
Auf den Tischdecken dieses Cafés wurde kein Kaffee und Kuchen aufgetischt, sondern Gedanken zum Thema Demokratie niedergeschrieben. Im Rahmen der ersten Demokratiekonferenz hatte am Samstag das Café „Demokratie Leben“ in der Burgkunstadter Obermainhalle geöffnet.
Die Tische wurden zu einer Ideensammlung, wie man im Landkreis Lichtenfels Demokratie fördern kann. „Man könnte einen Förderverein für die Synagoge in Lichtenfels etablieren“, kam Dr. Sigrid Christeiner aus Lichtenfels in den Sinn und auf die Tischdecke.
Gegen Rechtsrock
Steffen Biskupski und Laura Göldner vom Bündnis „Lichtenfels ist bunt“ ist das Konzert mit der Rechtsrockband „Weimar“ am 9. Dezember in der Lichtenfelser Stadthalle ein Dorn im Auge. Ginge es nach ihnen, sollte das Gastspiel der Gruppe abgesagt werden. Rechtsrockkonzert stoppen, Geschichtsbewusstsein stärken, Eltern, Lehrer und Erzieher für das Thema Rechtsradikalismus sensibilisieren, ein Generationenprojekt für Vielfalt auf die Beine stellen oder Begegnungsräume mit Zuwanderern schaffen – die Tische waren voll mit Vorschlägen.
Denn Demokratie, darin waren sich alle Teilnehmer einig, „ist nicht gottgegeben“, wie es der Leiter der Erwachsenenbildungsstätte der Hanns-Seidel-Stiftung in Kloster Banz, Michael Möslein in der Podiumsdiskussion formuliert hatte, die der Caféeröffnung vorausgegangen war.
„Sie muss täglich neu erarbeitet und bewahrt werden“, betonte der Redner. Die Gesprächsrunde kreiste um die Frage, wie es um die Demokratie bestellt ist. Antworten darauf gaben neben Möslein Kreisgeschäftsführer Thomas Petrak vom BRK, Beate Ehl vom Caritaskreisverband, die Vorsitzende des Kreisjugendrings Heike Leipold und Michael Hahn, Sachgebietsleiter „Jugend und Familie am Landkratsamt Lichtenfels“ und Prof. Dr. Waldemar Stange vom Lehrstuhl Sozialarbeit und Sozialpädagogik der Leuphana Universität im niedersächsischen Lüneburg.
Das Wort von einer stabilen Demokratie nahm Petrak in den Mund, gefolgt von einem deutlichen Aber. Wenn eine Partei anfange, an den Grundfesten der Demokratie zu drehen, dann müssten die Bürger auf die Straße gehen, um das zu verhindern. Ehl berichtete, dass sie bei ihre Arbeit mit Flüchtlingen immer wieder den Satz zu hören bekomme: „Warum macht ihr nicht mehr aus Eurer Demokratie?“

„Als erschreckend“ bezeichnete es Möslein, dass die Zahl derjenigen, für die die Demokratie nicht mehr die richtige Staatsform ist, inzwischen im zweistelligen Bereich liege.
Was kann man dagegen tun? „Wir müssen demokratiefeindliche Parteien mit Argumenten bekämpfen, ihnen die Maske vom Gesicht reißen und den Leuten zeigen, dass sie Scharlatane sind und keine Lösungen anzubieten haben“, lautete Mösleins Rezept. Nach Ansicht Leipolds gelte es, die Jugend stärker mit einbeziehen, was Möslein begrüßte: Je früher wir mit der Aufklärung beginnen, desto besser.“ Stange plädierte dafür, bei der politischen Bildung in den Schulen mehr Gas zu geben.
Landrat Christian Meißner hatte in seiner Begrüßungsrede keinen Hehl daraus gemacht, wie sehr es ihn als Demokrat bedrücke, dass die Demokratie nicht selbstverständlich sei, sondern immer wieder erkämpft werden müsse. Gefördert wird die Veranstaltung vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“, dass sich Demokratie fördern, Vielfalt gestalten und Extremismus vorbeugen auf seinen Fahnen geschrieben hat.
Kooperation mit Uni

Im Rahmen des Projekts besteht eine Kooperation mit der Uni Lüneburg, die Projekte zur Förderung von Demokratie im Landkreis Lichtenfels wissenschaftlich betreut. Zudem gibt es im Landkreis Lichtenfels eine Koordinierungs- und Fachstell der Partnerschaft für Demokratie, die seit Juni dieses Jahres von Tatjana Zolotar betreut wird. „‘Demokratie leben‘ ist ein Bundesprogramm, das die Stärkung des demokratischen Miteinanders anstrebt, sich aktiv für die Förderung von demokratischen Prinzipien in der Gesellschaft einsetzt und dadurch den Grundstein für eine harmonische, inklusive und gerechte Gesellschaft legt“, hatte die Expertin zu Beginn der Veranstaltung festgestellt.
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