
Ein besonderes Konzert mit Vorlesung war am vergangenen Sonntag im Rahmen der Kultursonntage in der Alten Vogtei in Burgkunstadt zu erleben. Texte von Erich Kästner, die von Edmund Nick in Chansons und Liedern vertont wurden, brachten die Mezzosopranistin Constance Heller gesanglich und Gerold Huber am Flügel musikalisch zu Gehör. Die Schriftstellerin und Dichterin Dagmar Nick las dazu die entsprechenden Texte.
Tochter von Komponist Edmund Nick
Dagmar Nick wurde als zweites Kind des Komponisten Edmund Nick und der Konzertsängerin Käte Nick-Jänicke 1926 in Breslau geboren. So schilderte die inzwischen 90-Jährige in ihren Texten auch die Freundschaft ihres Vaters zu Erich Kästner. Beide verband nicht nur eine enge künstlerische Zusammenarbeit, sondern auch eine außerordentlich tiefe Freundschaft. Der Komponist und Dirigent hat die Texte des Schriftstellers vertont.
Erich Kästner kennt man meist nur als Schriftsteller von Kinderbüchern oder humoristischer Gedichte. Doch Kästner war auch ein Feingeist, der seine Umgebung wahr nahm und sich kritisch mit dem Geschehen in seinem Umfeld auseinander setzte. Dagmar Nick stellte auch die Sehnsucht nach ländlichem Leben und der Natur des Stadtmenschen Kästner heraus. Dies wurde in den vertonten Texten sehr deutlich.
Die warme Lesestimme und die kraftvolle Stimme von Mezzosopranistin Constance Heller boten einen fesselnden Kontrast. Beim Herbstlied der „Fahrt in die Welt“ füllte Heller mit Gerold Huber am Klavier dem Raum der Alten Vogtei bis in die letzte Ecke aus. Schon hier wurden die Gedanken Erich Kästners zur Vergänglichkeit des Dasein, der Liebe und des Jahresablaufs hörbar. Dagmar Nick las auch ihre eigenen Gedichte „Über den Hafen von Lindos“ „Habe“, „Notizen“ „Über die Gracht“ und „Vertraulich“.
Gerold Huber legte mit seinem virtuosen Klavierspiel, das mal leicht und locker, mal schwermütig und geheimnisvoll anmutete, den Grundstein für die begeisternd wirkende Stimme von Constance Heller. Weiter bot das Duo die wunderschönen Chansons von Erich Kästner (Text) und Edmund Nick (Musik) „Frage an das eigene Herz“, Fahrt in die Welt“, „Die Elegie in Sachen Wald“ „Man müsste wieder……“ und „Ja das mit der Liebe“. Seine Texte hat Kästner dabei auch mit Fragen und Botschaften an das Leben versehen.
Virtuoses Klavierspiel
„Die 13 Monate“ gilt als eines der romantischsten und idyllischsten Werke Erich Kästners, dass bezeichnend für seine späte Schaffenszeit ist. Kästner wollte mit den Gedichten erreichen, das er sie als ein Großstädter für Großstädter“ schrieb. Ursprünglich hatte er von einer Schweizer Zeitung den Auftrag bekommen, für eine monatliche Jahresbetrachtung zu texten. Er wollte sich dabei auf die Schönheit des Kreislaufs der Jahreszeiten, der Natur und der damit verbundenen Begebenheiten besinnen. Der Freund Kästners und Komponist Edmund Nick vertonte die Gedichte 1969 zu einem Chanson-Zyklus.
In einem fast schon lässigen Plauderton leitete Sängerin Constance Heller die meisten Gedichtanfänge zu den einzelnen Monaten ein. In den melancholischen, humorvollen, aber auch sarkastischen Stimmungen der einzelnen Monate versinken Heller mit Gesang und Gerold Huber am Flügel in die dafür geschaffenen Kompositionen. Trauer, Schwermut und Vergänglichkeit werden ebenso wie Freude und Lebenslust musikalisch genial dargestellt. Lyrik, Text, und Musik sind perfekt zu einer Einheit verschmolzen.
Den 13. Monat gibt's nicht
Beim letzten „13. Monat“ ließ es sich Dagmar Nick nicht nehmen, nochmals selbst zu lesen. Dieser fiktive „Schaltmonat“ besteht aus dem Besten aller anderen Monate. Am Ende gelangt Kästner zu der Einsicht, dass es einen solchen Monat nicht geben kann und schließt mit den Worten: „Es tickt die Zeit. Das Jahr dreht sich im Kreise. Und werden kann nur, was schon immer war. Geduld, mein Herz. Im Kreise geht die Reise. Und dem Dezember folgt der Januar.“
Das Publikum dankte den Aufführenden für zwei tolle Stunden Lesung, Gesang und Musik mit einem lange anhaltenden Applaus.
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