BAD STAFFELSTEIN/LICHTENFELS

CHW-Vortrag: Als Bomben auf Bamberg fielen

CHW-Vortrag: Als Bomben auf Bamberg fielen
Dipolmachivar Horst Gehringer bei seinem beeindruckenden Vortrag über das Ende des Zweiten Weltkriegs in Bamberg. Foto: Roland Dietz

„So etwas darf nie mehr passieren“, schrieb Teilnehmer Josef Dechant nach dem Vortrag von Horst Gehringer mit dem Titel „Vom Krieg verschont?“ über das Kriegsende 1945 in Bamberg im anschließenden Chat. Damit sprach er den mehr als 600 Teilnehmern des CHW-Onlinevortrags aus dem Herzen. Eindrucksvoll und faktenreich hatte der Dipolmarchivar und Leiter des Bamberger Stadtarchivs an die traurige Zeit erinnert, als Zerstörung, Angst, Leid und Tod das Leben der Menschen geprägt hatte.

CHW-Vortrag: Als Bomben auf Bamberg fielen
Dipolmachivar Horst Gehringer bei seinem beeindruckenden Vortrag über das Ende des Zweiten Weltkriegs in Bamberg. Foto: Roland Dietz

Widerlegt hat Horst Gehringer mit seinem Vortrag die These, dass die Bischofsstadt Bamberg „vom Krieg verschont“ geblieben wäre. „Wenn man sagt, eine Stadt wie Bamberg wäre im Vergleich zu München, Nürnberg, Schweinfurt und Würzburg eher glimpflich davon gekommen, mag das zwar stimmen, aber dies wird den Kriegsopfern und den entstandenen Zerstörungen nicht gerecht“, sagte der Vorsitzende des CHW Oberfranken, Bezirksheimatpfleger Günter Dippold. Dass das Thema viele Menschen bewegt, zeigte die Rekordzahl von mehr als 600 Teilnehmern und 1033 Facebook-Nutzern, die vorab ihr Interesse bekundet hatten.

Mit über 40 historischen Bildern und und einem kurze Film zeigte Horst Gehringer, wie stark Bamberg von Fliegerbomben zerstört worden war und welche Sorgen, Nöte und Schicksale die Bewohner von 1944 bis 1946 durchlitten.

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Die zerstörte Luipolds-Brücke. Foto: red

Während 1944 die 3. US Army-Division östlich der Linie Würzburg-Ansbach-Rosenheim und westlich davon die 7. US Army-Division unter General Georg S. Patton vorrückte, zogen sich die deutschen Armeeverbände zurück, leisteten aber oft ebenso erbitterten wie sinnlosen Widerstand, erklärte Horst Gehringer.

Die Zerstörung von Brücken erschwert die Versorgung der Bürger

Am 31. März 1944 wurde Bamberg Ziel eines Fliegerangriffes von 1000 zumeist britischen Bombern, die in Richtung Nürnberg fliegen sollten, wegen schlechten Wetterverhältnissen und unzureichender Navigationstechnik ihre tödliche Fracht aber über der Domstadt abwarfen. Verheerende Schäden richteten bis zu 8000 Pfund schwere Luftminen und Stabbrandbomben in den Straßen des östlichen Bambergs an. 362 Schadensmeldungen wurden im Kriegsschädenamt registriert. Auch die Innenstadt wurde getroffen. Im Bereich Grüner Markt, Hauptstraße Lange-Straße waren viele Häuser zerstört worden. Auch die Statue der heiligen Kunigunde an der Unteren Brücke konnte nicht, wie oft gesagt wurde, Bamberg unter dem Schutz ihres Mantels nehmen. Besonders Probleme bei der Versorgung bereiteten den Bambergern die Zerstörung der Brücken, wie ein Bild der Luipoltbrücke zeigt, wo die Menschen versuchten, die Regnitz mit Booten zu überqueren.

Bei der Bombardierung des Bahnhofs starben viele Schüler

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Die „Unteren Brücke“ wurde auch durch die Statue der heiligen Kunigunde nicht vor Zerstörung geschützt. Foto: red

Ein weiterer Bombenangriff ereignete sich am 2. Februar 1945 – ebenfalls ein Notabwurf, der ursprünglich für Nürnberg bestimmt war. Betroffen waren besonders der Stephansberg, der Kaulberg und der Bahnhofsbereich, wie der Referent erläuterte. Auch im Zusammenhang mit den Fliegerangriffen auf Dresden und Chemnitz am 13. Februar 1945 wurde Bamberg in Mitleidenschaft gezogen, als englische Bomber vom Typ Fliegende Festung bei schlechten Navigationsmöglichkeiten ihr eigentliches Ziel nicht fanden. Flugabwehr gab es kaum noch. 210 Sprengbomben und 10 000 Stabbrandbomben schlugen hauptsächlich in der Gegend des Hauptbahnhof ein. Unter den 94 Todesopfern waren viele Schüler, die am Busbahnhof auf die Rückfahrt ins Bamberger Land warteten.

Die Bürger flohen in Luftschutzanlagen wie die Stollenanlage am Stephansberg, was die Nationalsozialisten nicht gerne sahen. Doch auch diese Stollen durchschlugen die Bomben, was am Stephansberg 50 Menschen das Leben kostete. Der weiße Pfeil zu einem solchen Luftschutzkeller ist am Gebäude an der Auffahrt Zollner-Unterführung in Richtung Bahnhof noch zu sehen.

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Starke Zerstörungen richteten Bombenangriffe 1944 an der „Alten Maut“ in Bamberg an. Foto: red

Am 22. Februar 1945 war auch Bamberg Ziel einer großangelegten Flugoffensive mit 3500 Flugzeugen der amerikanischer und britischer Verbände unter dem Namen „Clarion“ gegen die noch intakten Verkehrssysteme wie Brücken, Häfen, Bahnhöfe, um den deutschen Truppenachschub zu unterbrechen.

Die deutsche Wehrmacht hatte sich an den Rhein zurückgezogen und stand kurz vor dem Zusammenbruch. Dennoch hatten die Alliierten großen Respekt vor eventuellen neuen oder unbekannten Waffen der Deutschen im Bereich Mitteldeutschland.

200 Schutz Suchende überlebten die Zerstörung der Erlöserkirche

Obwohl Bamberg nicht Angriffsziel der ersten Kategorie war, wurden viele Häuser im Südosten der Stadt stark geschädigt wie in der Katharinenstraße, wo eine Familie mit sechs Personen durch einen Volltreffer ihres Hauses ums Leben kam, wie Gehringer berichtete. Im Bahnhofsareal wurde ein Munitionszug getroffen, was für ein Bild der Verwüstung sorgte. Die Erlöserkirche wurde komplett zerstört. Wie ein Wunder erschien es, dass 200 dort Schutz Suchenden dennoch überlebten.

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Ein Bild der Zerstörung bot die Bamberger Altstadt 1945. Foto: red

Obwohl es militärisch keinen Sinn mehr machte, zerstörte die Wehrmacht viele noch intakte Brücken, um die Amerikaner zu stoppen. „Mit Panzersperren und 13- bis 14-Jährigen an der Panzerfaust sollte aufgehalten werden, was nicht mehr aufzuhalten war“, sagte Horst Gehringer. Oberbürgermeister Lorenz Zahneisen versuchte mit einem letzten Aufgebot des „Volkssturms“ Bamberg zu vereidigen, aber auch eine kampflose Übergabe der Stadt war im Gespräch.

Volkssturm, Panzersperren und ein fanatischer SS-General

Geschäftsleute und Besitzer von Produktionsanlagen bangten um ihre Häuser. Engagierte Bürger und Kirchenvertreter intervenierten bei den militärischen Entscheidungsträgern, die Stadt nicht in die Verteidigungslinie miteinzubeziehen. Kirchenrat Brucklocher, Erzbischof Josef Otto Kolb, Domdekan Volkmann und der kommissarische Oberbürgermeister Böhm hatten bei dem fanatischen SS-General Obstgartner zunächst keinen Erfolg, wie die Situation in Hallstadt zeigte. In der Breitenau und an der Kettenbrücke rückten Infanterieregimenter der US Army ein und aus der Stadt heraus wurde geschossen.

Am 14. April 1945 war die Innenstadt ohne größeren Widerstand im amerikanischer Hand. Und zwei Jahre später wurde der amerikanischen Unabhängigkeitstag mit einer US-Parade am Heinrichsdamm gefeiert.

Obwohl beim Wiederaufbau das Stadtbild gewahrt wurde, sind beim Gang durch die Stadt die Kriegsfolgen in Form von Neubauten oder Lücken im historischen Bestand noch zu sehen. Erschreckend ist die Bilanz der Kriegsfolgen. So erinnerte Horst Gehringer an 378 Tote, überwiegend Zivilisten, 6800 obdachlose Menschen, 276 völlig zerstörte Gebäude, 4000 beschädigte Gebäude, 2500 leicht und 1700 schwer zerstörte Wohnungen.

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Bombenschäden am Mittleren Kaulberg in Bamberg. Foto: red
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Die zerstörte Luipolds-Brücke. Foto: red
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Die „Unteren Brücke“ wurde auch durch die Statue der heiligen Kunigunde nicht vor Zerstörung geschützt. Foto: red
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Starke Zerstörungen richteten Bombenangriffe 1944 an der „Alten Maut“ in Bamberg an. Foto: red
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Ein Bild der Zerstörung bot die Bamberger Altstadt 1945. Foto: red

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