre mit Weißbrot und Käse zur Auswahl. Auch hier hat Florian bemerkt, dass immer öfter nach Gin gefragt wird. Den gibt es dann auch, zusammen mit Tipps, wie man das Trendgetränk am besten genießt. Er selbst bevorzugt die schlichte Variante, die seine Aromen am besten zur Geltung kommen lassen: vier Zentiliter (4 cl) Gin in ein Longdrinkglas, Eiswürfel zugeben, mit einfachem Tonic (ohne extra Eigengeschmack!!) auffüllen - genießen. Sein Bruder, Koch von Beruf, verwendet Gin auch als Hauptzutat in der „Gin-Suppe“ oder für ein Dessert. Ein Gin-Tasting kann und wird Florian aber nicht anbieten – dazu bräuchte es mehrere Sorten Gin zum Vergleich.

Der 39-Jährige hat schon wieder eine neue Idee
Allerdings hat Florian Leicht schon wieder eine neue Idee: Im Garten wächst Pfefferminze, beim Nachbarn jede Menge Knoblauch: Was liegt da näher, als eine Pfefferminzspirituose und einen Knoblauch-Geist zu brennen. Die erste Charge ist jedenfalls schon durch und für gut befunden.
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