
Die Emotionen gingen hoch und die Meinungen auseinander bei der gemeinsamen Informationsveranstaltung der Stadt Burgkunstadt und des Marktes Küps zum geplanten Windpark Ebneth-Reuth-Küps. In der Stadthalle Burgkunstadt war es war nicht die vom Dichter Wilhelm Busch beschriebene Musik, die oft nicht für schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden, sondern die Windkraft und die mit ihr einhergehenden Schallimmissionen. „Mit 40 Dezibel schlafen Sie nicht mehr“, meinte Matthias Messelberger aus Küps, der einem Teil der 400 Teilnehmer aus der Seele sprach.
Alfons Konrad hingegen konnte darüber nur mit dem Kopf schütteln und zwar aus eigener Erfahrung. Der Kirchleiner wohnt 650 Meter entfernt von einem Windrad. Schlafstörungen haben sich bei ihm noch nicht eingestellt. „Im Garten höre ich ab und an leichte Geräusche, im Haus jedoch nicht“, sagte Konrad. Auch ein Experte schaltete sich in die Diskussion ein. Diplom-Physiker Reinhard Wunderlich von der Bayreuther Ingenieurgesellschaft IBAS, der sich von Berufs wegen mit Akustik beschäftigt, stellte klar: „Ab und an werden sie Geräusche wahrnehmen, die aber nicht über dem Immissionsrichtwert von 40 db liegt, der für ein allgemeines Wohngebiet in der Nacht liegt.“
Bauen möchte den Windpark die iTerra energy GmbH aus Gießen. Fünf Windräder will sie auf Burgkunstadter Stadtgebiet errichten, eines im Küpser Ortsteil Oberlangenstadt. Die Tatsache, dass sich das Unternehmen das Grenzgebiet zwischen den Landkreisen Lichtenfels und Kronach als Standort für ihre Windräder ausgesucht hat, stößt so manchem Bewohner der Grenzregion sauer auf.
Burgkunstadt und Küps könnten eine Energiegenossenschaft gründen
Das bekam Tanja Polzer aus Bayreuth zu spüren. Die stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Bayreuther Technologie- und Energiegenossenschaft konnte nicht begreifen, warum ein Teil der Bürger aus den beiden Kommunen dem Vorhaben so kritisch gegenübersteht. Die Stadt Burgkunstadt und der Markt Küps können 20 Prozent der Gesellschaftsanteile an der Betreibergesellschaft für den geplanten Windpark Ebneth-Reuth-Küps erwerben und damit zum Beispiel eine Energiegenossenschaft gründen. Das müsste doch eigentlich verlockend sein, dachte sich Tanja Polzer und gab zu bedenken: „Ihr verschenkt Geld.“

Kritik: Umzingelung durch Windräder, Funkmasten und Stromleitungen
Eine Welle der Empörung schallte ihr in Form einer Aufzählung entgegen, die einem „Wir haben schon genug!“ glich. Zwei Funkmasten, eine Hochspannungsleitung und ein Windpark bei Hain wurden genannt. „Die Dörfer Kirchlein, Hainzendorf und Reuth werden regelrecht umzingelt“, klagte Alfred Kahles aus Reuth.
Thomas Krappman aus Hainweiher sprach sich für eine gerechtere Verteilung von Windkraftanlagen in Bayern aus. Der Windkümmerer der Stadt Burgkunstadt, Hubert Treml-Franz von der Energieagentur Nordbayern, erwiderte, dass mit dem Beschluss der bayerischen Staatsregierung, Landschaftsschutzgebiete für Windparks zu öffnen, es dazu kommen werde. Geäußert wurde auch die Befürchtung, dass auf die sechs Windräder noch weitere folgen könnten, was Geschäftsführer Frank Sauvigny von der iTerra energy GmbH verneinte. Auf Unverständnis stieß die ablehnende Haltung bei Gerhard Sievert aus Burgkunstadt: „Wenn ich an die Menschen im Ahrtal denke, die abgesoffen sind, dann verstehe ich die ganze Diskussion nicht.“
Angesichts der weit fortgeschrittenen Planungen tauchte die Frage auf, ob die Anlage überhaupt noch zu verhindern ist. „Soweit ich es einschätzen kann, werden wir an den Windrädern nicht mehr vorbeikommen“, erklärte Bürgermeisterin Christine Frieß. Treml-Franz hatte zuvor mitgeteilt, dass der Stadtrat Burgkunstadt am Dienstag, 8. November, einen Beschluss über den geplanten Windpark fassen werde. Ursprünglich hatte das Gremium bereits im September abstimmen wollen, doch auf Wunsch des Marktes Küps wurde das Votum verschoben. Bürgermeister Bernd Rebhan (CSU), der bei der Informationsversammlung anwesend war, liegt Transparenz am Herzen. Bislang galt in Bayern die 10H-Regelung. Windräder müssen den zehnfachen Abstand ihrer Höhe zur Wohnbebauung aufweisen. Wie Treml-Franz erläuterte, werde die Regelung bis zum 31. März nächsten Jahres wegfallen. Und so tauchte immer wieder die Frage auf: „Wie weit ist der Windpark von der Wohnbebauung entfernt?“ Eine Karte zeigte die Entfernungen auf. Zum Küpser Ortsteil Burkersdorf beträgt der Abstand zum Beispiel 1028 Meter, zum Burgkunstadter Stadtteil Hainweiher 920 Meter.

Einnahmen von 87.000 Euro im Jahr für die Stadt Burgkunstadt
„Warum drehen sich Windenergieanlagen oftmals nicht trotz Wind?“ wurde gefragt. Sauvigny führte den Vogelzug, Wartungsarbeiten oder Netzstabilisierungsmaßnahmen als Gründe an. Betreiber von Windparks müssen eine Solarabgabe von 0,2 Cent pro Kilowattstunde Einspeisung bezahlen. Der Geschäftsführer bezifferte die jährlichen Einnahmen für die Stadt Burgkunstadt auf 87.000 Euro und für den Markt Küps auf 52.500 Euro. Laut Projektleiter Uwe Koch ist geplant, die Windräder im Rahmen eines Bauleitverfahrens 2025 zu bauen und 2026 in Betrieb zu nehmen. Ohne Verfahren werde es ein Jahr länger dauern, sagte er.
Der geplante Windpark
Anzahl der Anlagen: sechs (fünf auf Burgkunstadter Gebiet, eine in Oberlangenstadt)
Windertrag des gesamten Parks: 72.000 Megawattstunden pro Jahr.
Nabenhöhe: 165 Meter.
Rotordurchmesser: 170 Meter.
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