BAD STAFFELSTEIN

Bad Staffelstein: Autonome Busse für die Kernstadt

Geht alles nach Plan, werden ab Ende 2022 selbstfahrende Busse die Obermain Therme mit der Altstadt Bad Staffelstein verbinden. Die technologische Entwicklung läuft bereits, auch der Stadtrat hat „grünes Licht“ gegeben. Foto: Valeo

Das Projekt M.I.L.A.S. bringt High-Tech nach Bad Staffelstein. Darunter zu verstehen ist ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt für autonom fahrende, akkubetriebene Shuttlebusse, deren Strom durch Photovoltaik gewonnen wird. Das Beste daran: Die Kosten für das Millionenprojekt trägt der Bund. Nutznießer aber ist die Adam-Riese-Stadt.

Jahrelang hatte Quartiersmanager Michael Böhm hinter den Kulissen dafür geackert. Hartnäckig war er, für viele unbemerkt, an dem Thema dran geblieben. Er war es auch, der dem Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung die Erfolgsmeldung überbringen durfte: Wenn die Stadt will, wird sie Forschungs- und Entwicklungspate für ein weltweit so noch nie dagewesenes Projekt, für das die Bergische Universität Wuppertal, die Technische Universität München, der Automobilzulieferer Valeo mit Standort Kronach und IBC Solar verantwortlich zeichnen wollen.. M.I.L.A.S. (Modulare Intelligente Induktive Ladesysteme für Autonome Shuttles) hat ein Volumen von rund 4,5 Millionen Euro, von denen 2,59 Millionen in Bad Staffelstein in das Teilprojekt Teststrecke fließen sollen.

Zwischen dem Busparkplatz der Therme und dem Horsdorfer Kreisel

Bad Staffelstein: Selbstfahrende Busse für die Kernstadt
Bis zu sieben Fahrgäste können in den fahrerlosen Zubringern Platz nehmen. Foto: Valeo

Angedacht ist, dass zwei autonome, also selbstfahrende Busse zwischen dem Busparkplatz der Obermain Therme und dem Stadtzentrum pendeln sollen. „Sie fahren über die Bahnhofstraße und den Marktplatz und die Horsdorfer Straße bis zum Horsdorfer Kreisel und wieder zurück“, so Michael Böhm. Das könnte ab Ende 2022 der Fall sein, denn noch sei man an der Entwicklung. Die Laufzeit des Projekts ist auf drei Jahre ausgelegt und endet im August/September 2024. „Das Bundesministerium Wirtschaft und Energie fördert M.I.L.A.S. zu 100 Prozent“, so Böhm. Die Investitionsgüter verbleiben nach der Projektphase im Besitz der Stadt Bad Staffelstein. „Wir können die Shuttle-Busse dann weiterbetreiben, wenn wir wollten.“ Der Quartiersmanager ließ durchblicken, dass er das für hoch sinnvoll erachten würde.

Bis zu sieben Personen können das fahrerlose Taxi dann nutzen. Das ist momentan die Höchstgrenze des in Deutschland Zugelassenen. „Die Ingenieure entwickeln gerade ein komplett neues System, was es weltweit so nicht gibt. Parallel dazu wird eine US-amerikanische Autobahn umgestaltet – und dann gibt es eben das Projekt bei uns“, so Böhm. Ein Jahr Entwicklungszeit ist angesetzt, dann sollen erste Busse verkehren. Auch die müssen noch konstruiert werden.

Stationäre Ladestellen soll es in der Horsdorfer Straße und am Busbahnhof geben, ferner Induktionsflächen zur Aufladung. Doch dafür die für teures Geld umgestaltete Bahnhofstraße aufreißen? Natürlich nicht. „Diese Ladeflächen sind für die Horsdorfer Straße geplant“, so Böhm.

Angetrieben von klimaneutraler Energie aus einem Solarpark

Die benötigte Energie soll klimaneutral ein Solarpark liefern, der idealerweise auf dem Gebiet der Stadt Bad Staffelstein entsteht. Auch dieser zählt zu den Investitionsgütern, auch dieser wird zu 100 Prozent vom Bund bezahlt, auch dieser geht nach der Projektphase in den Besitz der Stadt über. Projektträger ist übrigens das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Bad Staffelstein: Selbstfahrende Busse für die Kernstadt
In Kronach, Hof und Rehau werden bereits autonom fahrende Busse getestet. Für Bad Staffelstein wird eine ganz neue Gener... Foto: Valeo

Dass Michael Böhm schlau verhandelt hat, zeigt sich auch in einem anderem Punkt: Normalerweise werden Zuschüsse vom Staat erst mit nicht selten großer zeitlicher Verzögerung überwiesen. Nicht so bei M.I.L.A.S., denn: „Wir bekommen die Gelder im Vorlauf, können sie also abrufen, ehe die Rechnungen fällig sind“, so der Quartiersmanager. Die Stadt muss also nicht, wie üblich, in Vorleistung gehen.

Bad Staffelstein: Selbstfahrende Busse für die Kernstadt
Geht alles nach Plan, werden ab Ende 2022 selbstfahrende Busse die Obermain Therme mit der Altstadt Bad Staffelstein ver... Foto: Valeo

Die Stadträte zeigten sich begeistert. Sowohl Dritter Bürgermeister Holger Then (Junge Bürger) als auch Walter Mackert (CSU), und Winfried Ernst (Freie Wähler) sprachen von „einem Glücksfall“. Sandra Nossek (Grüne) hätte die Fahrtroute gerne noch zu einer Ringstrecke über den Quellenhof ausgeweitet, um die Senioren mit einzubinden. „Rein theoretisch möglich, rein praktisch unmöglich“, antwortete Böhm. Er sei froh, dass die Strecke überhaupt so sein dürfe, wie es geplant sei, nämlich eine zukunftsorientierte Anbindung der Therme zur Kernstadt. Der Beschluss, dieses Projekt umsetzen zu lassen, fiel einstimmig.

Im Stadtrat kurz notiert

• 4,5 Millionen Euro an Zuschüssen erhofft sich die Stadt Bad Staffelstein aus Mitteln des Bund-Land-Städtebauförderungsprogramms „Soziale Stadt“. Fast drei Millionen Euro sollen dabei auf die Umgestaltung der Bahnhofstraße (Bauabschnitte IV und V) entfallen. Für die Revitalisierung des Bärengeländes werden 750 000 Euro beantragt, für die Umgestaltung des Anwesens Bahnhofstraße 2 (ehemals Hypobank) 400 000 Euro, für die Sanierung und Erweiterung der Alten Darre 256 000 Euro – und für die Weiterbeschäftigung des Quartiersmanagers 70 000 Euro. Auch für das Kommunale Fassadenprogramm sind 20 000 Euro anvisiert. Wie Bauamtsleiter Michael Heß auf Nachfrage von Werner Freitag (Grüne/Sbun) antwortete, müsse dieses Programm erst einmal richtig zum Laufen gebracht werden.

• Einstimmig haben die Stadträtinnen und -räte die Kommandanten von Unnersdorf bestätigt. Diese sind Jürgen Deuerling und Alexander Neumann.

• Die bisher gültige Verordnung über den Ladenschluss im Gebiet der Stadt Bad Staffelstein gilt auch in 2022 weiter. Darin ist geregelt, welche Geschäfte an Sonn- und Feiertagen öffnen dürfen. Beispielsweise die, die Blumen, Zeitungen, Früchte, alkoholfreie Getränke und Devotionalien verkaufen, (mdr)

 
 

Meinung

Eine Sensation – und beste Werbung

Es ist nicht weniger als eine Sensation: Die fränkische Kleinstadt Bad Staffelstein wird Schauplatz eines sicherlich weltweit beachtetes Forschungs- und Entwicklungsprojekts. Viele andere Kommunen hätten sicherlich auch gerne die Teststrecke des Projekts M.I.L.A.S. bei sich gehabt. Vor allem, weil der Bund 100 Prozent der Kosten übernimmt und der kommunale Projektpartner nach drei Jahren die Investitionsgüter, sprich Busse und Ladestationen, behalten kann. Ob die Stadt die autonomen Busse danach weiterbetreiben sollte? Ganz sicher sogar, denn diese Shuttles könnten so etwas wie Wahrzeichen der Thermenstadt werden. Etwas, wovon die Kur- und Urlaubsgäste begeistert daheim erzählen. Beste Werbung also, die vor allem nichts kostet. Einmal mehr hat der Quartiersmanager Michael Böhm bewiesen, wie wertvoll er für Bad Staffelstein ist. Markus Drossel

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