

Verärgert sind die Bürger über die Pläne zur Errichtung eines Sendemasts zur Verbesserung des behördlichen Digitalfunks (BOS) bei Gärtenroth . Ihrem Unmut machten mehr als 30 Teilnehmer bei einem Informationsabend der Stadt und des Landeskriminalamts Luft. Auf die abschließende Frage, wer gegen den Bau der Antenne sei, hoben alle ihre Hand.
„Wir nehmen Ihre Sorgen ernst“, versicherte Bürgermeisterin Christine Frieß. Allerdings habe sich der Stadtrat für den Bau ausgesprochen, da die Sicherheit der Bürger in Notfällen anders nicht gewährleistet werden könne. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Robert Bosch aus Mainleus, Vertretern des federführenden Landeskriminalamts (LKA), der Polizeiinspektionen Lichtenfels und Kulmbach sowie der Kreisbrandinspektion beantwortete sie die vielen kritischen Fragen.
Die zusätzliche Antenne sei notwendig, um Funklücken im Bereich Gärtenroth, Danndorf und Rothwind zu schlißen, erläuterte Stefan Klein vom LKA. Bei einer Messung im Jahr 2016 sei festgestellt worden, dass die drei umliegenden Sender das Gebiet zwar versorgen, aber nicht gewährleistet sei, dass Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste mit ihren Mobilfunkgeräten zur Zentrale durchkommen. Bei der Überprüfung von acht möglichen Standorten auf dem Gebiet von Mainleus und Burgkunstadt sei lediglich der nördlich des Ernst-Michel-Felsens übrig geblieben.
Kein Funkmast im Stadtgebiet ist weiter von der Bebauung entfernt

Das Waldgrundstück sei besonders geeignet, weil von dort aus das ganze unterversorgte Gebiet abgedeckt werden könne und es weit genug von der Bebauung entfernt sei (450 Meter von Eichberg, 570 Meter von Eben und 840 Meter von Gärtenroth). „Keine Mobilfunkanlage in Burgkunstadt hat einen so großen Abstand zur Wohnbebauung“, betonte Klein. Außerdem handele es sich um ein städtisches Grundstück und sei über einen Weg erschlossen. Benötigt werde eine zehn mal 15 Meter große Fläche, auf der drei Bäume gefällt werden müssten, die Hecken blieben erhalten, sodass der Mast im unteren Bereich verdeckt werde.
Sendeleistung niedriger als beim Mobilfunk und meist im Leerlauf
Der rund 54 Meter hohe Mast werde nicht nur von Polizei und Rettungskräften genutzt, sondern auch von der Feuerwehr zur Alarmierung. Er werde mit zwei Antennen mit jeweils 20 Watt Sendeleistung bestückt, sodass die Sendeleistung mit insgesamt 40 Watt weitaus niedriger sei als die des Mobilfunks (bis zu 200 Watt). Anhand eines Schaubilds von einer vergleichbaren Gemeinde verdeutlichte er, dass die Reichweite der Strahlung des Behördenfunks weitaus niedriger sei, als die der umliegenden Mobilfunkantennen, die das gesamte Gebiet überlagere. Hinzu komme, dass der Behördenfunk im ländlichen Bereich meist im Leerlauf sei, wenn kein Einsatz in der Gegend stattfinde.

„Wir sind hier, weil wir den Mast nicht wollen – weder auf städtischem noch auf Privatgrund“, sagte Frank Müller aus Eben. „Die Strahlung ist da, und ich gehe von anderen Werten aus als das Bundesumweltamt.“ Er besitze zwar ein Mobiltelefon, doch schalte er es nur ein, wenn er es benötige, um die Strahlenbelastung möglichst gering zu halten. Für den Fall, dass der Mast gegen den Willen der Bürger gebaut werde, sollte wenigstens sichergestellt werden, dass nicht zusätzlich noch eine Mobilfunkantenne darauf installiert werde.
Im Vertrag mit der Stadt sei festgelegt, dass eine weitere Antenne nur mit Zustimmung des Stadtrats angebaut werden dürfe, erklärte Bürgermeisterin Frieß. „Ich bin ziemlich sicher, dass der Stadtrat das nicht genehmigen würde.“ Worauf eine Bürgerin konterte: „Im Zweifelsfall wird doch über unsere Köpfe hinweg entschieden.“ Auf ihre Frage, warum die Stadt den Mast nicht ablehne, erklärte Christine Frieß: „Weil es um die Sicherheit geht.“

Nicht die Strahlung der Funkmasten sei problematisch, sondern allenfalls die, die das eigene Handy in Körpernähe abgibt, betonte Stefan Klein. Er riet dazu, sich die Möglichkeit offenzuhalten, später eine Mobilfunkantenne auf dem Mast zu installieren, um zu verhindern, dass ein Betreiber einen Standort in Ortsnähe auf einem Privatgrundstück aussuche: „Da haben sie keine Handhabe mehr.“ Ein weiterer Bürger aus Eben kritisierte, dass die Betroffenen durch den Stadtratsbeschluss vor vollendete Tatsache gestellt worden sein. „Wie sollen wir den Behörden vertrauen, wenn man nicht mit uns spricht, bevor etwas passiert?“, fragte er. Die Bürgermeisterin erklärte, dass der Vertrag für den Bau erst nach dem Infoabend unterzeichnet werde.
„Warum wird hier ohne Notwendigkeit ein Funkmast gebaut, der eine Million Euro kostet und die Landschaft verschandelt?“, fragte Ortssprecher Bernd Weich. Er forderte aktuelle Messungen, die Funkprobleme belegen, da ihm nichts derartiges bekannt sei.

„Bei einem Polizei- oder Rettungseinsatz muss ich mich darauf verlassen können, dass die Funkverbindung funktioniert“, konterte Klaus-Peter Lang (PI Kulmbach). Allein die Möglichkeit, dass die Verbindung unterbrochen sein könnte, sei bedrohlich, da die Einsatzkräfte im Ernstfall oft nur einmal die Gelegenheit hätten, einen Notruf abzusetzen. Auf die Frage, wie viele Fehler bisher festgestellt wurden, betonte Stefan Klein: „Darauf wollen wir es nicht erst ankommen lassen.“
Pager des Kreisbrandrats schaltet sich auf Weg nach Gärtenroth aus
Die Anfälligkeit des Funknetzes habe er auf der Fahrt nach Gärtenroth erlebt, als sein Pager (Funkmeldeempfänger) mehrfach außer Betrieb gewesen sei, berichtete Kreisbrandrat Thomas Hoffmann aus Kulmbach.
Der Mast verschandele das einzige Gebiet in Gärtenroth, von dem aus man nicht auf Windräder, Funkmasten oder Stromleitungen schaue, bedauerte Stadtrat Thomas Barnickel (Grüne). Warum die angedachten Standorte im Mainleuser Gebiet nicht weiter verfolgt wurden, wollte er wissen. Außer einem Grundstück in Eichberg, für das der Besitzer später sein Einverständnis zurückgezogen habe, sei keiner der sieben Standorte geeignet, das gesamte Gebiet abzudecken, sagte Klein.
Auf Barnickels Vorschlag, mehrere kleinere Masten mit geringerer Sendeleistung im Mainleuser Gebiet zu errichten, erklärte er, die Sendeleistung sei immer gleich und der Bau oder die Miete mehrerer Masten zu teuer.
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