
Da sagt einer „Auf Wiedersehen“, der doch über neun Jahre lang einfach dazu gehörte und immer da war. Der Weismainer Stadtpfarrer Gerhard Möckel wird nun eine neue Aufgabe in Buttenheim übernehmen. Er hat bereits seine Wohnung dort bezogen, da im Weismainer Pfarrhaus einige kleinere Arbeiten nötig sind, damit sein Nachfolger Christian Montag einziehen kann. Er habe sich in Weismain immer wohlgefühlt, was besonders im Kontakt mit der Gemeinde deutlich geworden sei, resümiert Gerhard Möckel im Gespräch.
Obwohl er immer gerne Pfarrer in Weismain war, sei ihm jedoch die Entscheidung zu dieser Veränderung nicht sehr schwergefallen. Schließlich war die Aufgabe als leitender Pfarrer für den großen Pfarrsprengel und Seelsorgebereich Obermain-Jura oft auch eine Bürde. So war er nach dem Weggang von Pfarradministrator Kosma Rejmer alleine mit dem Seelsorgebereich betraut. „Die Pfarreien Weismain, Modschiedel und Arnstein konnte ich sehr gut betreuen, doch dann kamen noch Burgkunstadt, Altenkunstadt, Mainroth und Maineck dazu , was kaum zu bewältigen war“, berichtet Gerhard Möckel.
Gerhard Möckel,
Pfarrer
„Ich möchte in meinen letzten Jahren im Dienst mehr Seelsorger sein“, betont der 64 Jahre alte Geistliche. „Es hat in den vergangenen neun Jahren in Weismain einfach gepasst und es gab für keine personellen Probleme“, sagt er. Auch mit den kirchlichen oder öffentlichen Gremien habe es nie Disharmonie oder Auseinandersetzungen gegeben. „Für mich steht immer der Dienst am Menschen im Mittelpunkt“, betont Möckel. „Ein gegenseitiges Aufeinanderzugehen war dabei der Grundstein für die seelsorgerische Tätigkeit.“
Doch durch die zusätzliche organisatorischen Arbeit sei die Präsenz teilweise nicht mehr möglich gewesen. „Als ich zuletzt in einem Ort erstmals Gottesdienst hielt, war die Resonanz interessant, da man sich ja teilweise noch nicht kannte“, erinnert er sich. Das habe sich im vergangenen Jahr nicht mehr grundlegend geändert. So habe eine Gottesdienstbesucherin begeistert kommentiert: „Da war ein neuer Pfarrer, der humorvoll war.“
Lichtergottesdienste und Musik
Es schmerze ihn, dass die Kirchenaustritte in Deutschland rapide zunehmen. Das liege wohl auch am Umgang mit Problemen. Und die Folge sei der Rückgang der Besucherzahlen bei den üblichen Gottesdiensten. „Menschen denken sehr kopflastig“, meint er dazu. Anders sei das bei Lichtergottesdiensten oder Lourdes-Novenen gewesen. Wenn der Gottesdienst dann noch mit stimmungsvollen Texten oder schöner Musik, etwa von Carlo Dorsch, Evi Kral und Udo Dauer gestaltet wurde, habe das die die Herzen der Gläubigen erreicht und sogar viele Auswärtige seien dazu nach Weismain gekommen. Diese Angebote hätten viele auch als Auszeit vom Alltag genossen.

Diesen Zuspruch hat auch Organist Udo Dauer gespürt. „Egal ob es, das gesprochene Wort im öffentlichen Bereich war, im Gottesdienst zur Musik oder auch im Gespräch mit den Gläubigen – es entstand eine Symbiose, die die Kirche in Weismain und wo Gerhard Möckel in den neun Jahre wirkte, getragen hat“, sagt er. „Wor des jetzt schö“, hätten Gottesdienstbesucher oft gesagt. Möckel sei „ein moderner Menschenfischer“, wie es in der Bibel heiße.
Darf ein Pfarrer lügen?
Dabei half dem Pfarer sicher auch sein Humor. Wenn er vor Beginn eines Gottesdienstes im Sommer bei 30 Grad durchs Kirchenschiff ging und „Leise rieselt der Schnee“ summte, hatte er die Aufmerksamkeit der Anwesenden schon gewonnen. „Warum seid ihr alle hier – müsst ihr daheim nichts kochen?“, fragte er die Gemeinde öfter an Festtagen, an denen das Gotteshaus gut gefüllt war. Auch mit der Frage „Wollt ihr eine lange oder kurze Predigt?“ hatte der Seelsorger seine Schäfchen gewonnen. Manchmal kündigte er auch an: „Heut gibt´s doch nochher Brotwörscht.“ Das hab zwar nicht gestimmt, aber: „Eine Ordensschwester hat mir einmal einen Tipp gegeben: Sie müssen so lügen, dass jeder weiß, dass es eine Lüge ist. Und dann ist es keine Lüge.“
Die Menschen zu erreichen und ihnen Gottes Wort zu vermitteln, ist Pfarrer Möckel sehr gut gelungen. Auch für die Ökumene habe er sich engagiert, berichtet Pfarrer Ulrich Jobst. Gut sei die Zusammenarbeit im Ökumenische Kreis.

So habe Pfarrer Gerhard Möckel am Reformationstag gesagt, die Reformation vor 500 Jahren sei nicht die Geburtsstunde der evangelischen Kirche oder die Spaltung der Kirche gewesen, sondern ein Anprangern von Missständen in der Kirche. Die daraus folgenden politischen Ursachen verändert Deutschland – bis hin zu Glaubenskriegen. Umso wichtiger sei es, dass die Konfessionen sich verstehen: „Christen müssen das Salz der Erde in einer Gemeinschaft sein. Wir feiern Jesus Christus und dies noch miteinander.“
Kita-Bau und Kirchensanierungen
„Ich hatte nie den Anspruch, es allen recht zu machen“, hat Pfarrer Möckel einmal gesagt. Dennoch hat er viel erreicht. In seiner Amtszeit wurde der Kindergarten in Modschiedel gebaut und die neuen Verwaltungsräume in Weismain eingerichtet. Außerdem fanden unter seiner Regie die beeindruckenden Kirchenrenovierungen in Wunkendorf, Neudorf, Modschiedel und der Weismainer Kreuzkappelle statt. Wichtiger als diese Bauwerke seien ihm die Menschen und Kinder, die arbeiten, betreut werden und Gottesdienste feiern, betont Gerhard Möckel. Auch setze er dabei immer auf die Kompetenz der beteiligten Leute.
„Ich freue mich, dass ich in den vergangenen 32 Jahren meinen Dienst im Weinberg des Herrn verrichten durfte“, sagte Möckel. Er fühle sich dort wohl, wo Gottes Wort und die Arbeit mit den Menschen auf fruchtbaren Boden fällt. Dies war in seinen drei Pfarrstellen in Marktgraitz, Kirchehrenbach und in Weismain immer der Fall gewesen, denn er nahm die Gläubigen mit und setzte mit seinen Aussagen Akzente.
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