LOFFELD

Naturschutz am Obermain: Einer von 100 Äckern für die Vielfalt

Naturschutz am Obermain: Einer von 100 Äckern für die Vielfalt
Rebekka Mayer Foto: red

Seit Jahren betreut der Landschaftspflegeverband Landkreis Lichtenfels (LPV) im Rahmen eines Schutzprojekts einen Acker für bedrohte Acker-Wildkräuter. Der wenige Regen der vergangenen Tage reichte aus, um den Anfang Oktober eingesäten Roggen endlich aufgehen zu lassen. Zur Freude der Beteiligten.

Die lange Trockenheit des Sommers macht auf vielen steinigen Äckern der Fränkischen Schweiz Probleme. Auch Rebekka Mayer, Gebietsbetreuerin Obermain Jura beim LPV, bangte um das Saatgut auf einem Acker am Morgenbühl südlich von Loffeld (Bad Staffelstein), der als Schutzacker für Acker-Wildkräuter dient.

Zur rechten Zeit schon Anfang Oktober säte der beauftragte ortsansässige Landwirt Bernhard Engert dort den Roggen aus. Danach herrschte Stillstand.

Der Boden war durch die lange Dürre komplett ausgetrocknet. Erst der wenige Regen Ende Oktober war ausreichend, um auf dem flachgründigen Boden dem Roggen das Keimen zu ermöglichen.

Auserkorener Acker

Der Morgenbühl-Acker beheimatet eine besonders große Vielfalt an vom Aussterben bedrohten Ackerwildkräutern. Er dient als eines der letzten Refugien für diese selten gewordenen Pflanzen, die auf den meisten Äckern keinen Lebensraum mehr finden.

Chemische Bekämpfung von Unkräutern und gute Saatgutreinigung macht ihnen das Überleben schwer. Auf dem Morgenbühl-Schutzacker konnten sie überdauern.

Der Acker zählt zu den wertvollsten Schutzäckern für Acker-Wildkräuter Bayerns und war bereits bei dem Projekt „100 Äcker für die Vielfalt“ auserwählt. Er ist außerdem mit seinen Ackerwildkräutern ein wichtiger Bestandteil des Natura 2000-Gebietes rund um den Staffelberg.

Landwirtschaftlich gesehen ist der Morgenbühl-Acker ein „Grenzertragsstandort“, wo Ertrag und Aufwand in einem „grenzwertigen“ Verhältnis stehen, denn hier sieht man den Boden vor lauter Steinen nicht.

Es ist größtenteils zu flachgründig zum Pflügen, und immer wieder hört man Leute murmeln: „Das soll ein Acker sein, wie soll denn hier etwas wachsen?“ Doch genau das rettete die Ackerwildkräuter. Denn eine Intensivierung des Ackers war nur schwer möglich und unrentabel.

Ein seltener Glücksfall

Seit fast 20 Jahren gehört der Acker nun schon dem Landesbund für Vogelschutz (LBV). Die Zielsetzung ist, Ackerwildkräuter zu erhalten.

Mittlerweile kümmert sich der Landschaftspflegeverband unter der Projektleitung von Rebekka Mayer, selbst Landwirtin, um die Bewirtschaftung des Ackers.

Und die ist zwingend erforderlich, denn Ackerwildkräuter habe sich in ihrer Lebensweise und ihren Standortansprüchen so an die Kulturarten (Getreide) angepasst, dass sie ohne eine Bearbeitung von anderen Arten verdrängt werden und nicht überleben.

Bei den Verantwortlichen ist jetzt die Freude groß, die kleinen grünen Spitzen des Roggens überall sprießen zu sehen.

Wenn der Roggen gut wächst und gedeiht, soll es nach der Ernte im nächsten Jahr ein spezielles, einmaliges Brot vom Morgenbühl-Schutzacker geben.

Die Gebietsbetreuerin

Seit Juli 2018 gibt es mit Rebekka Mayer eine „Gebietsbetreuerin Obermain-Jura“ im Landkreis. Die Gebietsbetreuerstelle wird gefördert durch die Stiftung Bayerischer Naturschutzfond. Träger ist der Landschaftspflegeverband Landkreis Lichtenfels e.V. Sie dient der naturschutzfachlichen Betreuung in den Natura-2000-Gebieten des Staffelbergjuras, der Weismainalb und des Obermaintals. Rebekka Mayer versteht sich als Vermittlerin zwischen Naturschutz, Landwirtschaft, Politik, Tourismus, Forst und interessierter Bevölkerung. Von besonderer Bedeutung ist für sie dabei das gute und ehrliche Miteinander von allen Beteiligten, denn „Nur zusammen ist man stark“. Für das Obermain-Tagblatt wird sie im Rahmen der Serie „Main-Naturschutz“ in loser Folge aus den Themenbereichen Umwelt- und Naturschutz berichten. Wer Fragen, Anregungen oder Ideen für gemeinsame Projekte hat, kann sich unter folgenden Kontaktdaten bei Rebekka Mayer melden:

LPV Landkreis Lichtenfels

Rebekka Mayer (Gebietsbetreuung Obermain-Jura), Rinnigstraße 6, 96250 Ebensfeld Tel: 09573/ 9608-23 (LPV) gebietsbetreuung@lpvobermain.de, www.lpvobermain.de.

Naturschutz am Obermain: Einer von 100 Äckern für die Vielfalt
Der Roggen spitzt zwischen den Steinen hervor. Foto: Rebekka Mayer

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