BAD STAFFELSTEIN

140 Fasane erfolgreich ausgewildert

Der Aus-Flug fand beiherrlichem windstillen Wetter statt - ideale Startbedingungen für diesenkrecht startetenden Vögel. Foto: Julius Möhrstedt

Rückblick: Frühling 2021, Julius Möhrstedt hat sich in spezieller Mission auf den Weg nach Wunsiedel in die Niederwildstation des Bayerischen Jagdverbandes gemacht. 140 Fasanenküken sollten es dieses Mal sein. Einmal hatte sich Julius Möhrstedt halbwüchsige Fasane geholt und sie in neuer Umgebung ausgewildert. 2021 sollten es einwöchige Küken sein, die der Jäger in die Boxen seines Autos lud.

Seit Jahren schon beschäftigt er sich mit dem Thema Niederwild, holt sich aktuelle Infos und Tipps, vor allem von Forst-Diplomingenieur Severin Wejbora, dem Betreiber der 2017 eröffneten Station. „Die Fasane werden nicht gezüchtet, damit sie geschossen werden können“, stellt Julius Möhrstedt klar.

In der Auswilderungsvoliere wurdemittig eine Fichte aufgestellt. Foto: Julius Möhrstedt

Ursprünglich nicht heimisch

Der Fasan sei ursprünglich nicht in Europa heimisch gewesen, sondern zur Römerzeit hier eingebürgert worden. Es seien 33 Unterrassen bekannt. Ein Hahn lebe polygam, also mit mehreren Hennen zusammen. Er beteilige sich weder beim Brutgeschäft noch bei der Aufzucht, sondern übernehme ausschließlich die Wächter-Rolle.

Die Nahrung der Vögel bestehe aus Grünfutter, Samen und Insekten, aber auch aus Beeren, Regenwürmern und Schnecken. Die Bodenbrüter legten bis zu 15 Eier, aus denen dann nach 23 bis 25 Tagen die Küken schlüpfen. Geeignete Lebensräume seien kleinstrukturierte Landschaften mit Feldern, Hecken, gerne auch Auwälder und Gehölze. „Intensiv genutzte Kulturlandschaften und somit immer weniger Lebensraum führen jedoch dazu, dass Tiere abwandern. Wieder andere werden von Raubtieren und Raubvögeln gefressen oder überfahren“, zählt Julius Möhrstedt unterschiedliche Gründe für den starken Rückgang der Populationen auf.

Unter der Wärmelampe: Die Kükenbrauchen eine Temperatur von 35 Grad. Foto: Julius Möhrstedt

Nun würde der Bayerische Jagdverband (BJV) dagegen steuern: Mit Hilfe seiner Wildland-Stiftung Bayern und der Bayerischen Akademie für Jagd und Natur betreibt er Ursachenforschung und baut bayernweit Niederwildreferenzreviere auf. Voraussetzung sei neben geeigneten Biotopen als Lebensraum auch eine fachgerechte Raubwildbejagung. „Und dass man sich kümmert!“

Julius Möhrstedt ist Jäger und Tier- und Naturschützer. Foto: Julius Möhrstedt

35 Grad in der Aufzuchtbox

Das tat Jäger Möhrstedt: Seine 140 Küken waren eine Mischung der Rassen Böhmischer Jagdfasan (Schwarzhalsfasan), Mongolischer Ringfasan und Tenebrosus-Fasan (Dunkelfasan). Er hatte 250-Watt Wärmelampen für die Aufzuchtboxen besorgt, um dort eine Temperatur von 35 Grad zu erreichen.

Die Küken erhielten parallel zum Aufzuchtfutter täglich kleingehackte Brennnesseln und hartgekochte Eier als Eiweißlieferant. „Wir haben Wäschewannen voller Brennnesseln gesucht, gezupft und zerkleinert“, sagt Möhrstedt lachend, Gott sei Dank hätten viele Freunde mitgeholfen. Im Alter von einer Woche gab es für die Vögel die ersten Mehlwürmer dazu.

Die Hennen sind perfekt getarnt - ihrGefieder sieht aus wie ihre Umgebung. Foto: Julius Möhrstedt

„Das war das Highlight für sie, wie wenn man am Kölner Karneval Bonbons ausschmeißt“, sagt er und zeigt er Bilder aus der Aufzuchtsstall, den Landwirt Hellmuth zur Verfügung gestellt hatte. Ab der vierten Lebenswoche kamen gekochte Karotten, Salat und große Mengen Grünfutter dazu.

Voliere am Staffelberg

Anschließend konnte es nach draußen gehen. Auf einer brachliegenden Wiese von Thomas Meixner am Staffelberg bauten Möhrstedt und seine Helfer eine Auswilderungsvoliere, drei mal fünf Meter groß und drei Meter hoch. Zu betreten war die Voliere durch eine kleine Türe. Im Inneren stand ein Pflanzkübel mit lebender Vegetation, als Bodenbelag diente Sand mit unterschiedlichen Korngrößen zum Hudern (Sandbaden) und als Magensteinchen.

Ein farbenprächtiger Fasanen-Hahnhatte Gabi Heller auf ihrem Anwesen in Wofsdorf "besucht". Foto: Gabi Heller

Auch an eine Dachabdeckung musste gedacht werden, um die Tiere vor Geflügelpest zu schützen, vor Sonne und Nässe und als Schutz gegen Raubvögel. „Die Voliere muss außerdem rund sein, da sich Jungtiere in Ecken drücken und verletzt werden können.“

Wichtig sei das Anbringen von „Spielzeug“, um Federpicken zu verhindern. Außerdem müsse die Voliere immer da platziert werden, wo die Vögel anschließend ausgewildert werden sollen. Im Inneren wurde ein 30-Liter Futterautomat aufgehängt – den selben Futterautomaten finden die Jungvögel dann auch später in ihrem neuen Revier vor. Fasanen-Auswilderer Möhrstedt hat hier eine Bitte: „Wer hilft mit, zwei Mal pro Woche die Futterautomaten aufzufüllen?“ Interessenten können sich direkt bei Julius Möhrstedt melden unter Tel. (0176) 84030489.

Die Türe der Auswilderungsvolierewird geöffnet: die Tiere dürfen im Alter von 13 Wochen nach draußen inihr neues Revier. Foto: Julius Möhrstedt

70 Prozent der Vögel sterben

Bis zur 13. Lebenswoche blieben seine Jungvögel in der Auswilderungsvoliere, dann ging es in die freie Wildbahn. Rund drei Wochen blieben die Tiere in der Nähe ihrer Voliere und bedienten sich am Futter- und Wasserautomaten. „Leider ist ein Erstjahresverlust von 70 Prozent normal“, bedauert Julius Möhrstedt. Den besten Lebensraum finden die Fasane nach dem Motto: „Oben Licht und unten dicht.“

 

Schlagworte