BURGKUNSTADT

Trio Jean Paul eröffnet die Kultursonntage in Burgkunstadt

Trio Jean Paul eröffnet die Kultursonntage in Burgkunstadt
Das „Trio Jean Paul“ präsentierte klassisch-romantische Kammermusik. Foto: Corinna Tübel

„Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus welchem wir nicht getrieben werden können“, so hat der bekannte deutsche Schriftsteller Jean Paul einst geschrieben. Nicht ahnend, dass ihn drei Weltklasse-Musiker einige Jahrhunderte später als Namensgeber nutzen würden und mit ihrer Musik auch ein „Paradies“ für ihr Publikum schaffen. Das „Trio Jean Paul“ hat am vergangenen Sonntag die 17. Saison der Kultursonntage der Kulturgemeinde Burgkunstadt, die von der Friedrich-Baur-Stiftung unterstützt wird, eröffnet.

Den drei hochkarätigen Musikern Eckart Heiligers am Piano, Martin Löhr am Cello und Ulf Schneider an der Geige liegen die Werke des Komponisten Robert Schumann besonders am Herzen, dessen Lieblingsdichter Jean Paul war. So erklärt sich der Name des Trios, das seit fast drei Jahrzehnten zusammen weltweit Menschen verzaubert.

Die Musiker verständigen sich durch ihr Spiel

Doch von Routine keine Spur: Das Klaviertrio e-Moll hob. Xv.12 von Joseph Haydn boten sie den zahlreichen Gästen virtuos und stimmungsgeladen dar. War das Allegro moderato zunächst von Melancholie und bald von Düsternis geprägt, so vermittelte das Andante doch helle und weich schwingende Töne. Die drei Musiker verständigen sich dabei nur über ihre Musik und einzelne Blicke, die nur Sekundenbruchteile dauern. Fast scheint es so, als „unterhalten“ sich die Musiker über ein altbekanntes Thema, bringen aber immer wieder neue Aspekte ein.

Auch am Klaviertrio F-Dur op. 80 von Robert Schumann zeigte sich die beeindruckende Fingerfertigkeit der drei Männer. Doch mehr als Professionalität bestach ihr eigenes Versinken in der Musik. Jeder spielte mit einem anderen Ausdruck auf dem Gesicht, sodass der Hörgenuss auch eine ganz persönliche Note erhielt. Voller Überzeugung bewiesen sie ihrem Publikum, dass romantische Kammermusik ganz anders ist als die der vorhergehenden Epochen: Klassische Formen finden – manchmal selbstbewusst, manchmal nur angedeutet – eine Auflösung, die traditionelle Harmonik wird überschritten. Bei den Zuhörerinnen und Zuhörern kommen Gefühl und Innigkeit, die die romantische Musik betonen möchte, in all ihren Facetten an. Manche blicken träumend auf die Herbstblätter vor dem Fenster, andere suchen den Blick ihres Partners, andere wiegen sich im Takt der Musik.

Trio Jean Paul eröffnet die Kultursonntage in Burgkunstadt
Großen Beifall erhielt das „Trio Jean Paul“ beim vergangenen Kultursonntag. Foto: Corinna Tübel

Das Lieblingswerk von Clara Schumann

Kein Wunder: Schumann selbst sprach seinem eigenen Werk einen „freundlicheren und unmittelbareren Eindruck“ als vorherigen zu. Es wundert daher auch nicht, dass seine Gattin Clara Schumann dieses Werk „leidenschaftlich liebte und immer und immer wieder spielen mochte“.

Vermutlich geht es den Mitgliedern des Trios genauso. Der Pianist Eckart Heiligers hat neben seiner internationalen Konzert- und Wettbewerbstätigkeit eine Professur an der Zürcher Hochschule der Künste inne. Martin Löhr ist Solocellist der Berliner Philharmoniker, unterrichtet an der Herbert-von-Karajan-Akademie des Berliner Philharmonischen Orchesters und ist erster Preisträger des Internationalen Cellowettbewerbs „Jeunesses Musicales“, Belgrad. Bekannt ist dem Publikum dagegen aus beeindruckenden Duo-Auftritten in Burgkunstadt der Geiger Ulf Schneider, der eine Professur an der Theater- und Musikhochschule in Hannover innehat und regelmäßig zu Meisterkursen eingeladen ist. Neben ihren weltweit erfolgreichen Konzertauftritten hat das Trio zahlreiche CD-Produktionen herausgebracht, die mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurden.

Trio Jean Paul eröffnet die Kultursonntage in Burgkunstadt
Weltweite Konzerte, eigene Karrieren und als Trio seit fast drei Jahrzehnten eine feste Größe in der Musikwelt: Das Trio... Foto: Corinna Tübel

Den Abschluss des Kultursonntags bildete die Interpretation des Klaviertrios in C-Dur von Johannes Brahms, das unter anderem durch volkstümliche Einflüsse ungarischer Herkunft erfreute.

Preisträger und Kleiner Prinz

Der nächste Kultursonntag findet am 6. November um 17 Uhr in der Alten Vogtei statt. An diesem Tag wird der Chamisso-Publikumspreis der Friedrich-Baur-Stiftung an den palästinensischen Schriftsteller Ali Al-Kurdi vergeben. Er ist als Filmemacher bekannt und lebt nach seiner zehnjährigen Gefängnishaft mittlerweile in Weimar lebt. Der Schriftsteller Michael Krüger wird den von ihm ausgewählten Preisträger vorstellen, und – musikalisch umrahmt – Ausschnitte aus seinem Werk vorlesen.

Am 13. November um 17 Uhr findet außerdem die sprachlich-musikalische Reise „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry statt: neu interpretiert mit eigens komponierter Musik von August Zirner und Kai Struwe.

Weitere Informationen unter baur-stiftung.de/kultursonntage.

 

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