
Das kulturelle Leben liegt nicht nur im Landkreis Lichtenfels wegen der Corona-Pandemie am Boden. Hygieneregeln und strenge Auflagen für Konzerte machen Musikern das Leben schwer. Mit dem ersten Open-Air-Konzert im Landkreis Lichtenfels seit dem Lockdown wollen der Burgkunstadter Komponist Udo Langer und seine Band „Klangfeder“ ein Zeichen dafür setzen, dass die heimische Musikszene lebt. „Klangfeder“ spielt bei einem Open Air am Samstag, 29. August, um 19.30 Uhr im Innenhof der Schuhfabrik Burgkunstadt.
„An diesem Abend wollen wir mit den Fans Musik und Kultur feiern“, sagt Udo Langer. Denn Kultur lebe von der Begegnung, und dazu gehöre das Live-Erlebnis. Um das zu ermöglichen, hat das „Klangfeder“-Team besondere Anstrengungen unternommen. Wegen der Hygiene-Regeln sei der Aufwand etwa dreimal so groß wie für das Open Air, das „Klangfeder“ zum Altstadtfest geben wollte. Doch das wurde aus Sicherheitsgründen abgesagt. Während zum vorigen Altstadtfest-Open-Air fast 3000 Besucher kamen, können jetzt nur 160 Karten verkauft werden. Mit den Veranstaltern kommen rund 200 Personen bei dem Event zusammen. Mehr möchte Langer aus Sicherheitsgründen nicht riskieren. Ob sich der Aufwand finanziell lohnt, kann er nicht sagen. Es gehe ihm auch mehr darum, ein Zeichen zu setzen, dass die Musikkultur auch in der Pandemie lebt.
Eine Zeitreise durch das Werk von „Klangfeder“
Eigentlich wollte Langer heuer mit „Klangfeder“ die Songs seines aktuellen Albums „Jules Vernes Abenteuer“ spielen. Doch sämtliche Konzerte wurden abgesagt. Für das Open Air wird „Klangfeder“ (Udo Langer, Andi Herold, Gerald Klimke und Marco Hofmann) unter dem Titel „Was ist Zeit?“ eine Zeitreise durch die Bandgeschichte präsentieren – von Songs des Albums „Die Reise ins Grünbergland“ bis zu „Liebesrauschen.“ Für die Fans nicht nur eine Gelegenheit zum Wiederhören und Erinnern. Auch eine Lichtshow plant Langer. So tüftelt er gerade an der Zusammenstellung von zur Musik passenden Bildern, die an die Wand der Schuhfabrik projiziert werden sollen.
Im Vorprogramm stimmt die „Privat-Kapelle“ (Gerald und Roland Klimke sowie Wolfgang Fischer) die Besucher mit Rock-Klassikern ein. Aus der Not des Hygienekonzepts will „Klangfeder“ eine Tugend machen und mit reservierten Tischen dafür sorgen, dass der Abstand eingehalten wird, Paare und Freunde aber trotzdem den Abend gemeinsam genießen können. Und neben dem Musikgenuss werden die Besucher mit vier Gerichten auch kulinarisch verwöhnt.

Mit dem Open Air will Udo Langer die Musikfreunde erfreuen und gleichzeitig aufrütteln. „Die Kulturszene steht in vielen Bereichen vor einem Kollaps beziehungsweise einem fast unbemerkten Dahinscheiden“, warnt er. „Es wird nach Corona vieles völlig anders sein.“
Während er hauptberuflich in der Werbebranche tätig ist, beobachtet er mit Schrecken, wie andere Künstler vor dem Nichts stehen. „Musikkollegen leben unter dem Existenzminimum, schauen, dass sie irgendwie über die Runden kommen – es sind die Kollegen, die da draußen noch vor Monaten bejubelt worden sind.“ So habe ein bekannter Musiker mangels Auftrittsmöglichkeiten eine Unterstützung vom Staat beantragt und eine einmalige Zahlung von 2860 Euro bekommen. Um überleben zu können, habe er sein Elternhaus verkauft. Erschwert werde die Situation dadurch, dass viele Musikfreunde sich in der Pandemie eingeigelt hätten und Musik von Streaming-Diensten herunterladen. Daran verdienten allerdings nur die Betreiber der Dienste, während die Musiker pro Stream nur 0,0003 Dollar erhielten. Auf diese Ausbeutung angesprochen, habe der Spotify-Geschäftsführer jüngst in einem Interview abschätzig gemeint, dann sollten sie eben mehr arbeiten. Davon abgesehen sei die Klangqualität sehr bescheiden, da jede CD die zehnfache Datenmenge biete.
„Ein Volk wird nur durch seine Kultur überleben“, betont Udo Langer. Daher appelliert er ans Publikum, diese Vielfalt am Leben zu erhalten: „Geht zu Veranstaltungen, lauscht Konzerten, holt euch mal eine neue CD eines Künstlers, zelebriert die Scheibe wie ein Mitfiebern eines Stapellaufes. Da stecken in Booklet und Werk oft Monate von Arbeit und leidenschaftlicher Energie.“
Angst und Bequemlichkeit dürften nicht dazu führen, dass das kulturelle Leben zerstört wird: „Wir sollten respektvoll mit dem Corona-Virus umgehen, aber nicht mit Angst – Angst lähmt“, fordert Udo Langer.
Eintrittskarten gibt es bei Buch und Papier Geis in Burgkunstadt. Einlass ist ab 17.30 Uhr. Plätze werden zugewiesen. Auf dem Weg zum Platz gilt Maskenpflicht. Für das leibliche Wohl ist gesorgt.
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