
Kürzlich erschien mit „Verführung“ ein neuer Roman der Bamberger Buchautorin Tanja Kinkel. In ihrem neuesten Werk geht es nicht nur um eine starke Frau, sondern auch um Casanova persönlich. Unsere Zeitung sprach mit Tanja Kinkel über Casanova, das Schreiben und ihre Liebe zu Bamberg.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, sich mit Casanova zu beschäftigen?Tanja Kinkel: Nun, Casanova ist ja nur die zweite Hauptfigur in meinem neuen Buch. Angiola Calori, die erste Frau, der er einen Heiratsantrag machte, fand ich sehr interessant. Diese Frau war eine Grenzüberschreiterin, denn sie verkleidete sich als Kastrat, um auftreten zu können. Sie blieb auch privat in dieser Rolle und gab sich Casanova erst als Frau zu erkennen, als er ihr zugestand, sich in sie als Mensch - und nicht als Mann oder Frau - verliebt zu haben. Wie viel Selbstvertrauen muss diese Frau gehabt haben? Diese Frage hat mich sehr fasziniert. Schließlich gab Casanova ihr den Mut, auch als Frau aufzutreten. So begann Sie eine internationale Karriere, die selbst für heutige Künstlerinnen ungewöhnlich ist. Ich fand die Interaktion zwischen diesen beiden jungen Menschen, die sich 1744 begegnet sind, sehr spannend.
Weshalb sind Sie als Bambergerin nach München gezogen?Kinkel: Ich wollte nach der Schule Germanistik in Kombination mit Theaterwissenschaften studieren und das war in Bamberg nicht möglich. Also habe ich das als Gelegenheit genutzt, um gleichzeitig selbstständig zu werden. Ich hänge an Bamberg und habe ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Eltern, aber es war ebenso wichtig, erwachsen zu werden. München war schließlich eine gute Wahl, weil ich die Stadt mit ihrem südlichen Flair sehr mag. Ich gehe im Winter sehr gerne Skifahren und da ist die Alpennähe natürlich praktisch. Außerdem ist mein Verlag hier und es gibt viele Bibliotheken – alles ideal für mich als Autorin. Gleichzeitig ist man aber in nur zwei Stunden in Bamberg. Dort fahre ich ungefähr einmal im Monat hin und im Sommer bleibe ich über mehrere Wochen. Bamberg ist für mich Heimat geblieben.
Sie haben schon als Kind gerne geschrieben, wie kam das?Kinkel: Es gab keinen konkreten Anlass. In meiner Familie wurden immer viele Geschichten erzählt und es wurde viel vorgelesen. Das habe ich als Kind immer sehr geliebt und als ich selbst lesen konnte, habe ich angefangen Bücher zu verschlingen. Außerdem habe ich mir schon immer gerne Geschichten ausgedacht. Für mich ist das eine normale Ausdrucksform. Nur im Kindergarten wollte ich Seiltänzerin werden (lacht), aber schon ab der Grundschule stand für mich fest: Ich werde Autorin. Als ich dann meinen ersten Roman fertig hatte, war ich schon realistisch, denn ich wusste sehr wohl, wie viele Manuskripte bei den Verlagen eingehen und abgelehnt werden. Aber ich habe es einfach probiert und schon der zweite Brief war eine Zusage.
„Die Puppenspieler“ ist eines Ihrer bekanntesten Bücher, kann man auf eine Fortsetzung hoffen?Kinkel: Nein, ,Die Rückkehr der Puppenspieler' werden Sie von mir nicht bekommen. Es gibt natürlich immer Ausnahmen, aber im Regelfall haben Fortsetzungen nie die Klasse des Originals. Das sind meine persönlichen Erfahrungen als Leserin. Als Autorin erzähle ich eine Geschichte und schließe an einer Stelle, wo ich meine, dass die Geschichte fertigerzählt ist.
Wenn man dann beschließt eine Fortsetzung zu schreiben, weil das Original so populär war, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Man versucht das Gleiche nochmal, was oftmals ein langweiliger Abklatsch wird. Oder man versucht etwas Neues – was die Leser aber häufig auch nicht glücklich macht – weil vielleicht genau die Elemente fehlen, die das ursprüngliche Buch ausgemacht haben. Die beste Lösung heißt für mich deshalb: Keine Fortsetzung schreiben.
Zur Person
Tanja Kinkel ist in Bamberg geboren und aufgewachsen. Bereits mit acht Jahren begann sie zu schreiben und gewann schon 1988 einen Jugendliteraturpreis. Nach der Schule ging sie nach München um Germanistik, Theater- und Kommunikationswissenschaft zu studieren.
Schon während des Studiums schrieb sie ihre ersten Romane. Der Durchbruch gelang ihr 1993 mit „Die Puppenspieler“. Sie erhielt verschiedene Stipendien und Förderpreise; lebte einige Zeit in Olevano Romano bei Rom und in Los Angeles. Im Juli erscheint ihr neuestes Werk „Verführung“.
Viele weitere Infos unter: tanja-kinkel.de.