
Wer an diesem Samstagabend nicht herzhaft lachen musste, outete sich als „Rei´gschlaafter“, als einer, der des fränkischen Dialektes nicht mächtig ist. Das war notwendig, um die Lesung von Stefan Eichner alias „das Eich“ aus „Dunnerkeil“, seiner Übersetzung eines Asterix-Comics auf Oberfrängisch in der Alten Darre zu überstehen.
„Bluus ka Heggdigg“ prangte in großen Lettern auf dem T-Shirt, das KIS-Vorsitzender Hermann H. Hacker trug. Das Publikum im vollen Saal war bunt gemischt – Jung und Alt, Männer und Frauen – und allesamt Asterix-Fans. „Dunnerkeil“ hat der Comedian seine Asterix-Übersetzung ins Oberfrängische betitelt. Ohne hartes „P“, ohne „K“, ohne „T“ – das brauche der Oberfranke nämlich nicht, erklärte er. Dafür habe er neue Buchstaben, die in der Aussprache einer Mischung zwischen „a“ und „o“ ähneln. „Wir üben das jetzt mal“, schlug Eichner vor und lies die Gäste ein lautes „A“ anstimmen. Es folgte ein „O“ und dann dieser eben nur im Fränkischen bekannte Buchstabe dazwischen. „Wenn ihr´s nicht hinkriegt, dann könnt ihr auch einen Schweden eurer Wahl anrufen, der kann das im Schlaf“, frozzelte Eichner.

Wie heißt wohl Petersilie auf Oberfränkisch?
Mit roter Zopfperücke und lustiger Lesebrille las der 47-Jährige einige Passagen aus seiner Asterix-Übertragung. Brandneu ist sie nicht, aber schon einen Tag nach Erscheinen im April war sie vergriffen. Deshalb erfolgt die Lesung erst jetzt. Natürlich auf Fränkisch.
Die Übersetzung von „Asterix der Gladiator“ ins Oberfränkische habe für ihn eine große Herausforderung dargestellt, berichtete Eichner. Die Zeichnungen und die Handlung waren ja vorgegeben, die Position der Sprechblasen war fix und inhaltlich sollte der neue fränkische Text ja mit dem hochdeutschen Original in etwa übereinstimmen. „Un scho woar iech dougschdanndn mit mein Broblem.“ Bei einer Szene stecken sich die römischen Soldaten Petersilie in die Ohren, um den Gesang von Troubadix nicht hören zu müssen. Und wie heißt jetzt Petersilie auf Frängisch? Eichner befragte seine Fans in den sozialen Medien und ließ die Zuschauer vor Auftritten Zettel ausfüllen, wie sie Petersilie schreiben würden. „Es war verrückt: mit hartem B, mit weichem B, mit hartem oder weichem T, mit zwei r, einem oder gar keinem R.“ Er hab sich dann für „Bederla“ entschieden.

Den Koch des Wirtshauses „Zum endspannden Frangn“ in Rom habe er auch einfränkeln wollen: „Was hätte da besser gepasst, als ein „Thermomix“? Ging aber nicht, wegen Markenschutz. So wurde der „Ärberheidnix“ draus. Auch ein Lied, das er dem Barden Troubadix in den Mund legen wollte - und das genau in die Sprechblase gepasst hätte, konnte der Autor nicht verwenden. Aus „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“ machte er notgedrungen „Im Frühdau zu Berche.“
Für „Rei'gschlaafte“ gibt's ein „Wörderbüchla“
Aber es seien ja nicht nur die Worte an sich, die das Oberfränkische so einzigartig machten, auch der Sinn mancher Worte erschließe sich nur einem Einheimischen: „Komm, geh zu, bleib da!“ Die Zuhörer sind begeistert. Sie lachen, sie geben Zwischenapplaus, nicht wenige haben ein Dauergrinsen im Gesicht. Joachim aus Bad Staffelstein und Hubert aus dem Frankenwald dürfen auf der Bühne ein paar Seiten zusammen mit Eichner lesen – mit verteilten Rollen und auf Fränkisch. Kein Problem für die beiden, es gibt herzlichen Beifall und Gelächter. „Für Leser und Leser – innen und -außen, die nicht heimisch oder gar Neubürger sind, gibt es eine sprachliche Kurzanleitung als Vorwort, sowie ein Wörderbüchla am Ende des Heftes“, sagt „das Eich“ schelmisch grinsend. Damit man auch versteht, was Cäsar meint, wenn er schimpft: „Iech glaab, iech bladds!“ oder wenn die Gladiatoren beim Unterhaltungsspiel rufen: „Neigfalln, Du Dilldabb. Verlorn. Du mussd naus!“

Wo die ganze Geschichte spielt: natürlich im „belacherden Oberfrangn.“ Den Namen der kleinen Dörfer sollte man laut lesen, sonst versteht ihn selbst ein Franke nicht, rät Eichner: „Uuhmrum, Undnrum, Waafnedrum und Dunnedrum.“ Also, wer da keinen Appetit bekommt auf „Bolnischa“, Wildschwein al dende und „Ausgschraafda mid an Seidla“, des is beschdimmd a Grischberla.
Schlagworte