WEISMAIN

Evangelische Frauenhilfe Weismain: Abschied nach 70 Jahren

Evangelischen Frauenhilfe Weismain: Abschied nach 70 Jahren
Die geehrten Frauen mit den Offiziellen. Foto: Roland Dietz

Der „70. Geburtstag“ wurde noch erreicht. Doch das Aus der Evangelischen Frauenhilfe in Weismain steht bevor. Das bedauert die Vorsitzende Gisela Laske. Bei der kleinen Feierstunde zum Bestehen der sozialen Organisation konnte sie Zweiten Bürgermeister Matthias Müller und Pfarrerin Claudia Jobst willkommen heißen. Die Feierstunde war zugleich auch ein Abschied.

Pfarrerin Jobst umrahmte die Feier mit passenden Liedern, die sie mit ihrer Gitarre begleitete. Gisela Laske brachte zum Ausdruck für welche Attribute die evangelische Frauenhilfe in Weismain 70 Jahre gestanden habe.

Gründungsjahr 1953

Es war das Jahr 1953, als sich Frauen zusammenschlossen. Vor dem verehrenden 2. Weltkrieg gab es in Weismain nur zwei evangelische Familien. Dies änderte sich, als viele Vertriebene aus Schlesien und Ostpreußen nach Bayern und damit auch nach Weismain kamen. So auch die Familie Knobel aus Königsberg in Ostpreußen. Deutschland befand sich im Wiederaufbau, Hilfe war überall nötig. Meta Knobel war schon in ihrer Heimat in einer Frauenhilfe tätig. Zusammen mit Anni Schreck, Johanna Saar und Elfriede Schilhanneck hob sie in Weismain die Evangelische Frauenhilfe am 29. Juli 1953 aus der Taufe. „Helfen mit opferbereiten Herzen“ war das Motto und ist es bis heute geblieben führte Gisela Laske aus.

Die Frauen begannen ihre Arbeit mit kleinen Mitteln. Im Mittelpunkt stand das Wohl für Menschen, die Hilfe benötigten. So wurde aus Woll- und Stoffresten mit Stricken und Nähen viel geschaffen. In kürzester Zeit zählte die aktive Gruppe über 100 Mitglieder. Die Zusammenkünfte standen unter der Überschrift: „Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen“. In das damals immer noch bestehende Flüchtlingslager Sonthofen wurden zentnerweise Bekleidungen geschickt.

Mit Decken wurde das Müttergenesungswerk in Stein bei Nürnberg versorgt. Solche Decken wurden später selbst gefertigt und gingen bis nach Neuguinea in die Mission. Pakete mit Kindersachen und begehrte Lebensmittel gingen regelmäßig bis 1989 in die ehemalige DDR. Aber auch in Weismain wurde viel getan und sich auch ins kirchliche Lebe eingebracht.

Als Meta Knobel nach 13 Jahren Jahren ihre Tätigkeit als Vorsitzende beendete,begann Elli Gründling ihre Vorstandstätigkeit, die sie 35 Jahre ausübte und dafür die silberne Ehrennadel der Stadt Weismain für besondere Verdienste erhielt sowie den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.

Auch das Nähen und Stricken hörte nicht auf sondern die schönsten bunten Decken wurden gefertigt mit Futterresten der Firma Rebhan. Sie gingen an Einrichtungen für Kinder mit Behinderungen. Trotz niedrigen Mitgliederbeitrages gelang es durch zusätzliche Spenden und Verkaufstätigkeiten auch finanzielle Hilfe für Einrichtungen wie die Geschwister Gummistiftung in Kulmbach, der Tafel in Burgkunstadt und den Kindergärten in Weismain zu tätigen. Immer mehr Institutionen baten um Hilfe.

Erfolgreich verlief die Zusammenarbeit mit anderen Konfessionen, so dem Katholischen Frauenbund in Weismain und Altenkunstadt. Zu den Aktionen zählten Ausrichtung des Weltgebetstags, Aufstellen von Sitzbänken, Lese-Sing und Plauderstunden in den Altenheimen und weiteren Besuchsdiensten. Leider sind viele Mitglieder verstorben. Zuletzt gehören der Frauenhilfe noch 13 Frauen an, die sich aber altersbedingt immer weniger an den monatlichen Versammlungen beteiligten, erklärte Gisela Laske mit viel Melancholie. Auch wenn der Verein sich auflöst bat Gisela Laske die verbleibenden Mitglieder miteinander verbunden zu bleiben. Die verbliebenen finanziellen Guthaben werden an caritative Einrichtungen gegeben.

Zweiter Bürgermeister Matthias Müller lobte das jahrzehntelange soziale Engagement. Er bedauerte die Auflösung der Evangelischen Frauenhilfe in Weismain. Leider verbreite sich der Egoismus im gesellschaftlichen Zusammenleben. Der Evangelischen Frauen Hilfe gebühre Dank insbesondere der langjährigen Tätigkeit von Gisela Laske. Es habe sich gezeigt dass eine kleine Organisation viel bewegen kann.

Ehrungen

Zum Abschluss des Vereinsgeschehens wurden geehrt: 62 Jahre Mitgliedschaft und 20 Jahre als 1. Vorsitzende Gisela Laske; 57 Jahre Mitgliedschaft Marianne Müller; 55 Jahre Mitgliedschaft und 16 Jahre als 2. Vorsitzende Brigitte Schweigert; 40 Jahre Mitgliedschaft Gertraud Baum, Karin Rohde, Monika Ruckdeschel, Dora Skerra; 30 Jahre Mitgliedschaft Gertrud Stenglein, Kornelia Laske; 20 Jahre Mitgliedschaft und Renate Hofmann und Karin Krauß.

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